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Kompetenz der Pflegeassistenz: Körperpflege und Mundpflege

Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik


Letzte Aktualisierung: 09.11.24

Eine verantwortungsbewusste Körperpflege vermeidet Infektionen und Hauterkrankungen. Sie hat aber auch einen Einfluss auf Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden. Die Pflegeassistenz ist der erste Kontaktpunkt, der Veränderungen im Gesundheitszustand bemerkt und weiterleitet, sodass schnell Maßnahmen zur medizinischen Versorgung ergriffen werden können.

Für Fachsozialbetreuer ist es ebenso bedeutsam, über die Körperpflege Bescheid zu wissen, da sie bei ihrer ganzheitlichen Betreuung eine ebenso große Rolle spielen.

Für Diplom-Sozialbetreuer ist das Beherrschen der Körperpflege ebenfalls von Bedeutung. Sie übernehmen oft eine leitende Rolle in der Pflegeeinrichtung und sind für die Qualität der Betreuung verantwortlich. Diplom-Sozialbetreuer müssen in der Lage sein, die Pflegeprozesse zu überwachen, Mitarbeiter anzuleiten und sicherzustellen, dass die hohen Standards der Pflege eingehalten werden. Dabei arbeiten sie interdisziplinär mit anderen Fachkräften zusammen, um eine ganzheitliche Betreuung der Patienten zu gewährleisten.

Das muss die Pflegeassistenz über Körperpflege wissen:
➤ Sie nennen grundsätzliche Überlegungen bei der Durchführung der Körperpflege.
➤ Sie erkennen die Bedeutung der Körperpflege hinsichtlich Berührung/Körperkontakt, Sexualität, Schamgefühl, Körperzonen, Nähe und Distanz und Intimsphäre und reflektieren das eigene Verhalten.
➤ Sie können das Handlungsschema bei der Ganzkörperwaschung beispielhaft wiedergeben.
➤ Sie beschreiben die Unterstützung bei der Körperpflege am Waschbecken, in der Dusche und beim Baden.
➤ Sie erklären die Intimpflege bei Frau und Mann.
➤ Sie geben umfassend Auskunft über Zahnpflege, Zahnprothesenpflege, spezielle Mundpflege.

1. Grundsätzliches

Prinzipielles Vorgehen bei der Körperpflege (KF1.1.):

• von oben nach unten
• von vorne nach hinten
• von außen nach innen (Augen)

Ausnahme1: von innen nach außen (Intimpflege)
Ausnahme2: von hinten nach vorne (Mundhöhle)

Die drei Gebote der Körperpflege (KF1.3.):

• Situation individuell an den Patienten anpassen
• Hautkontakt so natürlich wie möglich halten
• Zeit für Kommunikation und Beobachtung nehmen

2. Die Bedeutung der Körperpflege

Pflegeberufe sind Berührungs- und Beziehungsberufe. Dabei werden häufig auch Schamgrenzen überschritten. In vielen Situationen muss der Patient es aushalten, dass seine Intimzonen berührt werden, um eine angemessene Pflege zu gewährleisten. Für die Pflegeassistentinnen ist dies ebenso eine Herausforderung. Sie müssen diese Intimzonen überschreiten, ohne die Würde des Patienten zu verletzen. Die Kunst in der Pflege liegt darin, eine Balance zwischen notwendiger Nähe und professioneller Distanz zu finden.

Berührung und Körperkontakt
Körperkontakt kann das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen steigern. Bei der Körperpflege ist es besonders wichtig, auf die Wahrung der Privatsphäre und das Schamgefühl des Patienten Rücksicht zu nehmen.

Sexualität
Sexualität ist ein vielschichtiger Begriff, der in Pflegesituationen oft sensibel gehandhabt werden muss. Pflegekräfte sollten darauf achten, dass die Würde des Patienten in jeder Pflegesituation gewahrt wird.

Schamgefühl (KF2.1.)
Es ist wichtig, dass die Pflegekraft einfühlsam vorgeht, um das Schamgefühl der Patientin so gering wie möglich zu halten. Dies kann durch klare Kommunikation und Abdecken nicht zu pflegender Körperteile und geschehen.

Berührungszonen (KF2.3.)

In der Pflege gibt es zwei Berührungszonen, die sensibel auf Kontakt reagieren:

Persönliche Zone: Bereiche, die nur von engen Bekannten oder im professionellen Pflegekontext berührt werden sollten.
Intimzone: Sehr sensible Bereiche (z.B. Genitalien), deren Berührung nur bei medizinischer oder pflegerischer Notwendigkeit erfolgen sollte.

Nähe und Distanz
Während körperliche Nähe für die Pflege notwendig ist, darf dabei die emotionale Distanz nicht außer Acht gelassen werden, um eine professionelle Beziehung aufrechtzuerhalten.

Respekt
Dazu gehören zum Beispiel das Anklopfen vor dem Betreten des Zimmers. Das Zimmer sollte nur auf Wunsch des Patienten geöffnet und nach Abschluss der Körperpflege wieder geschlossen werden. Schränke des Patienten dürfen nur mit Erlaubnis geöffnet und alle Pflegehandlungen sollten angekündigt werden. Zudem sollte bei der Körperpflege immer mit Blickschutz gearbeitet werden, um die Privatsphäre zu schützen.

Intimsphäre
Die Wahrung der Intimsphäre während der Waschung von Patienten ist ein zentraler Aspekt der Pflege und erfordert ein hohes Maß an Achtsamkeit und Respekt. Das Schamgefühl des Patienten muss unbedingt beachtet werden.

Die Intimpflege sollte nur dann durch das Pflegepersonal übernommen werden, wenn der Patient aufgrund eines Selbstpflegedefizits nicht in der Lage ist, diese Aufgabe selbst zu erledigen. Wo immer es möglich ist, sollte dem Patienten die Gelegenheit gegeben werden, die Pflegehandlungen eigenständig durchzuführen. (Ressourcen fördern, Selbstständigkeit erhalten)

Während der Waschung werden Blickschutz und Abdeckungen verwendet, um dem Patienten das Gefühl von Sicherheit und Diskretion zu geben. Regelmäßiges Ankündigen der einzelnen Pflegeschritte schafft Transparenz und Vertrauen, sodass der Patient sich in der Pflegesituation wohler fühlen kann (KF2.2.).

3. Die 4 Arten der Waschung (KF3.1.)

• Ganzkörperwaschung (Bett oder Waschbecken) (KF3.2.)
• Teilwaschung (Bett oder Waschbecken) (KF3.3.)
• Duschen
• Baden

4. Pflegerische Anwendungen

• belebende Waschung (gegen die Haarwuchsrichtung) (KF4.1.)
• beruhigende Waschung (in die Haarwuchsrichtung)
• therapeutische Waschung (mit Ölen) (KF4.2.)

5. Reinigende Ganzkörperwaschung im Bett – Handlungsschema

VORBEREITUNG

1. Informationen einholen
• Befindlichkeit erfragen
• Informationen über Selbstständigkeit einholen

2. Angenehme Atmosphäre schaffen (KF5.1.)
• Fenster schließen
• Sichtschutz anbringen
• Privatsphäre schaffen (Paravent)

3. Auf Sauberkeit achten
• Schutzschürze
• Handschuhe (Intimpflege, Infektionsgefahr)
• gewaschene Hände 🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: s. Hände waschen – Seite Hygiene💡🧩 🪢
• saubere Waschschüssel mit Wasser (Temperatur nach Wunsch der Patientin)
• Je 2 frische Waschlappen und Handtücher sowie 1 Einmalwaschlappen (bei Inkontinenz)
• Duschgel, Duschcreme
• sauberes Rasierzeug
• Inkontinenzeinlage
• Pflegemittel für Prophylaxen und andere Pflegemaßnahmen (Creme, Öl)
• Haut-, Mund-, Zahn-, Haarpflegemittel
• Nierenschale
• Frische Unterwäsche und Kleidung
• Frische Bettwäsche

4. Patientin vorbereiten
• Bett auf Arbeitshöhe bringen (rückenschonende Arbeitsweise!)
• Persönliche Toilettartikel (z.B. Deodorant, Toilettwasser, Rasierwasser, Handspiegel, Schminkutensilien)
• Oberkörperhochpositionierung (wenn möglich – sonst Positionierung nach Zustand)
• Entfernen von Kissen und Positionierungshilfsmittel

DURCHFÜHRUNG

1. Information
• laufende Information an die Patientin während der Körperwäsche 🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Das Recht auf Information und Aufklärung“ – s. Recht💡🧩 🪢

2. Angenehme Atmosphäre schaffen
• Intimsphäre wahren
• Waschschüssel so stellen, dass sie leicht erreichbar ist
• kurze, rubbelnde Bewegungen vermeiden
• Zeit für intensive Kontaktaufnahme → Kommunikation, auch nonverbal
→ Beobachtung, z. B. der Haut
• Nur den Körperteil entblößen, der gewaschen wird

3. Auf Sauberkeit achten
• Reihenfolge der Ganzkörperwaschung richtet sich nach dem hygienischen Prinzip von „rein zu unrein“
• vom Gesicht über den Oberkörper zu den Füßen, Intimbereich aussparen
• Bauchnabel inspizieren und ggf. Verkrustungen lösen
• Hautpflege berücksichtigen
• Handtuch unterlegen
• Mund-, Zahn-, Prothesenpflege am Anfang oder Ende
• Finger- und Zehenkontrolle, evtl. anschließende Maniküre und Pediküre am Ende
• Nichts auf den Boden legen!

4. Sicherheitsmaßnahmen beachten (KF5.2.)
• Gesicht ohne Seife waschen
• Haut gut abtrocknen – feuchtes Milieu im Intimbereich und Zehenzwischenräumen vermeiden
• BEI LOKALEN INFEKTIONEN (z.B. Fußpilz) KÖRPERTEIL ZULETZT WASCHEN, anschließend Waschlappen und Handtuch abwerfen

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern
• sich immer an den Wünschen des Patienten orientieren 🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Recht auf Zustimmung oder Verweigerung der Behandlung (Selbstbestimmung) – s. Recht💡🧩 🪢
• anleiten (z.B. die Hände zu waschen, evtl. Waschlappen über Hand von Patientin ziehen)
• Verhalten dem Zustand und der Befindlichkeit anpassen

NACHBEREITUNG
1. Information
2. Angenehme Atmosphäre schaffen
• Patientin in die gewünschte oder erforderliche Position bringen (bequem und richtig)
• Erreichbarkeit persönlicher Dinge am Nachtkästchen
• Lüften
auf Sauberkeit achten
• versorgen und desinfizieren der Pflegeutensilien und Waschschüssel
• Bett frisch beziehen, so weit wie nötig
• Aufräumen des Zimmers
• persönliche Händedesinfektion
Sicherheitsmaßnahmen beachten
• Ruftonanlage in erreichbarer Nähe
Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern
• Getränk in erreichbarer Nähe (sofern Patientin nicht nüchtern bleiben muss)
• Richten von Urinflasche, Leibstuhl
• Erreichbarkeit einer Aufrichthilfe
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DOKUMENTATION

DIE WICHTIGSTEN PUNKTE BEI DER REINIGENDEN GANZKÖRPERWASCHUNG IM BETT (und bei der Waschung am Waschbecken)

• persönliche Hygiene: gewaschene Hände, Handschuhe (Intimpflege, Infektionsgefahr)
• Einmalwaschlappen bei Inkontinenz
• Beobachtung, z. B. der Haut
• Reihenfolge der Ganzkörperwaschung richtet sich nach dem hygienischen Prinzip von „rein zu unrein“. Dadurch wird verhindert, dass Keime von den unreinen Bereichen auf die reinen übertragen werden (KF1.2.).
• Bauchnabel inspizieren und ggf. Verkrustungen lösen
• Mund-, Zahn-, Prothesenpflege am Anfang oder Ende
• Nichts auf den Boden legen!
• Gesicht ohne Seife waschen, Seife nicht ins Waschwasser geben – Waschen der Augen in Richtung des Tränenflusses (von außen nach innen)
• Haut gut abtrocknen – feuchtes Milieu im Intimbereich und Zehenzwischenräumen vermeiden
• BEI LOKALEN INFEKTIONEN (z.B. Fußpilz) KÖRPERTEIL ZULETZT WASCHEN, anschließend Waschlappen und Handtuch entsorgen
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DOKUMENTATION

Video: Ganzkörperwaschung, Häusliche Pflege, youtube

6. Waschung am Waschbecken (Ganzkörperwaschung oder Teilwaschung)

Reinigende Ganzkörperwaschung: wenn die Patientin mobilisiert werden kann, aber nicht in der Lage ist, sich zu waschen (z.B. bei akuter Verwirrtheit)
Teilwaschung: die Patientin ist teilweise selbstständig, kann das Bett verlassen und z.B. in den Rollstuhl mobilisiert werden. Körperpflege und Mobilisation werden sinnvoll verknüpft (Selbstständigkeit fördern!) (KF6.1.).
Teilwaschung „Hände und Gesicht“: Erfrischung und Reinigung morgens, vor und nach den Mahlzeiten, abends vor dem Zubettgehen. Ohne Seife!
Teilwaschung „Oberkörper“: z.B. bei starkem Schwitzen.
Teilwaschung „Unterkörper“ (Intimpflege): regelmäßig bei Inkontinenz oder beim liegenden transurethralen Blasenkatheter (KF6.2.).

6.1 Waschung am Waschbecken: Handlungsschema

siehe Pkt. 5: Ganzkörperwaschung im Bett („Waschschüssel“ durch „Waschbecken“ ersetzen)

7. Waschung in der Dusche: Handlungsschema

siehe Pkt. 5: Ganzkörperwaschung im Bett („Waschschüssel“ durch „Dusche“ ersetzen)

Patienten, die nicht sicher stehen können, benötigen einen Plastikstuhl (Hocker) in der Dusche. Dieser ist meist so gestaltet, dass er die Intimpflege in sitzender Position ermöglicht. Achtung: Muss über rutschfeste Gumminoppen verfügen! Kontrolliere, ob eine rutschfeste Unterlage am Boden der Duschkabine vorhanden ist. Sicherheit: Handgriffe an den Wänden. (KF7.1.)

8. Waschung in der Badewanne: Handlungsschema

VORBEREITUNG:

1. Information
• Badetermin absprechen, Information an die Patientin

2. Angenehme Atmosphäre schaffen
• „Besetzt“-Schild anbringen
• Überprüfen der Raumtemperatur
• Wasser einlassen – aber noch nicht ganz füllen; Temperatur mit Ellbogen prüfen (ca. 37°C – nach Wunsch 35-38°C)
• Badezusatz nach Wunsch oder ärztlicher Verordnung
• vorgewärmte Hand- oder Badetücher
• Möglichkeiten des Transfers in die Badewanne und zurück: Badewannenlifter, Patientenlifter, Badesitz, Anheben durch 2 Pflegekräfte

3. Auf Sauberkeit achten
• 1 Badetuch oder 2 Handtücher
• Seife/Waschlotion oder Badezusatz (mit Bedacht verwenden – Allergien & nicht ins Badewasser)
• Nagelbürste
• Haarshampoo
• Pflegemittel oder Kosmetika für die Haut
• Kamm, Bürste
• Evtl. Inkontinenzhilfsmittel
• Frische Wäsche, Kleidung oder Bademantel (Biografie!)
• Badewanne ausspülen
• Zwischenzeitlich kann das Bett von einer/m KollegIn bezogen werden

4. Sicherheitsmaßnahmen beachten
• Keine elektrischen Apparate im Badezimmer benutzen – STROM UND WASSER = ELEKTROSCHOCK
• Nicht nüchtern bzw. nicht früher als 2 Stunden nach den Hauptmahlzeiten baden
• Überprüfen der Hygiene im Badezimmer
• Badethermometer
• 2 Waschlappen (1 Waschlappen als Augenschutz bei Haarwäsche)
• Evtl. Verbandmaterial, wasserfeste Pflaster
• Sitzmöglichkeit für das Aus- und Ankleiden, Unterlage auf Stuhl legen
• Rutschfeste Unterlage vor und für Badewanne, Kopfstütze

5. Ressourcen beachten / Selbständigkeit fördern

DURCHFÜHRUNG:

1. Information
• Momentanes Befinden erfragen
• Haare trocknen und kämmen nach Wunsch (Fönen nicht im Bad!)

2. Angenehme Atmosphäre schaffen (KF8.1.)
• Auskleiden im Bad (Privatsphäre!)
• Wünsche und Vorlieben berücksichtigen
• Begleitung, Transfer zum Bad, in die Badewanne (gewohnte Bewegungsmuster bevorzugen)
• Vor Verlassen der Badewanne zugängliche Körperregionen mit vorgewärmten Tüchern abtrocknen & einhüllen
• Ankleiden
• Patientin ins Zimmer begleiten, Wohlbefinden überprüfen, 30 Min. Ruhe

3. Auf Sauberkeit achten
• Aufforderung, Blase und Darm zu entleeren; evtl. Urinbeutel ausleeren
• Evtl. Haarpflege durchführen
• Vor Beendigung des Bades gründlich abduschen
• Bei Bedarf Haut eincremen

4. Sicherheitsmaßnahmen beachten (KF8.3.)
• Vitalwerte (BD) bei Bedarf überprüfen
• Vorhandene Hilfsmittel (Brille, Hörgerät, Prothese, Perücke) entfernen
• In der Regel genügt eine Pflegekraft; bei Kontrakturen, ausgeprägter Spastizität, adipösen, verwirrten, unruhigen Patienten wird eine zweite hinzugezogen
• Wasser zunächst nur bis Nabelhöhe einlassen; restliches Wasser erst einlassen, wenn die Patientin in der Wanne sitzt, um Komplikationen zu vermeiden
• Kreislaufsituation überwachen
• Bei Verlassen der Badewanne behilflich sein
• Bei Bedarf nach dem Bad noch einmal Vitalwerte überprüfen
• Auf mögliche Hautveränderungen achten
• Sturzgefahr – vor dem Ausrutschen schützen! (z.B. Badematte)
• Hohen Wasserspiegel vermeiden – kann besonders bei alten Menschen zu Atemnot und Kreislaufbeschwerden führen
• Vorbeugung eines Zwischenfalls durch gezielte Beobachtung
• Einsteigen vom seitlichen oder hinteren Rand der Badewanne: Patientin sitzt auf einem Hocker neben der Wanne auf gleicher Höhe, Beine über den seitlichen Rand heben, mit oder ohne Hilfe, auf den Wannenrand rutschen und ins Wasser gleiten, mit oder ohne Hilfe. Beim Aussteigen umgekehrt: aus dem Wasser, auf den Wannenrand, auf den Hocker, Beine zum Schluss über den Wannenrand. (KF8.2.)

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern
• Bei Bedarf bei der Körperpflege unterstützen, mit dem Gesicht beginnen

6. Bei Komplikationen:

• Bei deutlichen Veränderungen und bei Beschwerden wie Atemnot, Schwindel oder Beklemmungen Wasser ablassen und Bad beenden
• Kopf einer kollabierten Patientin über Wasser halten – Notknopf, Rautekgriff
• Patientin aufrichten und kühl abduschen, Wassertemperatur langsam senken!
• Patientin zu zweit aus der Wanne auf eine Trage heben und abtrocknen
• Vitalzeichen kontrollieren, evtl. Reanimation einleiten und Arzt rufen (lassen)

NACHBEREITUNG

1. Information

2. Angenehme Atmosphäre schaffen

• Patientin vor Auskühlung schützen

3. Auf Sauberkeit achten

• Badezimmer aufräumen, lüften
• Badewanne und Hilfsmittel desinfizieren und reinigen

4. Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen

• Beim transurethralen Blasenverweilkatheter sind keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen erforderlich
• Wirkung des Bades auf die Patientin beurteilen

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern


NACHBEREITUNG
• DOKUMENTATION!

Die wichtigsten Punkte bei der Waschung in der Badewanne

• Temperatur mit Ellbogen prüfen (ca. 37°C – nach Wunsch 35-38°C)
• Wasser zunächst nur bis Nabelhöhe einlassen; restliches Wasser erst einlassen, wenn die Patientin in der Wanne sitzt (Kreislaufbeschwerden)
• Aufforderung, Blase und Darm zu entleeren; evtl. Urinbeutel ausleeren
• Möglichkeiten des Transfers in die Badewanne und zurück: Badewannenlifter, Patientenlifter, Badesitz, Anheben durch 2 Pflegekräfte
• Keine elektrischen Apparate im Badezimmer benutzen – STROM UND WASSER = ELEKTROSCHOCK
• Nicht nüchtern bzw. nicht früher als 2 Stunden nach den Hauptmahlzeiten baden (also 2 h nach dem Frühsück oder Mittagessen)
• Evtl. Verbandmaterial, wasserfeste Pflaster
• Sitzmöglichkeit für das Aus- und Ankleiden, rutschfeste Unterlage auf Stuhl legen
• Rutschfeste Unterlage vor und für Badewanne, Kopfstütze
• 30 Min. Ruhe
• Vitalwerte überprüfen
• In der Regel genügt eine Pflegekraft; bei Kontrakturen, ausgeprägter Spastizität, adipösen, verwirrten, unruhigen Patienten wird eine zweite hinzugezogen
• Kreislaufsituation überwachen
• Auf mögliche Hautveränderungen achten
• Sturzgefahr – vor dem Ausrutschen schützen! (z.B. Badematte)
• Hohen Wasserspiegel vermeiden – kann besonders bei alten Menschen zu Atemnot und Kreislaufbeschwerden führen
• Vorbeugung eines Zwischenfalls durch gezielte Beobachtung
• Einsteigen vom seitlichen oder hinteren Rand der Badewanne mithilfe eines Duschsitzes in derselben Höhe wie der Rand der Badewanne – beim Aussteigen umgekehrt
• Beim transurethralen Blasenverweilkatheter sind keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen erforderlich

Bei Komplikationen:

• Bei deutlichen Veränderungen und bei Beschwerden wie Atemnot, Schwindel oder Beklemmungen Wasser ablassen und Bad beenden
• Kopf einer kollabierten Patientin über Wasser halten – Notknopf, Rautekgriff
• Patientin aufrichten und kühl abduschen, dabei die Wassertemperatur langsam senken
• Patientin zu zweit aus der Wanne auf eine Trage heben und abtrocknen
• Vitalzeichen kontrollieren, evtl. Reanimation einleiten und Arzt rufen (lassen)

DOKUMENTATION!

9. Intimpflege

Zur Intimregion gehören (sowohl bei Männern als auch bei Frauen):
Bauch vom Nabel abwärts, Leisten, oberes Drittel der Oberschenkel, Genitalien, Gesäß

Die Intimpflege ist besonders wichtig und mehrmals täglich durchzuführen bei: Inkontinenz, Entzündungen, postoperativen Wunden, Hauterkrankungen, starker Schweißbildung.

DIE INTIMPFLEGE SETZT – NOCH MEHR ALS ANDERE VERRICHTUNGEN AM KÖRPER – TAKT UND EINFÜHLUNGSVERMÖGEN VORAUS.

DIE INDIVIDUELLEN BEDÜRFNISSE SIND ZU BEACHTEN:

• Respektieren des Schamgefühls
• Selbständigkeitsgrad abklären
• soweit möglich, die Intimpflege selbständig durchführen lassen

INTIMBEREICH BEOBACHTEN:

• Veränderungen melden, bzw. zweckmäßig behandeln
• Abspülen der Genitalien bei der Frau, wenn eine Waschung nicht möglich, erlaubt oder erwünscht ist

Eine korrekt durchgeführte Intimpflege ist gleichzeitig eine Infektionsprophylaxe.

Prinzipien bei der Intimpflege (KF9.2.)

  • Ein Wasserwechsel vor der Intimpflege ist hygienisch sinnvoll
  • Auf Waschzusätze möglichst verzichten
  • Einmalhandschuhe tragen
  • Von der Symphyse zum Anus waschen (verhindert Keimverschleppung „von oben nach unten“)

DURCHFÜHRUNG

1. Informationen einholen
• Abklären der Selbstständigkeit
• Information über Maßnahme und Zeitpunkt abstimmen

2. Angenehme Atmosphäre schaffen (Privatsphäre beachten)

• Fenster und Türen schließen, für angenehme Raumtemperatur sorgen
• Wahrung der Intimsphäre (Sichtschutz)
• Flachpositionierung

3. Auf Sauberkeit achten

• Die Pflege der Vulva / des Phallus wird vor der Pflege des Rektalbereichs vorgenommen
• Intimpflege immer mit frischem Wasser und sauberem Waschlappen (wenn möglich Einmalwaschlappen)
• persönliche Hygiene: Hände desinfizieren, Handschuhe
• Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche
• Zunächst Bauch vom Nabel abwärts, die Leisten und Innenseiten der Oberschenkel waschen und abtrocknen (von rein zu unrein, Nabel wurde bereits bei der Ganzkörperwaschung gewaschen)
• Zuletzt Gesäßfalte und Analregion in Richtung Steißbein waschen und trocknen (von vorne nach hinten)
• Das Waschen des Gesäßes erfolgt in Seitenlage – nicht vergessen, nach erneuter Drehung den Teil des Gesäßes waschen, auf dem die Patientin liegt
• Hautpflege wird in die Pflegehandlung integriert

4. Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen

• Bettschutz (frische Inko-Unterlage, Handtuch) unter das Gesäß
• Hautveränderungen und Sekretausscheidungen beobachten
• Auf Hautveränderungen, Rötungen achten
• Bei Übergewichtigen werden dünne Baumwollstreifen in die Hautfalten gelegt 👉 „Intertrigoprophylaxe“ (Wundsein = Intertrigo)

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern


GENITALBEREICH WIRD VON DER SYMPHYSE (Schambeinfuge) ZUM ANUS, ALSO VON VORNE NACH HINTEN GEWASCHEN!

NACHBEREITUNG:
DOKUMENTATION!

Der Unterschied zwischen Dekubitus und Intertrigo:
Ein Dekubitus (auch Druckgeschwür genannt) und ein Intertrigo (auch Hautwolf genannt) sind zwei verschiedene Hautprobleme, die sich in ihrer Ursache und Erscheinung unterscheiden. Ein Dekubitus entsteht durch anhaltenden Druck auf eine Hautstelle. Das beeinträchtigt die Durchblutung und führt zu Gewebeschäden (schon nach 2-3 Stunden!) führt. Vor allem an knöchernen Vorsprüngen wie Fersen, Hüften oder Steißbein kommt ein Dekubitus vor. Er kann in verschiedene Stadien unterteilt werden, von der Hautrötung bis hin zur offenen Wunde, die bis auf Muskeln oder Knochen reichen.

Ein Intertrigo hingegen entsteht durch Hautreibung, Feuchtigkeit und Wärme, oft in Hautfalten wie unter der Brust, in der Leistenregion oder zwischen den Oberschenkeln. Diese Reizung führt zu einer Entzündung (Rötung, Juckreiz und Schmerzen). Bei einem Intertrigo ist es typisch, dass die Haut aufgeweicht und rot ist, häufig begleitet von einem brennenden Gefühl.

BESONDERHEITEN BEI DER FRAU: (KF9.3)

• Beine aufstellen und spreizen lassen
• Intimregion von vorne nach hinten waschen (Darmbakterien in die Harnröhre 👉 Blasenentzündung)
• Innere Schamlippen spreizen, Harnröhren- und Vaginaleingang waschen
• Äußere Schamlippen spreizen, innere Schamlippen waschen
• Äußere Schamlippen waschen
• Das Waschen von innen nach außen (Abweichung vom prinzipiellen Vorgehen – von außen nach innen!) verhindert das Eindringen von Keimen in den Harnröhren- und Vaginaleingang
• Sorgfältig trocknen/trocken tupfen
• Intimbereich hinsichtlich Hautveränderungen und Sekret beobachten

BESONDERHEITEN BEIM MANN:
• Vorhaut zurückschieben und Eichel von Absonderungen (= Smegma) sowie Harnröhreneingang waschen, gut abtrocknen
• Vorhaut wieder über die Eichel schieben (Paraphimose!)
• Penisschaft in proximaler Richtung und den Hodensack in dorsaler Richtung waschen und abtrocknen
• Intimbereich hinsichtlich Hautveränderungen und Sekret beobachten

Paraphimose

Eine Paraphimose (Vorhautverengung) ist ein medizinischer Notfall, der auftritt, wenn die Vorhaut des Penis nicht mehr in ihre ursprüngliche Position über die Eichel zurückgeschoben wird. Dadurch wird die Blutzufuhr zur Eichel eingeschränkt, was zu einer schmerzhaften Schwellung und einer möglichen Gefährdung des Gewebes (Nekrose) führen kann. Die Vorhaut wirkt wie ein enger Ring um die Eichel, was den Blutfluss beeinträchtigt. Die Paraphimose erfordert sofortige medizinische Intervention, um die Vorhaut wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen und den Druck zu entlasten. Dies kann manuell erfolgen, in einigen Fällen ist jedoch ein kleiner chirurgischer Eingriff notwendig, um die Vorhaut zu lösen.

Waschen des Rektalbereichs
• mit dem Waschen des Rektalbereichs endet die Körper- bzw. Intimpflege – er ist immer das Letzte, das gewaschen wird
• auf die Seite drehen
• Anus in Richtung Steißbein (von vorne nach hinten) waschen (Darmbakterien!)
• begonnen wird mit beiden Gesäßhälften (von außen nach innen), der Anus wird erst zum Schluss gewaschen

10. Mund- und Zahnpflege

Allgemeine Mund- und Zahnpflege = Maßnahmen der Mundhygiene, die der gesunde Mensch täglich selbst ausführen kann, z.B. Zähne putzen, Zahnprothese reinigen und Mund ausspülen.

Mundpflege ist für alle Menschen bis ans Lebensende wichtig. Probleme im Mundbereich treten häufig auf und haben vielfältige Ursachen. Mundgesundheit beeinflust die Lebensqualität. Wenn Beeinträchtigungen unbehandelt bzw. unbeachtet bleiben, kann es langfristig zu schwerwiegenden Folgen wie Mangelernährung, Angst, Therapieabbruch und sozialem Rückzug kommen.

Zur Mundhygiene gehören generell die Zahnreinigung, Mundspülung, regelmäßige Zahnkontrollen (Prophylaxen) sowie die Behandlung von Mund- und Zahnerkrankungen:

Plaque kann nur durch Putzen entfernt werden. Das Auswischen des Mundes allein, z.B. mit Glycerinstäbchen oder Watteträgern, ist gegen Plaque nicht wirksam. Die Bildung von Zahnstein wird durch die Entfernung von Plaque weitgehend verhindert.

Wichtig ist, die Veränderungen der Mundschleimhaut, Zunge und Lippen frühzeitig zu erkennen und die pflegerischen Maßnahmen anzupassen.
Die Inspektion der Mundhöhle erfolgt mit Unterstützung einer Stablampe und eines Zungenspatels (KF10.3.).

Beobachtungskriterien (KF10.1.)
• Zustand der Zähne
• Zustand des Zahnfleisches
• Beschaffenheit der Mundschleimhaut (Beläge, ausreichend Feuchtigkeit, Aphten, Druckstellen (z.B. Prothesenstomatitis) Schwellungen)
• Beschaffenheit der Zunge
• Zustand des Gebisses bzw. der Zahnprothese
• Mundgeruch, z.B. durch kariöse Zähne oder bakterielle Besiedelung
• Zustand der Lippen (Rauigkeit, Trockenheit, Rhagaden [Mundwinkelrhagaden, „aufgerissene Lippen“], Herpes labialis, Borkenflechte)

10.1 Zahnpflege – Handlungsschema

Zahnpflege mind. 2 x täglich durchführen, besser 3 x (KF10.2.).
Wenn möglich immer die Patientin selbstständig durchführen lassen.

VORBEREITUNG

1. Informationen einholen
• Dysphagie?

2. Angenehme Atmosphäre schaffen

• auf die Wünsche der Patientin eingehen

3. Auf Sauberkeit achten

• Zahnbürste mit kurzem Bürstenkopf und intakten, abgerundeten Kunststoffborsten; Zahnpasta erbsengroß
• (Zungenbürste)
• (Interdentalbürste für die Zahnzwischenräume)
• Zahnputzbecher
• Handtuch
• Mundwasser, Becher für Mundspülflüssigkeit
• (Die elektrische Zahnbürste erleichtert die Zahnpflege und ermöglicht eine gute Massage des Zahnfleisches)
• (Zahnseide eignet sich zur gründlichen Reinigung der einander zugewandten Zahnteile)

4. Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen

• Nierenschale
• Evtl. Lippenpflege

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern


DURCHFÜHRUNG:

1. Informationen einholen
• Probleme mit den Zähnen oder der Prothese?

2. Angehnehme Atmosphäre schaffen

• auf Wünsche der Patientin eingehen

3. Auf Sauberkeit achten
• Handtuch quer unter das Kinn legen
• beginnend vom Zahnfleischrand von rot nach weiß putzen in einem Winkel von 45°
• von einem Ende des Zahnbogens innen bis zum anderen Ende, außen zurückputzen
• Die Kauflächen der Backenzähne werden mit kräftigeren Bewegungen geputzt
• Dann zum anderen Kiefer wechseln
• Bei gründlicher Durchführung dauert das Zähneputzen ca. 3 Minuten
• Danach wird die Mundhöhle gründlich mit Wasser gespült, Wasser durch die Zahnzwischenräume pressen lassen, evtl. Mundwasser verwenden
• Mundschleimhaut begutachten

4. Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen
• Oberkörperhochlagerung, auch Bettlägrige, bei Dysphagie nur in Seitenlage (KF10.4.)

5. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern

NACHBEREITUNG:
DOKUMENTATION!

DIE ZÄHNE EINES ANDEREN MENSCHEN ZU PUTZEN, ERFORDERT GESCHICK UND EINFÜHLUNGSVERMÖGEN. AUF DER SEITE DES HILFSBEDÜRFTIGEN RUFT DER VORGANG OFT UNANGENEHME EMPFINDUNGEN HERVOR, ZUMAL EIN INTIMER UND SEHR SENSIBLER BEREICH BERÜHRT WIRD.

11. Zahnprothesenpflege

Eine Zahnprothese/ein Zahnersatz ist ein Wertgegenstand: Sorgfältig handhaben!

Grundsätzlich sollte die Prothese immer tagsüber getragen werden, da sich der Kiefer sonst rasch verändert und die Prothese nicht mehr passt.
Die Gewohnheiten bezüglich des nächtlichen Prothesentragens sind unterschiedlich. Einige Menschen verzichten nachts darauf, fühlen sich gleichzeitig aber unsicher und möchten ohne Zahnersatz nicht gesehen werden. Auch die dadurch veränderte, undeutliche Aussprache führt zu Unsicherheiten.

Die regelmäßige Kontrolle der Zahnprothese und der Mundschleimhaut ist notwendig.
Prothesenträger sollten bei Veränderungen (lockerer Sitz) oder bei Beschwerden (Druckstelle, Kau Schwierigkeiten) und mindestens jedes 2. Jahr den Zahnarzt aufsuchen. Sitzt die Prothese nicht fest, sammeln sich auch häufig Essensreste darunter an. In diesem Fall wird nach jeder Mahlzeit die Prothesenpflege durchgeführt.

Zahnprothesen dürfen nicht eingesetzt werden bei Bewusstseinsgestörten, Bewusstlosen, Anästhesien im Mundbereich, Narkosen, evtl. bei Verwirrten.
Die Zahnprothese sollte in diesem Fall in einem Behälter aufbewahrt werden, der deutlich mit dem Namen des Besitzers versehen ist. Geschieht dies nicht, kommt es leider immer wieder zu Verwechslungen. In einigen Fällen ist es sinnvoll, die Zahnprothese zu kennzeichnen (personalisieren).

Zahnpflege Handlungsschema

VORBEREITUNG s. Ganzkörperwaschung im Bett

1. ggf. Informationen einholen

2. Auf Sauberkeit achten (KF11.2.)
• Handschuhe (persönliche Hygiene)
• spezielles Reinigungsmittel
• sauberes Waschbecken

3. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern
• Prothesen durch leichtes Hin- und Herbewegen aus dem Mund nehmen (lassen)

DURCHFÜHRUNG

1. Auf Sauberkeit achten
• Mit einer weichen Bürste unter fließendem Wasser reinigen• Auf Wunsch kann die Prothese kurz in ein spezielles Reinigungsmittel eingelegt werden. Vor dem Einsetzen gründlich spülen.
• Bei Bedarf werden Speise- oder Haftcremereste mit einer weichen Bürste vom Kiefer entfernt
• Mundspülen mit klarem Wasser oder erfrischender Lösung ermöglichen, jedoch nur bei Bewohnern mit vollem Bewusstsein und erhaltenem Schluck- und Hustenreflex (bei Aspirationsgefahr Seitenlage!)
• Mundschleimhaut inspizieren
• Vor dem erneuten Einsetzen der Zahnprothese unter kaltem Wasser gründlich abspülen

2. Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen (KF11.1.)
• Um Schäden durch das Herunterfallen der Prothese zu vermeiden, immer etwas Wasser ins Waschbecken füllen und einen Waschlappen auf den Abfluss legen
• Beschriftete Prothesenschale mit siebartigem Einsatz bereitstellen
• Reinigungstabletten nach Vorschrift des Herstellers einsetzen

3. Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern
• Patientin wird die Prothese in der Schale gereicht (Selbständigkeit fördern) (KF11.3.)

NACHBEREITUNG:
DOKUMENTATION!

12. MUNDPFLEGE

Die drei Elemente der Mundpflege (KF12.1)
• Zahnpflege
• Mundspülung
• Lippenpflege

Mundspülungen
Sie dienen der Entfernung von Speiseresten und oder der Anfeuchtung der Mundschleimhaut. Sie werden mit klarem Wasser oder ungesüßtem Tee (Geschmack richtet sich nach den Wünschen der Patientin) durchgeführt; keine alkoholhaltigen Mundwasser (Gefahr der Austrocknung). Mundhöhle spülen (KF12.2.).

Bei Dysphagie Watteträger statt Mundspülung (ausdrücken-Stabile Seitenlage) (KF13.4.)!

Lippenpflege
Die Lippenpflege sollte im Anschluss an die Mund- und Zahnpflege durchgeführt werden. Insbesondere bei einer reduzierten Flüssigkeitsaufnahme ist darauf zu achten, dass die Lippen nicht austrocknen.

13. SPEZIELLE MUNDPFLEGE

Spezielle Mund- und Zahnpflege: Maßnahmen der Mundhygiene, die über die allgemeine Mund- und Zahnpflege hinausgehen. Sie sind erforderlich, um Erkrankungen zu behandeln oder präventiv vorzubeugen.

Indikationen der speziellen Mundpflege (KF13.1.):
• Mukositis / Stomatitis (Mukositisprophylaxe, Stomatitisprophylaxe)
• Soor (Soorprophylaxe)
• Parotitis (Parotitisprophylaxe)

13.1 Mukositis, Stomatitis, Soor und Parotitis

Mukositis, Parotitis und Stomatitis sind Entzündungen, Soor ist eine Pilzinfektion. Im Gegensatz zu Stomatitis betrifft die Mukositis den gesamten Gastrointestinaltrakt, während die Stomatitis einzig die Mundschleimhaut betrifft. Parotitis ist eine schmerzhafte Entzündung der Ohrspeicheldrüse, hervorgerufen durch Bakterien.

Mukositis tritt besonders häufig als Nebenwirkung von Krebstherapien auf, die Ursache von Stomatitis können Infektionen (bakteriell, viral oder durch Pilze), mechanische Reize (Prothesenstomatitis) oder allergische Reaktionen sein. Mukositis ist die schwerwiegendere Erkrankung von beiden.

Symptome der Parotitis sind eine starke Schwellung, eine Blockade des Unterkiefers sowie eventuell austretender Eiter aus den Ausführungsgängen der Drüsen.

Über die Ohrspeicheldrüsen wird kontinuierlich Speichel in die Mundhöhle abgegeben. Durch den ständigen Speichelfluss wird auch das Eindringen von Bakterien in die Ausführungsgänge vermieden. Beim Essen steigert sich der Speichelfluss, bei einer Nahrungskarenz oder einer deutlich verminderten Flüssigkeitszufuhr verringert er sich entsprechend. Keime können dann in die Ausführungsgänge eindringen und zu einer stark schmerzhaften Entzündung der Ohrspeicheldrüse führen, welche meist einseitig auftritt. Aus diesem Grund ist es bei diesem Krankheitsbild besonders wichtig, den Speichelfluss anzuregen.

Von Soor spricht man dann, wenn es sich um eine Besiedlung der Schleimhaut mit dem Hefepilz Candida albicans handelt. Das Krankheitsbild wird auch Orale Candidose genannt. Soor kann ebenfalls den gesamten Gastrointestinaltrakt betreffen.

Risikofaktoren für Soor (Orale Candidose), Parotitis, Stomatitis und Mukositis (KF13.2.)
• allgemeine Abwehrschwäche
• schlechter Allgemeinzustand
• Zahnfleischentzündung aufgrund krankheitserregender Mikroorganismen
• Mangelhafte Zahn- und Mundpflege
• Vitaminmangel
• Nikotin- oder Alkoholmissbrauch
• Antibiotika- und Cortisoneinnahme
• Chemotherapie
• Strahlentherapie
• Diabetes
• verminderter Speichelfluss (z.B. durch Dehydratation oder Nahrungskarenz)

Maßnahmen bei Soor (Orale Candidose), Parotitis, Stomatitis und Mukositis
Ziel ist es, den Speichelfluss anzuregen:
• Vermehrte Kautätigkeit, z.B. durch Kauen von Kaugummi, Trockenobst oder Brotrinde (KF13.3.)
• Speichelanregende Mundspülungen durchführen
• Lutschen von Eiswürfeln oder sauren (zuckerfreien) Bonbons (evtl. Glycerinstick)

• mind. 1 x täglich die Mundhöhle sorgfältig inspizieren (besser 2-3x täglich)
• regelmäßige und sorgfältige Mund- und Zahnpflege durchführen (Einmalzahnbürste)
• bei Abwehrschwäche (z.B. bei onkologisch erkrankten Menschen) ggf. prophylaktische Schleimhautdesinfektion (auf Anweisung des Arztes)
• die Prophylaxe intensivieren und häufiger durchführen

Spezielle Maßnahmen bei Soor
• Zahnprothesen mit Reinigungstabletten mit fungizider Wirkung verwenden
• Auf Anordnung des Arztes lokales Antimykotikum verabreichen → Pipette darf den Mund nicht berühren, um eine Kontamination der Lösung zu vermeiden

Bei allen Pflegebedürftigen sollte beobachtet werden, ob ein ASPIRATIONSRISIKO vorliegt. Zur Erhebung des Pflegebedarfs ist eine sorgfältige Beobachtung der Mundhöhle und der Lippen unerlässlich!

Anfeuchten der Mundschleimhaut (Ziel: Mundtrockenheit entgegenwirken)
• Das regelmäßige Anfeuchten der Mundschleimhaut ist erforderlich bei Pflegebedürftigen, die selbst dazu nicht in der Lage sind, und unter Mundtrockenheit leiden (Glycerinstick, Watteträger)
• Die Durchführung erfolgt im ca. 2-stündl. Rhythmus, bei Bedarf auch häufiger.
• Die Mundschleimhaut und die Zunge werden mit teegetränkten Tupfern ausgewischt.
• Um die Zunge feucht und geschmeidig zu halten, kann sie mehrmals täglich mit frischer Butter bestrichen werden

DOKUMENTATION
Eine umfangreiche Dokumentation hilft, Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen:
• Verwendete Mundpflegeprodukte und deren Wirksamkeit
• Häufigkeit und Zeitpunkt der Inspektion
• Beschreibung der Mundschleimhaut einschließlich Veränderungen

Reinigen und Pflegen von Mundschleimhaut und Lippen (Ziel: Keime beseitigen)
• Die Mundhöhle wird mit Tupfern bzw. Gaze ausgewischt.
• Ob Peanklemme oder (kleiner) Finger verwendet werden, liegt im Ermessen der Pflegefachkraft – die Führung mit dem Finger ist gefühlvoller und einfacher, birgt aber die Möglichkeit einer Bissverletzung

Mundpflege-Set für die Durchführung einer speziellen Mundpflege bei Soor, Parotitis, Mukositis, Stomatitis
• Diagnostikleuchte und Zungenspatel zur Inspektion
• Kleine Kompressen, Tupfer, alternativ Watteträger
• Saubere Peanklemme oder Plastikklemme
• Handschuhe
• Erfrischende Lösungen (z.B. Pfefferminztee, Tee mit Zitronensaft, Mundwasser)
• Lippenpflegemittel (z.B. eigener Fettstift der Patientin, Wund-und-Heilsalbe)
• evtl. Glycerin-Wattestäbchen
• Zungenpflegemittel (z.B. antibakterielle oder antimykotische Gele – auf Anweisung)
• ggf. zur Entfernung haftender Zungenbeläge/Borken: Zitronenscheiben oder Butter/Margarine sowie feuchte Kompressen
• Nierentasse
• Handtuch

Borken
„Borken“ bezeichnet fest haftende, trockene Beläge auf der Haut oder Schleimhaut, die sich aus getrockneten Sekreten wie Blut, Eiter oder anderen Flüssigkeiten bilden und an Schorf erinnern. Diese Schicht deutet entweder auf eine Heilungsphase oder auf eine chronische Entzündung hin. Solche Beläge können zu Blutungen führen, wenn sie entfernt werden. Im Mundraum können Borken bei schweren Entzündungen oder Infektionen auftreten, bei denen es zu einer Austrocknung oder Schorfbildung auf der Schleimhaut kommt. Diese Beläge müssen in der Regel medizinisch behandelt werden, um eine vollständige Heilung zu fördern und mögliche Komplikationen zu verhindern.

Handlungsschema

VORBEREITUNG
Information der Patientin
• Angenehme Atmosphäre schaffen: Oberkörper hoch, bei Aspirationsgefahr Mundpflege in Seitenlage
• Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen: Händedesinfektion, Handschuhe anziehen
• Auf Sauberkeit achten: Auflegen des Handtuchs zum Schutz der Kleidung
• Ressourcen berücksichtigen / Selbständigkeit fördern: ggf. einzelne Arbeitsschritte selbständig erledigen lassen

DURCHFÜHRUNG
• Inspektion der Mundhöhle und Lippen mit Diagnostikleuchte und angefeuchtetem Spatel
Tupfer in der Klemme fixieren, Spitze sollte vollständig bedeckt sein (keine Verletzungsgefahr) oder Gaze um behandschuhten Finger wickeln
• Tupfer / Gaze mit gewünschter Lösung befeuchten
Mundhöhle immer von hinten nach vorne reinigen! (= Ausnahme aus den prizipiellen Regeln der Körperpflege)

NACHBEREITUNG
DOKUMENTATION!

Hygieneregeln bei der speziellen Mundpflege:

• Pflegeutensilien täglich wechseln
• Flüssigkeit und Tupfer in geschlossenen Behältnissen aufbewahren

Generell sollten für die Mundpflege nur Substanzen verwendet werden, deren Geruch und Geschmack der Patientin angenehm sind.

14. Der Unterschied zwischen normaler Mundpflege und spezieller Mundpflege

Der Unterschied zwischen normaler Zahnpflege und spezieller Zahnpflege liegt im Zweck der jeweiligen Maßnahmen (KF14.1.).

Normale Mundpflege umfasst die routinemäßige Reinigung der Zähne zur Entfernung von Speiseresten und zur Vorbeugung von Karies und Zahnfleischerkrankungen. Sie sollte mindestens 2 x täglich durchgeführt werden.

Spezielle Mundpflege geht über die Routinepflege hinaus. Sie wird angewendet, um spezifische Erkrankungen der Mundschleimhaut zu behandeln oder ihnen vorzubeugen. Es werden z.B. antiseptische oder antimykotische Lösungen, Mundspülungen oder natürliche Mittel zur Anregung des Speichelflusses verwendet. Für Prothesen werden spezielle (antiseptische oder antimykotische) Reinigungsmittel verwendet. Die wichtigsten Maßnahmen haben die Feuchthaltung der Mundschleimhaut und die die vermehrte Speichelbildung zum Ziel.

VIEL GLÜCK BEI DER PRÜFUNG! 🍀


Bild: pixabay, @KC_Woon