Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)
Die Haut ist nicht nur das größte Sinnesorgan des Menschen, sondern auch ein Spiegelbild für Gesundheit, Wohlbefinden, und – nicht zu vergessen – ein Spiegelbild der Seele. Zu den Kompetenzen der Pflegeassistenz gehört daher auch die kontinuierliche Beobachtung des Hautzustands der PatientInnen. Dadurch können pathologische Veränderungen – von einfachen Rötungen bis hin zu Anzeichen schwerer Erkrankungen – frühzeitig erkannt werden. Diese Themenseite vermittelt das Basiswissen darüber, wie man die Haut inspiziert und Abweichungen erkennt.
24.03.2025
Das muss die Pflegeassistenz über die Hautbeobachtung wissen:
➤ Kriterien der Hautbeobachtung nennen und pathologische / physiologische Veränderungen angeben.
➤ Den Unterschied zwischen normalem und herabgesetztem Hautturgor beschreiben.
➤ Den Begriff Ödem definieren und unterschiedliche Arten nennen.
➤ Veränderungen der Altershaut und deren Folgen nennen.
Die Kriterien der Hautbeobachtung
Kriterien: komm62g
• Hauttyp (normal, fett, trocken, Mischhaut)
• Hautfarbe (Rötung, Blässe, Gelbfärbung, Zyanose)
• Hautoberfläche (unrein, schuppig, verhornt, feucht)
• Hauttemperatur (überhitzt, kaltschweißig)
• Hautturgor (herabgesetzt, unauffällig [=gespannt])
• Sonstiges (Entzündungen, Muttermale, Ausschläge)
Beim Hauttyp unterscheidet man zwischen normaler, fettiger, trockener und Mischhaut. Normale Haut wirkt glatt, geschmeidig und hat eine gute Durchblutung. Fettige Haut zeigt oft einen öligen Glanz und neigt zu Unreinheiten. Trockene Haut fühlt sich rau an, spannt und kann zu Schuppenbildung neigen. Mischhaut zeigt sowohl trockene als auch fettige Hautpartien, meist ist die T-Zone fettig und die Wangen trocken. Der Hauttyp gibt Auskunft darüber, wie intensiv und mit welchen Produkten die Haut gepflegt werden sollte. Trockene Haut etwa braucht eine fettreiche Pflege, fettige Haut benötigt leichtere Produkte. Bei trockener Haut tritt häufig zusätzlich Juckreiz auf. In solchen Fällen kommen spezielle Pflegecremes zum Einsatz, die nicht nur die Haut mit Feuchtigkeit versorgen, sondern auch den Juckreiz gezielt lindern. komm63g
ℹ️ Mehr Infos zum Thema (Kommentarliteratur): Welcher Wirkstoff für welchen Hauttyp? ℹ️
Die Hautfarbe kann wichtige Hinweise auf Durchblutung, Sauerstoffversorgung und Organfunktionen geben. Blässe kann auf Anämie oder Kreislaufschwäche hinweisen, Rötungen auf Entzündungen oder Fieber, Gelbfärbung auf Leberprobleme und Zyanose auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung.
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Die Hautoberfläche liefert Informationen über den Pflegezustand und mögliche Erkrankungen. Schuppige oder verhornte Haut kann auf eine mangelnde Pflege oder bestimmte Hautkrankheiten hinweisen, feuchte oder mazerierte Haut (Intertrigo!) auf Inkontinenzprobleme oder mangelnde Hauttrocknung nach der Körperpflege.
ℹ️ Mehr Infos zum Thema (Kommentarliteratur): Welcher Hauttyp neigt eher zu Intertrigo? ℹ️
Die Hauttemperatur kann auf Fieber (überhitzt) oder Kreislaufprobleme (kaltschweißig) hindeuten.
Der Hautturgor erlaubt Rückschlüsse auf den Flüssigkeitshaushalt. Ein reduzierter Turgor weist auf Dehydration hin, während gespannte Haut zum Beispiel bei Ödemen auftreten kann.
Bei sonstigen Beobachtungen wie Entzündungen, Ausschlägen oder Veränderungen von Muttermalen sollte die Pflegerin aufmerksam sein und gegebenenfalls ärztliche Abklärung veranlassen, um Hauterkrankungen, allergische Reaktionen oder Anzeichen für Hautkrebs frühzeitig zu erkennen.
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Normale Haut braucht vor allem eine Erhaltung der Feuchtigkeit und Schutz. Eine milde Reinigung und eine feuchtigkeitsspendende, nicht zu fettige Pflege reichen meist aus. Ziel ist es, die Hautbalance zu bewahren und vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Fettige Haut benötigt eine sanfte, aber gründliche Reinigung, um überschüssiges Fett zu entfernen, ohne die Haut auszutrocknen. Leichte und fettfreie Pflegeprodukte helfen Unreinheiten vorzubeugen. Zu aggressive Produkte würden die Talgproduktion nur verstärken.
Trockene Haut braucht eine besonders reichhaltige Pflege. Sanfte Reinigungsprodukte, die die Haut nicht entfetten, sind wichtig. Nach der Reinigung sollten feuchtigkeitsspendende und rückfettende Cremes verwendet werden, die die Hautbarriere stärken und die Haut vor Feuchtigkeitsverlust schützen.
Die Hautfarbe kann wichtige Hinweise auf den Allgemeinzustand geben. Eine Rötung kann auf eine Entzündung, Überwärmung oder eine Durchblutungssteigerung hindeuten. Blässe ist oft ein Zeichen für Kreislaufschwäche oder Blutarmut. Eine Gelbfärbung, auch Ikterus genannt, weist häufig auf eine Lebererkrankung hin. Eine Zyanose beschreibt eine bläuliche Verfärbung der Haut und deutet auf einen Sauerstoffmangel im Blut hin.
Die Hautoberfläche zeigt, ob die Haut gepflegt oder verändert erscheint. Eine unreine Haut weist Mitesser oder Pickel auf. Eine fettige Oberfläche glänzt meist und fühlt sich ölig an. Trockene Haut wirkt oft matt und rau. Schuppige Haut zeigt abgestoßene Hautzellen, was bei Trockenheit oder Erkrankungen wie Psoriasis vorkommen kann. Verhornte Haut zeigt sich verdickt und hart. Eine feuchte Haut kann bei Überhitzung oder Nervosität auftreten. Abweichungen sollen umgehend dem gehobenen Dienst gemeldet werden.
Die Hauttemperatur wird durch Tasten beurteilt. Eine überhitzte Haut kann auf Fieber, Entzündungen oder Überwärmung hinweisen. Kaltschweißige Haut tritt häufig bei Schockzuständen, Kreislaufproblemen oder Schmerz auf. Bei Verdacht auf Fieber Körpertemperatur messen!
Der Hautturgor beschreibt die Spannkraft der Haut. Ein reduzierter Turgor zeigt sich, wenn die Hautfalte nach dem Anheben nur langsam zurückgleitet und weist auf Flüssigkeitsmangel hin. Ein gespannter Hautturgor kann bei Ödemen oder Entzündungen auftreten.
Bei der Hautbeobachtung auftretende Abweichungen von der normalen Hautfarbe
Die Hautbeobachtung wird vor allem am Körper durchgeführt, und zwar an Stellen, die besonders anfällig für Hautreizungen und Druck- oder Feuchtigkeitsschäden sind – etwa in Hautfalten, an knöchernen Vorsprüngen, unter der Brust, in der Leistenregion oder im Gesäßbereich.
Rotfärbung (Erythem):
entsteht durch eine vermehrte Durchblutung (Hyperämie), Blutgefäße erweitern sich
physiologisch: körperliche Belastung, Reibung, Scham, sexuelle Erregung, Alkohol
pathologisch: Entzündung, Hautallergien, Intertrigo, TVT, Dekubitus 1, Hitzebelastung, dermatologische Erkrankungen (z.B. Rosazea, Psoriasis)
Blässe:
entsteht durch eine Minderdurchblutung der Haut (Hypoämie) bei normalem Sauerstoffgehalt des Blutes.
physiologisch: Kälte, Angst
pathologisch: Anämie, Hypoglykämie, Übelkeit, Migräne, Hypotonie, PAVK, orthostatische Kreislaufprobleme
Bei Kreislaufproblemen ist die Haut minderdurchblutet, weil der Körper in solchen Situationen versucht, die Durchblutung lebenswichtiger Organe wie Herz, Gehirn und Nieren aufrechtzuerhalten.
Gelbfärbung (Ikterus):
entsteht oft durch Ablagerung von Bilirubin infolge unzureichender Ausscheidung (Leber- und Gallenerkrankungen). Zuerst erkennbar an der Lederhaut des Auges.
physiologisch: übermäßiger Verzehr von Karotten
pathologisch: Gallen- und Lebererkrankungen, Überdosierung Laxanzien (Abführmittel), fiebersenkende Medikamente
schmutzig-gelb-graue Haut:
chronische Nierenkrankheiten
Graufärbung:
physiologisch: Sterbeprozess
pathologisch: Tumorerkrankungen
Blaufärbung:
Entsteht, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut vermindert ist und sich dadurch vermehrt sauerstoffarmes, dunkelblau gefärbtes Hämoglobin in den Blutgefäßen ansammelt.
wird meist zuerst an den Lippen und den distalen Körperteilen (Fingern, Zehen, Händen, Füßen, Nase) sichtbar.
physiologisch: Kälte (fahlblau marmorierte Haut: Sterbeprozess)
pathologisch: Herzinsuffizienz (oft bei eingeschränktem Auswurf), PAVK, Varizen, Hämatome, Nekrose, COPD, Atemdepression (Opiate), Embolie
ℹ️ Mehr Infos zum Thema (Kommentarliteratur): Was Gefäße mit der Hautfarbe zu tun haben ℹ️
Hautturgor
Definition:
Hautspannung, die vom Flüssigkeitsgehalt beeinflusst wird. Lässt sich durch das Anheben einer Hautfalte überprüfen.
normal:
Haut glättet sich nach Anheben einer Hautfalte sofort wieder = Spannung ist druckelastisch
herabgesetzt:
Hautfalte bleibt nach Anheben einige Sekunden stehen (= Dehydration), Haut ist schlaff und faltig
physiologisch: Altershaut
pathologisch: Flüssigkeitsverlust
gesteigert:
Ödeme, Tumore (bösartig oder gutartig)
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was ist ein Ödem? 💡🧩 🪢
Veränderungen der Altershaut und deren Folgen
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Altern als Biomorpose 💡🧩 🪢
Effloreszenzen komm67g
Effloreszenzen sind pathologische Hautveränderungen, die im Rahmen des dermatologischen Befundes beschrieben werden. Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundäreffloreszenzen, je nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens.
Erosion – Defekt der Epidermis
Erythem – entzündliche Rötung der Haut
Ekzem – flächenhafte, juckende Erkrankung der Haut
Exanthem – großflächiger Hautausschlag
Cellulite – Dellen durch Fettgewebe
Cicatrix – narbige Hautveränderung
Dekubitus – Druckbedingtes Hautgeschwür
Hämatom – Bluterguss unter Haut
Herpes simplex – Bläschen durch Virus
Naevus – gutartiges Muttermal
Naevus flammeus – rötiger Feuermal-Fleck
Spider naevus – spinnenförmige Gefäßerweiterung
Papula – Knötchen
Petechien – punktförmige Blutungen Haut
Pustula – eitergefülltes Bläschen
Rhagade – schmerzhafter Hautriss
Striae – Dehnungsstreifen Haut
Urtika – Quaddel
Urtikaria – Nesselsucht
Ulkus – tiefer Hautdefekt
Verruca – ansteckende Warze
Verruca seborrhoicae – Alterswarze, nicht ansteckend
Vesicula – Bläschen
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