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Gerontologie für die Pflegeassistenz


Letzte Aktualisierung: 24.03.25

Die Wissenschaft des Alterns vermittelt wichtiges Wissen über die körperlichen, geistigen und sozialen Veränderungen im Alter. Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten lernen, wie sie ältere Menschen kompetent unterstützen und auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen können.

Auch für Fachsozialbetreuer ist das gerontologische Wissen unverzichtbar, da sie häufig in engem Kontakt mit älteren Menschen stehen und deren Lebensqualität fördern sollen. Gerontologie vermittelt ein Verständnis für die Herausforderungen, die das Alter mit sich bringt. Dieses Wissen befähigt Fachsozialbetreuer dazu, nicht nur körperliche Hilfe zu leisten, sondern auch emotionale Unterstützung zu bieten und die Senioren in ihrer psychosozialen Entwicklung zu begleiten.

Als Diplom-Sozialbetreuer wird gerontologisches Fachwissen noch wichtiger, da sie eine übergeordnete Rolle in der Planung, Koordination und Umsetzung der Betreuung älterer Menschen übernehmen. Sie erstellen Betreuungspläne und müssen gleichzeitig in der Lage sein, die Pflegeassistenz und andere Betreuungskräfte fachlich anzuleiten und zu schulen, um eine hochwertige Betreuung sicherzustellen. Gerontologie ermöglicht es ihnen, den gesamten Betreuungsprozess auf die speziellen Herausforderungen des Alterns abzustimmen.


1. Einige wichtige Begriffe

Gerontologie:
Die Wissenschaft vom Alter und Altern. Beschäftigt sich mit den biologischen, psychologischen, sozialen und kulturellen Prozessen des Alterns.

Geriatrie:
Altersheilkunde. Teilgebiet der Medizin, das sich auf die Diagnostik, Behandlung und Prävention von Krankheiten bei älteren Menschen spezialisiert.

Gerontopsychiatrie:
Fachgebiet der Psychiatrie, das sich mit den psychischen Störungen und Erkrankungen älterer Menschen befasst, wie z. B. Demenz, Depression oder Angststörungen.

Geragogik:
Die Wissenschaft von Lernen und Bildung im Alter. Beschäftigt sich mit Lernprozessen, Bildungsangeboten und der Förderung von Wissen und Kompetenzen bei älteren Menschen.

Rehabilitation:
Maßnahmen zur Wiederherstellung oder Verbesserung von Fähigkeiten und Funktionen, die durch Krankheit, Verletzung oder Behinderung beeinträchtigt wurden. Ziel ist es, die Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben wiederherzustellen bzw. zu fördern.

Multimorbidität:
Das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer chronischer oder akuter Erkrankungen bei einer Person.

Chronizität:
Langfristiger oder dauerhafter Verlauf einer Erkrankung, die oft über einen langen Zeitraum hinweg behandelt oder gemanagt werden muss.

Funktionalität:
Die Fähigkeit eines Menschen, alltägliche Aufgaben und Aktivitäten auszuführen. Sie ist ein Maß für die körperliche, geistige und soziale Leistungsfähigkeit.

Die alternde Gesellschaft:
Gesellschaft, die durch einen wachsenden Anteil älterer Menschen und einer geringeren Geburtenrate geprägt ist. In Österreich leben derzeit 9,2 Millionen Einwohner. Davon sind 1,77 Millionen Kinder und Jugendliche (0–19 Jahre)*1) und 1,8 Millionen ältere Menschen (65 Jahre und älter)*2).

Daten: *1) Statista & *2) Statistik Austria

2. Das Alter

Altern ist keine Krankheit und daher weder heil- noch verhütbar, noch durch Verjüngungsmittel aufzuhalten. Wir, unsere Zellen und unsere Organe altern nicht gleich schnell. Die Altersveränderungen verlaufen ungleichmäßig und bei jedem Menschen verschieden ab. In derselben Altersklasse bestehen große Unterschiede. Aus den biologischen Veränderungen kann nicht auf das kalendarische Alter geschlossen werden.

Dimensionen des Alters

Kalendarisches Alter:
Anzahl der seit der Geburt vergangenen Jahre.
Biologisches Alter:
Der körperliche Zustand, der von genetischen Faktoren und dem Lebensstil beeinflusst wird.
Psychologisches Alter:
Die subjektive Wahrnehmung des eigenen Alters und die geistige Leistungsfähigkeit.
Soziologisches Alter:
Die gesellschaftliche Rolle und Erwartungen an eine Person in einer bestimmten Altersgruppe.

Altersklassifikation nach WHO

Ältere Menschen:
Personen über 60 Jahre.
Alte:
Personen über 75 Jahre.
Hochbetagte:
Personen über 90 Jahre.
Langlebige:
Personen, die ein besonders hohes Alter von über 100 Jahren erreichen.

Moderne Alterskategorisierung

Inzwischen ist es vielfach üblich geworden, die Altersgruppe

  • der 55 – 74-Jährigen, den sogenannten „jungen Alten“ oder „young olds“
  • von den Betagten 75 – 89-Jährigen, den „alten Alten“ oder „old olds“
  • und den Hochbetagten über 90-Jährigen

abzugrenzen.

„JEDER IST SO ALT WIE ER SICH ANPASSEN KANN“
Definition Grond, Erich (Arzt für Innere Medizin und Psychotherapie/Deutschland)

Alter bedeutet abnehmende Anpassungsfähigkeit

Der Körper kann sich im Alter schlechter an Umweltbedingungen wie Hitze, Kälte, andere Ernährung und Sauerstoffmangel anpassen. Die mittlere Lebenserwartung steigt. Dennoch setzen die biologischen Altersveränderungen unverändert früh an – nämlich mit der Geburt.

Biologisches Altern ereignet sich von Geburt an.

Altern schwächt die Widerstandskraft, sodass Krankheiten häufiger werden. Wir sterben nicht an Altersschwäche, sondern an einer Krankheit bei Altersschwäche.

3. Altern als Biomorphose

Definition:
Die Biomorphose verläuft fließend. Sie beginnt mit der Verschmelzung der Keimzellen bei der Befruchtung und endet mit dem Tod.

Biomorphologische VeränderungUrsacheFolge
Körpergröße→ Schrumpfen der Wirbelkörper, verminderte Elastizität aufgr. v. Wasserverlust der Bandscheiben➤ Körpergröße nimmt bis zum 80. Lebensjahr um bis zu 6 cm ab
Körperumriss→ Bauchorgane sacken ab
→ Körperschwerpunkt verlagert sich nach unten
→ Fetteinlagerung in Hüften und Oberschenkeln
→ Schulterpartie wird schmaler, Becken breiter
→ Ohrläppchen wachsen weiter
→ Verschleiß des Bindegewebes in den Füßen
→ Nase wächst weiter
➤ Taille verschwindet
➤ Rundrücken, Vorverlagerung des Kopfes
➤ mehr Belastung für Knie- und Hüftgelenke
➤ birnenförmige Gestalt
➤ Ohrläppchen werden länger
➤ Senkfuß
➤ große Nase
Haut und Haare→ dünner werdende Haut durch langsamere Zellteilung
→ Verlust an Kollagen
→ Abbau von Melanin
→ veränderte Hauterneuerung & Anordnung der Melanozyten
→ Wassergehalt in den Zellen nimmt ab = allgemeiner Zellverlust
→ nachlassende Wasserbindungskapazität
→ verringerte Schweißproduktion
→ Abnahme von Fettgewebe
→ Verringerung von Pigmentzellen (Melanozyten)
→ Abnahme der Durchblutung
→ verringerte Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff
➤ Adern treten hervor
➤ Faltenbildung, weniger Elastizität
➤ Haare werden grau oder weiß
➤ Pigment-, Altersflecken
➤ geringere Elastizität
➤ trockene Haut und Juckreiz
➤ veränderter Säureschutzmantel
➤ geringere Wärmeisolation
➤ verringerter Schutz gegen UV-Licht
➤ Nährstoff- + Sauerstoffvers. geringer
➤ verzögerte Wundheilung
Gangbild→ Verlust des Gleichgewichtssinns
→ Abbau der Muskulatur
→ Abbau der Knochendichte
→ Knorpelschwund
➤ Gangungsicherheit
➤ reduzierte Schrittlänge
➤ Haltungsveränderungen
➤ steifer Gang, X- oder O-Bein-Gang
Gelenkknorpel→ Knorpelmasse wird dünner
→ Abnutzung von Gelenkflächen
➤ Schmerzen, Gelenksteifheit
➤ Entzündungen, Arthrose
Atemorgane→ weniger Alveolen
→ Atemmuskulatur verliert an Kraft
➤ Geringere Atemeffizienz
➤ Atemnot bei Anstrengung
Verdauungssystem→ Einnahme von Medikamenten
→ Verlangsamung der Dickdarmbewegungen
→ schwächere Speiseröhrenmuskulatur
➤ Obstipation, Hämorrhoiden
➤ Völlegefühl, Blähungen
➤ Reflux
Sinnesorgane→ Linse des Auges verliert an Elastizität
→ Linse wird trüb, verschwommene Sicht und Lichtempfindlichkeit
→ Verlust von Haarzellen und Versteifung der Strukturen im Ohr
→ Aromen werden nicht mehr wahrgenommen
→ Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns
➤ Altersweitsichtigkeit
➤ Grauer Star
➤ Altersschwerhörigkeit
➤ Verlust v. Geruchs- und Geschmackssinn
➤ Balance halten wird schwerer
Immunsystem→ schwächeres Immunsystem➤ anfälliger für Infektionen
Hirnleistung→ Hirnleistung nimmt ab
→ Erkrankungen des Gehirns
➤ Nachlassende Merkfähigkeit, Konzentration
➤ Demenz
Geschlechtsorgane→ hormonelle Veränderungen
→ Wachsen der Prostata
→ Schwächung der Beckenbodenmuskulatur
➤ Menopause
➤ Harninkontinenz
➤ Harninkontinenz
Herzleistung→ Kontraktionskraft des Herzens lässt nach➤ Leistungseinbußen & geringere Atemeffizienz
Gefäßfunktion→ Arterienwände verlieren ihre Elastizität➤ Verhärtung der Arterienwände

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was sind die Kriterien der Hautbeobachtung?💡🧩 🪢

Vom Säugling bis ins hohe Alter verändert sich der Körper kontinuierlich im Laufe des Lebens. Dieser Gestaltwandel (Biomorphose) betrifft nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch die inneren Funktionen des Körpers. Alterung ist ein natürlicher Prozess, bei dem der Organismus eine hohe Anpassungsleistung erbringt, um den Verlust von Funktionen und die Abnutzung der Organe auszugleichen.

Altern ist keine Krankheit, sondern eine normale, gesunde Veränderung.

Schon ab dem dritten Lebensjahrzehnt beginnt die Rückbildung der Organe, im fünften verstärkt sie sich. Dabei altern die Organe unterschiedlich schnell und zu unterschiedlichen Zeiten. Erst im höheren Altern werden die Einbußen spürbar. So lange wie machbar gleicht der Organismus die Verluste aus.

3.1. Biomorphose des Bewegungsapparats: „Altersproblem“ Bewegungseinschränkung

Viele Menschen behalten bis ins hohe Alter einen stabilen und selbstbewussten Gang. Dennoch kann es bei manchen Personen im Alter zu einem unsichereren Gang kommen. Eine der Hauptursachen dafür ist der Verlust des Gleichgewichtssinns, der durch altersbedingte Veränderungen im Innenohr entsteht. Das erhöht das Risiko von Stürzen. Dies tritt jedoch nicht bei jedem Menschen auf und hängt stark von individuellen Faktoren wie körperlicher Aktivität, Gesundheit und Training ab.

Abbau der Muskulatur
ab dem 80. Lebensjahr bis zu 30%

Bis zum 80. Lebensjahr kann die Muskulatur um bis zu 30% an Masse verlieren. Dieser Abbau beginnt schleichend bereits ab dem 30. Lebensjahr und beschleunigt sich im höheren Alter. Die Ausprägung dieses Prozesses variiert jedoch individuell und hängt immer auch von Faktoren wie genetischer Veranlagung, körperlicher Aktivität, Ernährung, Hormonhaushalt und möglichen Vorerkrankungen ab.

Abbau der Knochendichte
bis zu 25% im Laufe des Lebens (= Osteopenie)
Osteoporose – Knochen werden brüchiger
Rückgang von Östrogen ➤ Frauen in der Menopause haben ein erhöhtes Risiko

Es kommt zu einem natürlichen Abbau der Knochendichte, der schon ab dem mittleren Erwachsenenalter spürbar wird. Bis zu etwa 25% der Knochendichte können im Laufe des Lebens verloren gehen. Dieser Prozess, der als Osteopenie oder im fortgeschrittenen Stadium als Osteoporose bezeichnet wird, führt dazu, dass die Knochen brüchiger werden. Der Verlust an Knochendichte wird durch den Rückgang von Östrogen bei Frauen nach der Menopause, verstärkt. Der Verlust der Knochendichte ist ein natürlicher, aber nicht unvermeidbarer Prozess. Zwar beginnt der Abbau der Knochendichte bereits ab dem mittleren Erwachsenenalter, jedoch ist das Ausmaß individuell unterschiedlich und hängt von Faktoren wie genetischer Veranlagung, körperlicher Aktivität, Ernährung, Vitamin-D- und Kalziumversorgung, Hormonhaushalt, Lebensstil (z. B. Rauchen, Alkohol), Medikamenteneinnahme und bestehenden Vorerkrankungen ab.

Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem Schwund der Gelenkknorpel. Dies führt häufig zu Schmerzen. Da die Knorpelmasse mit der Zeit dünner wird, kommt es zu Gelenksteifheit. Die Abnutzung der Gelenkflächen kann zu Entzündungen führen, die das Risiko für degenerative Erkrankungen wie Arthrose erhöhen. Ebenso kann es jedoch sein, dass eine Person bis ans Lebensende keine gravierenden Probleme mit den Gelenkknorpeln hat. Risikofaktoren für den Knorpelabbau und Gelenkverschleiß sind Rauchen und Alkoholkonsum, genetische Veranlagung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Überlastung und Fehlbelastung, Entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis und mangelhafte Aufnahme von knorpelschützenden Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Kollagen.

3.2. Biomorphose der Verdauungsorgane: „Altersproblem“ Verdauungsbeschwerden

Verdauungssystem und Alterung
Viele Menschen haben bis ins hohe Alter keine Probleme mit der Verdauung. Dennoch können sich die Funktionen des Verdauungssystems im Alter verlangsamen. In Verbindung mit verminderter Flüssigkeitsaufnahme, weniger körperlicher Bewegung und möglicherweise der Einnahme bestimmter Medikamente kann das Risiko für Obstipation steigen. Der Nahrungsbrei bleibt in solchen Fällen länger im Verdauungstrakt, was zu einer stärkeren Entwässerung des Stuhls und damit zu Verstopfung führen kann. Diese Veränderungen treten jedoch nicht bei jedem Menschen auf und hängen stark von individuellen Lebensgewohnheiten und gesundheitlichen Bedingungen ab.

3.3. Biomorphose der Regulationsmechanismen des Körpers: „Altersproblem“ Wasserverlust

Körpergröße und Alterungsprozess
Einer der Hauptgründe für den Rückgang der Körpergröße ist das Schrumpfen der Wirbelkörper. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln verlieren an Flüssigkeit. Dieser Prozess beginnt oft bereits ab dem mittleren Erwachsenenalter und setzt sich im höheren Alter fort. In manchen Fällen kann die Körpergröße bis zum 80. Lebensjahr um bis zu 6 cm abnehmen. Allerdings ist dies nicht bei jedem Menschen gleichermaßen ausgeprägt, und die Abnahme der Körpergröße kann individuell stark variieren.

Haut, Haare und Alterungsprozess
Ein Hauptfaktor ist der Wasserverlust und die Abnahme der Zellen. Die Haut wird zunehmend dünner und empfindlicher. Durch die dünnere Haut treten die Adern stärker hervor. Durch den Verlust an Elastizität und Kollagen in der Haut kommt es zu Faltenbildung. Auch die Haare durchlaufen sichtbare Veränderungen. Der Farbstoff in den Haaren, das Melanin, wird mit der Zeit weniger, sodass die Haare allmählich grau oder weiß werden. Auf der Haut entwickeln sich Pigmentflecken, die als Altersflecken bekannt sind. Diese Veränderungen treten jedoch nicht bei allen Menschen gleichermaßen auf und können individuell unterschiedlich ausgeprägt sein.

Gewebe, Organe und Wasserverlust im Alter
Der Wassergehalt in den Zellen nimmt ab, was zu einem allgemeinen Zellverlust führt. Dieser Verlust von Flüssigkeit und Zellen trägt dazu bei, dass die Elastizität von Haut, Muskeln und Organen allmählich abnimmt.

3.4. Biomorphose der Sinnesorgane: „Altersproblem“ verringertes Seh- und Hörvermögen

Sinnesorgane und Alterung
Die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) ist eine natürliche Folge des Alterns und tritt auf, wenn die Linse des Auges ihre Elastizität verliert. Dadurch wird es schwieriger, nahe Objekte klar zu sehen. Zusätzlich kann sich ein Grauer Star (Katarakt) entwickeln, bei dem die Linse trübe wird, was zu einer verschwommenen Sicht und Lichtempfindlichkeit führt. Ein weiterer schwerwiegendes Augenleiden im Alter ist die Makuladegeneration, bei der die Netzhaut (Makula) geschädigt wird. Oft tritt auch eine Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) auf, die durch den Verlust von Haarzellen im Innenohr und eine Versteifung der Strukturen im Ohr verursacht wird. Der Geruchs- und Geschmackssinn nimmt im Alter ebenfalls ab. Viele ältere Menschen bemerken, dass sie Aromen und Geschmäcker weniger intensiv wahrnehmen. Der Gleichgewichtssinn wird durch altersbedingte Veränderungen im Innenohr, in der Muskulatur und im Nervensystem beeinträchtigt. Die Balance ist schwerer zu halten, das Sturzrisiko ist dadurch erhöht.

3.5. Biomorphose der Geschlechtsorgane: „Altersproblem“ Veränderung der hormonellen Funktionen

Geschlechtsorgane und Alterungsprozess
Die Menopause markiert das Ende der reproduktiven Phase einer Frau und bringt zahlreiche hormonelle Veränderungen mit sich. Neben der vaginalen Trockenheit können neurovegetative Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen auftreten. Die hormonellen Veränderungen können auch die Hautelastizität beeinträchtigen und zu Veränderungen im Körpergewicht führen. Bei Männern kann die Prostata ab dem Alter von 40 wachsen (benigne Prostatahyperplasie). Dieses Wachstum kann den Harnfluss behindern und zu Problemen wie häufigem Harndrang, schwachem Urinstrahl und unvollständiger Blasenentleerung führen. In einigen Fällen kann eine vergrößerte Prostata das Risiko für Harnwegsinfektionen und Nierenprobleme erhöhen. Harninkontinenz ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen im Alter häufiger anzutreffen. Bei Frauen kann dies durch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur nach der Geburt oder durch hormonelle Veränderungen während der Menopause verursacht werden. Bei Männern kann eine vergrößerte Prostata den Harnfluss beeinträchtigen und zu Inkontinenz führen.

3.6. Biomorphose der Körperform: „Altersproblem“ äußerliche Erscheinung

Körperumriss und Alterung
Im natürlichen Alterungsprozess verändert sich die Haltung, was zu sichtbaren Veränderungen der Körperform führt. Eine häufige Folge ist der sogenannte Rundrücken, der durch die Verlagerung des Körperschwerpunkts entsteht. Mit zunehmendem Alter erschlaffen auch die Bauch- und Rückenmuskulatur – dadurch sacken die Bauchorgane ab und die Taille verschwindet. Im Bereich von Hüften und Oberschenkeln wird mehr Fett eingelagert und der Körper nimmt eine birnenförmige Gestalt an. Die Schulterpartie wird schmaler und das Becken breiter. Diese Veränderungen treten jedoch nicht bei jedem Menschen in gleicher Weise auf und können individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Ohrläppchen und Füße im Alterungsprozess
Die Ohrläppchen wachsen weiter – vorwiegend aufgrund des Verlusts der Hautelastizität und der Schwerkraft werden sie im Laufe der Jahre auch länger. Auch die Füße verändern sich: Sie können durch den natürlichen Verschleiß des Bindegewebes an Größe zunehmen und sich ausweiten. Das führt häufig zur Entwicklung eines Senkfußes.

3.7. Biomorphose der Hirnfunktion: „Altersproblem“ verringerte Merkfähigkeit

Hirnleistung und Alterungsprozess
Die Hirnleistung nimmt zwar ab, was aber nicht heißt, dass ältere Menschen ihre Fähigkeit zum Lernen oder zur Problemlösung vollständig verlieren. Auch im Alter kann das Gehirn durch Erfahrung und Training neue Verbindungen (Neuroplastizität) aufbauen. Lernprozesse und geistige Aktivität sind weiterhin möglich. Dennoch verschlechtern sich im hohen Alter oft die kognitiven Fähigkeiten wie das Gedächtnis und die Konzentration. Erkrankungen wie Demenz können die kognitiven Fähigkeiten im hohen Alter erheblich beeinträchtigen.

3.8. Biomorphose des Herz-Kreislauf-Systems: „Altersproblem“ verringerte Herzleistung und Abbau der Gefäßfuntion

Herz-Kreislauf-System und Alterung
Mit zunehmendem Alter lässt die Kontraktionskraft des Herzens nach: das Herz pumpt nicht mehr so kräftig wie in jüngeren Jahren. Dieser allmähliche Funktionsverlust wird begleitet von einer Verhärtung der Arterienwände, die ihre Elastizität verlieren. Ab dem 20. Lebensjahr verringert sich die Herzfunktion um durchschnittlich 1% pro Jahr. Andererseits gibt es wiederum auch alte Menschen, deren Herz auch im hohen Alter beeindruckend stark bleibt. Die Auswirkungen können individuell sehr unterschiedlich ausfallen.

Blutgefäße und Alterung
Die Blutgefäße verlieren ihre Elastizität: Sie werden steifer. Dieser altersbedingte Abbau der Gefäßfunktion erhöht die Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Blutgefäße können durch Verkalkungen und Ablagerungen verengen, was zu ernsthaften Komplikationen führen kann (Insult, Myokardinfarkt). In den Venen kann sich ein Thrombus (Blutgerinnsel) bilden, der den Blutfluss blockiert und zu gefährlichen Situationen wie einer Lungenembolie führen kann.

Geringere Atemeffizienz
Die Zahl der Alveolen (Lungenbläschen), die für den Sauerstoffaustausch verantwortlich sind, verringert sich. Gleichzeitig verliert die Atemmuskulatur an Kraft, was zu einer geringeren Atemeffizienz führt. Diese Veränderungen bedeuten, dass es bei körperlicher Anstrengung schneller zu Atemnot kommt. Dadurch nimmt die allgemeine Leistungsfähigkeit ab. Zudem steigt die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen, wie chronische Bronchitis, da die natürlichen Abwehrmechanismen der Lunge geschwächt sind. Nicht bei jedem Menschen treten diese Veränderungen in gleichem Ausmaß auf. Der Erhalt der Lungenfunktion hängt stark von individuellen Faktoren ab, darunter genetische Veranlagung, körperliche Aktivität, Raucherstatus, Umweltfaktoren (z. B. Luftverschmutzung), Ernährung und allgemeine Gesundheit. Menschen, die regelmäßig Atemübungen, Ausdauersport und eine gesunde Lebensweise pflegen, können den altersbedingten Abbau der Lungenfunktion deutlich verlangsamen.

3.9. Biomorphose des Immunsystems: „Altersproblem“ schwache Abwehrkräfte und veränderte Immunreaktionen

Immunsystem und Alterung
Bei vielen Menschen wird das Immunsystem schwächer und damit anfälliger für Infektionen. Die Fähigkeit des Körpers, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze effektiv zu bekämpfen, kann abnehmen, und die Reaktionsgeschwindigkeit des Immunsystems verlangsamt sich. Dies führt dazu, dass ältere Menschen häufiger und schwerer erkranken können. Gleichzeitig steigt das Risiko für chronische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen, da das Immunsystem nicht mehr so präzise arbeitet wie in jüngeren Jahren. Allerdings ist die Ausprägung dieser Veränderungen individuell sehr unterschiedlich, und viele ältere Menschen bleiben von solchen Problemen bis ins hohe Alter verschont.

Zusätzlich zu den biologischen Biomorphosen treten auch Veränderungen in der sozialen und emotionalen Anpassung auf. Viele ältere Menschen erleben Langeweile und Einsamkeit, da sich soziale Strukturen verändern und der gewohnte Alltag entfällt. Gleichzeitig kann das Altern und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen für manche Menschen schwer zu akzeptieren sein, besonders dann, wenn das Selbstbild stark an äußere Erscheinungsmerkmale geknüpft ist. Mit Zunahme von gesundheitlichen Herausforderungen wird der Alltag zusätzlich belastet und die emotionale Anpassung weiter erschwert.

4. Das Altern wahrnehmen

Wie wir den Alterungsprozess wahrnehmen, macht den Unterschied. Während viele das Älterwerden als Kränkung empfinden, weil es gesellschaftlichen Idealen widerspricht und die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt, kann es auch eine Chance sein. Denn mit den Jahren wächst nicht nur die Erfahrung, sondern auch die Fähigkeit zur Reflexion, zum inneren Wachstum und zur Neuorientierung. Wer das Alter als Möglichkeit begreift, kann darin eine wertvolle Lebensphase entdecken – voller Sinn, Erkenntnis und neuer Perspektiven.

Altern als Kränkung

Unsere Gesellschaft idealisiert die Jugendlichkeit und überbetont die körperliche Leistungsfähigkeit. Für viele Menschen wird das Altern daher zur Kränkung, die an der Identität und Selbstwahrnehmung rüttelt. Denn während die betroffene Person innerlich dieselbe bleibt, geschehen Veränderungen am Körper, unabhängig vom eigenen Willen.

Das Älterwerden fällt besonders denjenigen schwer, die ihr Selbstbild stark auf die gesellschaftlichen Idealisierungen wie Fitness und jugendliche Schönheit aufgebaut haben und ihr Leben lang ein negatives Bild vom Alter („krank und unattraktiv“) hatten. Für sie kann es ein Schock sein, erste Anzeichen des Alterns bei sich selbst wahrzunehmen.

Altern ist wahrlich nichts für Feiglinge, denn sobald man bemerkt, dass man alt wird, ist der Moment gekommen, in dem man sich mit der eigenen Endlichkeit konfrontieren muss. Sigmund Freud beschrieb das Altern als eine der „narzisstischen Kränkungen“ des Menschen. Ähnlich wie die Erkenntnis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, konfrontiert uns das Altern mit unserer eigenen Begrenztheit. Das ruft Ängste hervor: Angst vor Krankheit, Einsamkeit und dem Tod. Gleichzeitig erleben viele das Gefühl, an Wert zu verlieren – sei es im Beruf, in Beziehungen oder im sozialen Umfeld.

Es gibt unterschiedliche Strategien, wie Menschen mit dieser Kränkung umgehen. Manche versuchen, das Altern zu verleugnen – durch Schönheitsoperationen, Anti-Aging-Produkte oder den verzweifelten Versuch, mit jugendlichen Trends Schritt zu halten. Andere ziehen sich zurück, aus Angst vor Ablehnung oder vor dem Verlust von Würde.

Doch es gibt auch eine alternative Sichtweise: das Altern nicht als Kränkung, sondern als Chance zu betrachten.

Altern als Chance

Das Alter birgt auch immense Chancen. Vor allem bietet es die Möglichkeit, das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es kann eine Zeit sein, in der man seine eigenen Erfahrungen nutzen und tiefere Einsichten über sich selbst gewinnen kann.

Lebenserfahrung ist mehr als nur das Sammeln von Erlebnissen – sie bedeutet, aus diesen Erlebnissen zu lernen und sie für das eigene Handeln fruchtbar zu machen. Mit den Jahren wächst der Erfahrungsschatz, der das Fundament für Entscheidungen, Einsichten und Beziehungen bildet. Ältere Menschen kennen ihre Stärken und Schwächen besser als je zuvor. Diese tiefe Selbsterkenntnis ermöglicht es, authentisch zu handeln und mit den eigenen Grenzen Frieden zu schließen. Durch jahrelange Begegnungen und Interaktionen verstehen ältere Menschen auch besser, wie andere ticken, und begegnen selbst schwierigen Charakteren oft mit Geduld und Nachsicht (Menschenkenntnis).

Während sich der Lebensradius durch den Wegfall beruflicher Kontakte und körperliche Einschränkungen oft verkleinert, wächst die Aufmerksamkeit für die innere Welt. Die Reflexion über das eigene Leben, das Schwelgen in Erinnerungen oder das Erzählen von Erlebnissen wird zu einem zentralen Bestandteil des Alterns. Diese Rückschau hilft dabei, das eigene Leben zu ordnen und der eigenen Lebensgeschichte Bedeutung zu verleihen. Diese Auseinandersetzung mit vergangenen Ereignissen kann ein Quell der Freude sein. Besonders bedeutsam bleiben jene Erinnerungen, die einen starken emotionalen Abdruck hinterlassen haben.

Aber nicht alle Erlebnisse lassen sich leicht verarbeiten. Für manche Menschen bleiben schmerzvolle Erfahrungen, Schuldgefühle oder traumatische Erlebnisse unbewältigt. Gerade in der Pflegearbeit treffen wir auf ältere Menschen, deren Vergangenheit von schwerwiegenden Ereignissen wie Krieg, Verfolgung oder persönlichen Verlusten geprägt ist. Auch darauf wollen Antworten gefunden werden. Das Gedächtnis hat die erstaunliche Fähigkeit, belastende Ereignisse im Nachhinein „schönzufärben“ und ihnen eine neue Bedeutung zu geben. Diese unbewusste Strategie ist eine Form der Lebensdeutung, die älteren Menschen hilft, mit schwierigen Phasen ihres Lebens ins Reine zu kommen. Sie laden ihre Vergangenheit mit einem neuen Sinn auf und bewältigen auf diese Weise Herausforderungen, die sie in jungen Jahren möglicherweise überwältigt hätten. Denn auch das ist eine Stärke des Alters: die Fähigkeit, auch mit belastenden Erfahrungen umzugehen, und einen Sinn in ihnen zu erkennen. Alte Menschen ziehen „Lebensbilanz“ und stellen nicht selten selbst schwere Schicksalsschläge in einen größeren Zusammenhang. So erhält die Frage nach dem „Wozu“ eine Antwort.

Das Alter ist also nicht nur eine Zeit des Rückblicks, sondern auch eine Phase der Neuorientierung und des inneren Wachstums. Wer das Alter als Chance begreift, erkennt darin eine Phase voller Möglichkeiten, das Leben zu vertiefen und auf neue Weise zu gestalten – für sich selbst, aber vor allem auch für andere. Ältere Menschen finden Sinn darin, ihre Erfahrungen weiterzugeben, andere zu unterstützen oder einen positiven Einfluss auf ihr Umfeld auszuüben. Am besten gelingt das Altern, wenn sie sich eine jugendliche Seele bewahren, lernbereit bleiben und sich für das Wohl anderer engagieren.

5. „Altersprobleme“ und Kompensationsmöglichkeiten

Empfehlungen, um mit funktionellen Einschränkungen richtig umzugehen

Das Alter bringt oft Einschränkungen mit sich, doch viele dieser Herausforderungen lassen sich durch gezielte Maßnahmen ausgleichen. Die richtige Unterstützung hilft dabei, den Herausforderungen des Älterwerdens mit Zuversicht zu begegnen.

AltersproblemeKompensierende Maßnahmen
BewegungseinschränkungAnpassung von Bewegungsabläufen, Nutzung von Gehhilfen, Bewegungsübungen, Stützgeräte (Stock, Prothese etc.)
Abnahme der Geruchs- und Geschmacksempfindungstärkeres Würzen mit Kräutern, abwechslungsreiche und appetitlich angerichtete Speisen
Verringertes DurstgefühlEtablieren von Trinkritualen, immer wieder Getränke anbieten, Bereitstellen von Getränken (Achtung bei Kontraindikationen wie z. B. Nieren- oder Herzinsuffizienz Rücksprache mit dem Arzt!)
Verringertes SehvermögenSehhilfen (Brillen, Lupen), Verbesserung der Beleuchtung, Vergrößerung von Schriftgrößen, bei schlechterer Dunkelanpassung keine Abendausgänge, bei einer Reduzierung des Gesichtsfelds das räumliche Umfeld entsprechend gestalten
SchwerhörigkeitHörgeräte, Vermeidung von Hintergrundgeräuschen, klare und langsame Kommunikation
Langeweile und EinsamkeitTeilnahme an Gruppenaktivitäten, neue Freizeitgestaltung, Selbsthilfegruppen
Ablehnen des AlternsPsychologische Unterstützung, positives Altersbild, Lebensbilanz ziehen
Verringerte MerkfähigkeitGedächtnishilfen (Notizen, Kalender), einfache Strukturierung von Aufgaben
Gesundheitliche HerausforderungenCheck-Ups, Rehabilitation, Therapien, Pflege und Prävention (Impfungen, Kuren, Ernährung)
verringerte Konzentrationsfähigkeitöfter Pausen einlegen
VerhaltensdefiziteCopingstrategien, Reattributionsübungen, rechtzeitige Information (Broschüren) über zu erwartende Probleme
Einsamkeit und IsolationBibliothek, Gemeinschaftsspiele (z. B. Spielmaterial auf Spieltischen), Ausflüge, Sozialkontakt fördern
Andere Planung von spezifischen Einrichtungen, wie z. B. betreutes Wohnen, altengerechte Heime, behindertengerechte Privatwohnungen, Gestaltung von Bodenniveaus, Treppen und Handläufen – mit dem Ziel, die Eigenständigkeit und Selbstständigkeit zu erhalten

6. Vorurteil und Stereotyp

Die Begriffe Vorurteil und Stereotyp werden oft synonym verwendet.

  • Ein Vorurteil ist eine meist negative, vorgefasste Meinung über eine einzelne Person, die auf unbegründeten Annahmen oder Gefühlen basiert. Es betrifft also eher Individuen. Beispiel: „Mein neuer Kollege ist bestimmt faul, weil er jung ist.“
  • Ein Stereotyp ist eine verallgemeinernde, oft vereinfachte Vorstellung über eine ganze Gruppe von Menschen. Es betrifft also eher Kollektive und ist nicht unbedingt negativ. Beispiel: „Senioren haben keine Ahnung von moderner Technik.“

7. Was braucht es, um Menschen (im Alter) professionell zu begleiten?

Fachliche Kompetenz

  • Pflegewissen: Kenntnisse über altersbedingte körperliche, kognitive und emotionale Veränderungen.
  • Medizinisches Grundwissen: Umgang mit Medikamenten, Krankheitsbildern (z. B. Demenz, Parkinson) und Erste Hilfe.
  • Gerontologie-Kenntnisse: Verständnis für die biologischen, psychologischen und sozialen Aspekte des Alterns.
  • Rechtliche Grundlagen: Wissen über Patientenrechte, Datenschutz, Vorsorgevollmachten und gesetzliche Betreuung.

Zwischenmenschliche Fähigkeiten

  • Empathie und Geduld: Verständnis für die Bedürfnisse älterer Menschen und ihre Lebenssituation.
  • Kommunikationsfähigkeit: Zuhören, klare Sprache, nonverbale Signale wahrnehmen und darauf eingehen.
  • Respekt und Würde: Die Autonomie und individuellen Wünsche der älteren Person achten.
  • Förderung der Selbstständigkeit: Unterstützung, ohne zu bevormunden.

8. Lebensrückschau

Auch das Langzeitgedächtnis bleibt nicht vollständig erhalten. Sowohl das Kurzzeitgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis verschlechtern sich. Viele Erinnerungen aus Kindheit und Jugend sind unwiederbringlich verloren. Gut erinnert werden Erlebnisse mit besonderer emotionaler Bedeutung, die mit Freude, Lob, Angst oder Scham verbunden sind.

Der Lebenskreis verengt sich mit den Jahren immer mehr. Viele soziale Kontakte, beispielsweise die des Berufslebens, brechen weg, Freunde und Verwandte sterben, Reisen und sonstige Aktivitäten fallen schwerer. Damit verbunden nimmt die Orientierung nach außen immer mehr ab, die Beschäftigung mit der Vergangenheit gewinnt an Bedeutung.

9. Lebensbilanz

Ab dem 40. bis 50. Lebensjahr, also ungefähr im mittleren Alter, beginnen die Menschen damit, auf ihr bisheriges Leben zurückzublicken und Bilanz zu ziehen: „Wie ist mein Leben gelungen, welchen Sinn hatte es, wozu habe ich bis jetzt gelebt?“ Das Bewusstsein, dass das Dasein und das eigene Leben endlich sind, verstärken sich.

Alte Menschen suchen nach dem Sinn in ihrem Leben, z. B.

  • In der Familie: Die Kinder großgezogen, Enkel betreut und eine liebevolle Gemeinschaft geschaffen zu haben.
  • Im Beruf: Einen wertvollen Beitrag geleistet, Menschen geholfen oder Wissen weitergegeben zu haben.
  • In persönlichen Erlebnissen: Freundschaften gepflegt, Herausforderungen gemeistert und Träume verwirklicht zu haben.

Beim Bilanzziehen finden viele Menschen auch für schwere Erlebnisse einen Sinn. Statt mit einem schweren Schicksal zu hadern, z. B. einer Krankheit, erkennen sie ein „Wozu“.

10. Auswirkung von Belastung im Alter

Der alte Organismus hat nicht mehr dieselben Reservekapazitäten wie in jüngeren Jahren. Er kann sich nicht mehr so schnell anpassen und erholen. Jede Veränderung oder Umstellung der Lebensverhältnisse können eine Überforderung darstellen. Alltagsanforderungen wie die tägliche Hausarbeit, Wandern oder Sport bekommen einen gewissen Trainingseffekt und tragen dazu bei, die Leistungsfähigkeit zu erhalten.

11. Merkmale von Krankheiten im Alter

Im Alter nehmen Krankheiten einen anderen Verlauf als in jungen Jahren. Das Immunsystem ist schwächer, was es Krankheitserregern einfacher macht, sich im Organismus zu vermehren. Infektionen (z. B. der Atemwege oder der Harnblase) treten öfter auf als früher.

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welche Personen sind besonders sturzgefährdet?💡🧩 🪢

Mit dem schleichenden Verlust des Gleichgewichtssinns und des Sehens kommt es öfter zu Stürzen. Im Alter verlangsamt sich die Knochenheilung, was aufgrund der Bewegungseinschränkung sekundär zu Verschlechterungen des Kreislaufs, der Atmung, der Hirndurchblutung oder zu Fehlhaltungen führt.

Merkmale von Krankheiten im Alter sind

Chronische Erkrankungen
• z.B. ein Ulcus cruris venosum als Folge einer Venenschwäche
• Diabetes mellitus
• Bewegungseinschränkungen und Lähmungen sind Behinderungen, die durch Training und Hilfsmittel nur gelindert, in der Regel aber nicht geheilt werden können

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was ist ein Ulcus cruris venosum?💡🧩 🪢

Multimorbidität
Es treten verschiedenen Krankheiten gemeinsam auf:
• chronische Bronchitis und zusätzlich rheumatische Beschwerden: Bewegung an frischer Luft wäre wünschenswert, damit die Atemwege belüftet werden. Die rheumatischen Beschwerden verhindern aber, dass sich der alte Mensch viel bewegt.
• Diabetes mellitus und zusätzlich Zustand nach einem Schlaganfall mit Aphasie (Verlust des Sprachvermögens oder des Sprachverständnisses): Diabetes ist in vielen Fällen allein mit Diät und Bewegung – ohne Medikamente – zu behandeln. Für beides muss viel erklärt werden. Der Verlust des Sprachverständnisses kann aber ausschließen, dass die notwendigen Maßnahmen verstanden werden.

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was ist Diabetes?💡🧩 🪢

Wechselwirkungen
Veränderte Medikamentenaufnahme und -wirkung: Die Durchblutung der Niere und die Filtrationsleistung nehmen im Alter ab. Das muss auch bei der Dosierung der Medikamente berücksichtigt werden. Sonst akkumulieren die Wirkstoffe im Körper (sammeln sich an) und führen zu einer Überdosierung. Besonders bedenklich ist dies bei Schlafmitteln und Psychopharmaka: Ein Schlafmittel, das im Körper akkumuliert ist, führt noch am nächsten Tag zur Schläfrigkeit. Schädliche Folge: Der alte Mensch taumelt und fällt, weil er nicht richtig wach ist. Er kann möglicherweise einem Gespräch nicht folgen und sich daran beteiligen. Oder er ist vor Müdigkeit nicht in der Lage, eine Mahlzeit selbstständig zu sich zu nehmen.
Multimedikation: Bei Multimorbidität werden oft eine Vielzahl von Medikamenten verordnet. Dies kann die Wirkweise neutralisieren, verstärken oder ganz generell verändern. Manche Geriater empfehlen, alten Menschen nicht mehr als maximal drei Medikamente gemeinsam zu verordnen.

13. Funktionseinschränkungen, die beim Alterungsprozess auftreten

Der Alterungsprozess bewirkt funktionelle Organveränderungen.

• Sensorische Funktionsbeeinträchtigungen
• Motorische Funktionsbeeinträchtigungen

13.1. Sensorische Funktionsbeeinträchtigungen

Beeinträchtigte Sehfähigkeit
Zwischen dem 45. und dem 50. Lebensjahr kommt es zu strukturellen Veränderungen des Auges, die das Sehvermögen vermindern. Es kommt zu einer Atrophie des Glaskörpers, die Pupillen reagieren langsamer auf einen Wechsel der Lichtverhältnisse. Die Durchlässigkeit der Linse nimmt ab. Auch die Netzhaut ist von Veränderungen betroffen. Schon ab dem 30. Lebensjahr kommt es zu einer Nachtblindheit, die sich ab dem 60. Lebensjahr verstärkt.

All diese strukturellen Veränderungen des Auges führen zu einer Reduktion der Sehfähigkeit:
• Verminderung der Sehschärfe des Sehvermögens
• Verminderung des Farbunterscheidungs- und Akkommodationsverhaltens
• Erhöhte Lichtempfindlichkeit (erhöhte Blendungsempfindlichkeit)
• Verringerte Dunkelanpassung
• Längere Dauer, bis sich ein Objekt scharf wahrgenommen wird

Beeinträchtigte Hörfähigkeit
Durch die Abnahme der Haarsinneszellen im Innenohr verändert sich das Hörvermögen. Hohe Tonfrequenzen können nicht mehr so genau wahrgenommen werden, es kommt zu einer Veränderung der Artikulationsfähigkeit von Wörtern.

Es kann zu folgenden Einschränkungen kommen:
• Die Fähigkeit, Gesprochenes bei Hintergrundgeräuschen herauszufiltern, nimmt ab.
• Die Richtungswahrnehmung von Schallquellen wird beeinträchtigt.
• Der Frequenzbereich, in dem die beste Hörwahrnehmung liegt, verschiebt sich.

Verminderte taktile Sensitivität
Mit der Abnahme der Druckwahrnehmung steigt das Dekubitusrisiko.

13.2. Motorische Funktionsbeeinträchtigungen

Schwierigkeiten beim Gehen
Durch den Muskelabbau im Alter reduziert sich die Muskelkraft, die für eine aufrechte Haltung und Bewegung essenziell ist. Es kommt zu einer Abnahme der Knochendichte, was das Risiko für Frakturen erhöht.

Sonstige funktionelle und strukturelle Organveränderungen

Organ/OrganismusProzentuale VeränderungAuswirkung
Gehirngewicht-44 %sinkende Hirnleistung
max. Pulsfrequenz-25 %verminderte Leistungsfähigkeit
HZV (Herzzeitvolumen) in Ruhe-30 %verminderte Leistungsfähigkeit
maximale O2-Aufnahme des Blutes-60 %verminderte Leistungsfähigkeit
Lungenfunktion-44 %verminderte Leistungsfähigkeit
Nierenfunktion-31 %verminderte Medikamentenausscheidung
Grundumsatz-16 %Übergewicht
Knochen-Mineralgehalt
Frauen
Männer

-30 %
-15%
Osteoporose, Frakturanfälligkeit
Grundumsatz-10 %verlangsamter Stoffwechsel

14. Psychische Veränderungen im Alter

Psychische Veränderungen treten im Alter häufiger auf als in jüngeren Jahren. In Alten- und Pflegeheimen kommt es häufiger zum Auftreten von psychischen Erkrankungen.

Unsicherheit und Hilflosigkeit durch subjektiven Kontrollverlust

Durch die mangelnde Kontrolle über das, was geschieht, kommt es zu einem subjektiven Kontrollverlust, zu Hilflosigkeit und zu depressiven Reaktionen. Mangelnde Beeinflussbarkeit, mangelnde Wahlmöglichkeiten, mangelnde Vorhersehbarkeit und mangelnder Handlungsspielraum sind die Signale einer eingeschränkten Umweltkontrolle, die zu Stressreaktionen führen können.

Der Soziologe Goffman (1961) charakterisiert Einrichtungen, in denen das Leben der Menschen stark reglementiert und überwacht wird, als Totale Institution. In solchen Institutionen sind Individuen für längere Zeit von der Außenwelt abgeschottet und ihr Alltag wird von einer zentralen Autorität streng organisiert. Altenheime, Gefängnisse und Kinderheime gehören hier zum Beispiel dazu. Derartige reglementierende Merkmale der Heimsituation können bei Bewohnern zu einer Einschränkung der psychischen Gesundheit führen. Eine Erhöhung der Umweltkontrolle bei Alten- und Pflegeheimbewohnern hat andererseits positive Konsequenzen auf die Psyche dieser älteren Menschen.

Verwirrtheit

Verwirrtheit hat viele unterschiedliche Ursachen.

Bei betagten Menschen wird oft Verwirrtheit gemeinsam mit psychomotorischen und affektiven Störungen diagnostiziert. Um die Ursache zu verstehen, ist es sinnvoll, die Lebensgeschichte der älteren Menschen zu kennen. Oft sind sie durch ihre Biografie durch viele Verluste und Kränkungen individuell sehr unterschiedlich überfordert und reagieren auf die hohen Anforderungen der Umwelt mit Verwirrtheit.

Als Ursachen kommen unter anderem infrage:
• Erkrankungen
• Identitätsverlust
• Verlust des sozialen Netzes
• Verlust materieller Sicherheit
• Verlust der vertrauten Umgebung
• Arzneimittelnebenwirkungen
• Narkosen
• etc.

Agitiertheit (Unruhe)

Agitation tritt sowohl bei dementen als auch bei nicht dementen Personen auf. Ebenso sind Alkoholiker, psychisch kranke Betagte und Menschen mit chronischen Schlafstörungen betroffen. Weitere Ursachen für Agitiertheit können Atemnot, Exsikkose, Medikamentenüberdosierung, Hyperglykämie, etc. sein.

Aggression

Aggression tritt nicht „von selbst“ auf, sondern der Aggression geht eine Aktion voraus, auf die der Mensch reagiert (Freud). Die Regulation von Aggression erfolgt durch das dem Menschen innewohnende, angeborene Gemeinschaftsgefühl (Adler). Das Gemeinschaftsgefühl kann durch Beziehungsfehler wie z.B. übermäßige Härte und Strenge gestört werden. Zudem entsteht Aggression idR auch oft durch Angst, denn „Wut ist das Gegenteil von Angst“ – man kann nicht ängstlich und wütend zur gleichen Zeit sein. Alte Menschen reagieren deshalb auch oft auf ihre Ängste mit Aggression. Eine weitere Rolle spielen Bevormundung, Verlust der Kontrolle, Entmündigung, Ohnmacht oder Kränkung – diese Faktoren sind oft der Auslöser, warum alte Menschen aggressiv auf Pflegepersonen reagieren.

Regression

Regression ist eine bewährte Strategie zur Problem- und Krankheitsverarbeitung. Wachsen Menschen die Dinge über den Kopf oder verlieren sie aufgrund von Pflegebedürftigkeit ihre Selbständigkeit, flüchten sie sich in einfache Verhaltens- und Beziehungsmuster und geben ihre Verantwortung an andere ab. Mit dieser Vermeidungsstrategie gelingt es ihnen, ihr psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Kommt es in Totalen Institutionen zu solch einer Entwicklung, trägt nicht nur der alte Mensch die Verantwortung, sondern auch das Pflegepersonal. Oft schränken Pflegepersonen unbewusst die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen weiter ein, und vergessen, die Selbständigkeit bzw. die vorhandenen Ressourcen zu fördern. Ebenso können feste Abläufe, standardisierte Pflegeprozesse und eine hierarchische Organisation die individuelle Entscheidungsfreiheit reduzieren, was die Tendenz zur Regression verstärkt. Wenn Pflegebedürftige in einem Umfeld leben, in dem ihnen viele alltägliche Aufgaben abgenommen werden, verstärkt sich ihr Gefühl der Abhängigkeit und Hilflosigkeit – was letztlich zu weiterem Rückzug und einem Verlust der Eigeninitiative führt.

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was ist eine Totale Institution und wozu kann sie führen?💡🧩 🪢

Weitere psychische Veränderungen im Alter

  • Verlangsamung
  • Persönlichkeitszüge können sich verschärfen
  • Konzentrationsfähigkeit verringert sich, Gedächtnisstörungen
  • reduzierte Stimulierbarkeit durch Reize aus der Umwelt
  • verändertes Schlafverhalten
  • soziale Isolation und Vereinsamung führen zu Einsamkeit und Langeweile

15. Entwicklungsaufgaben und -chancen im Alter

• Daseinskompetenz und Fachkompetenz
• Erhalt der Leistungsfähigkeit
• Weisheit
• Anpassung
• Organisator des Lebens im Alter
• Alltagskompetenz durch SOK
• Kognitives Umstrukturieren
• Resilienz

Daseinskompetenz und Fachkompetenz

„Die vergehende Lebenszeit wirkt sich nachteilig auf die Geschwindigkeitsbezogenen Leistungen aus und gleichzeitig vorteilhaft auf die Entwicklung von Lebenswissen und Lebenserfahrung.“ Dass erfahrene alte Arbeitnehmer und leitende Angestellte wertvoll für ihre Betriebe sein können, wird nach der Zeit ausschließlichen Jugendkults heute wieder gesehen.

Es wird zwischen „Daseinskompetenz“ und „Fachkompetenz“ unterschieden.

Daseinskompetenz = Lebenserfahrung
Fachkompetenz = Sachkenntnis

Erhaltung der Leistungsfähigkeit

Gesunde Alte können Fähigkeiten trainieren, Neues erlernen und Vergessenes auffrischen. Eine Entwicklungsaufgabe im Alter ist es, die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten. Das gelingt durch Bewegung, Gleichgewichtsübungen (zur Vermeidung von Stürzen), gesunder Ernährung und den Mut, sich immer wieder auf Neues einzulassen – auf neue Kontakte, neue Erfahrungen, Lernen auf allen Gebieten.

Weisheit

„In der ersten Lebenshälfte sind wir schneller, in der zweiten weiser.“ (Kruse 2010)

Weisheit ist Lebenserfahrung. Und die ist nicht einfach das bloße Ansammeln von Jahren – es ist die Summe aus Schmerz, Konfrontation mit der Realität und dem Mut, unbequeme Wahrheiten zu erkennen und zu akzeptieren. Lebenserfahrung bedeutet, sich durch das echte Leben geformt zu haben, nicht durch Wunschdenken oder sozial verträgliche Illusionen.

Weisheit ist das Wissen, das man sich nicht in Büchern anliest, sondern das man durch Fehlentscheidungen, harte Lektionen und schmerzhafte Wahrheiten gewinnt – wenn man bereit ist, hinzusehen. Dazu muss eine erfolgreiche Lebensbilanz gezogen werden (auch und besonders bei negativen Erlebnissen). Dann wird Weisheit zum Gewinn des Alters, denn dann steht Weisheit für Einsicht, Erkenntnis und Urteilsfähigkeit, ein „Expertentum in komplexen Lebenserfahrungen“.

Seit den 70er Jahren werden die Merkmale von „Weisheit“ psychologisch-wissenschaftlich untersucht.

Anpassung

Die Anpassung an Veränderungen gehört zu den Aufgaben des Alters, z. B. Anpassung an

  • den Ruhestand und den damit verbundenen Rollenverlust
  • nachlassende körperliche und geistige Kräfte
  • Veränderungen im sozialen Umfeld (z. B. Verlust von Angehörigen oder Freunden)
  • veränderte Wohnsituation (z. B. Umzug in ein Pflegeheim)
  • neue Technologien und veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen
  • die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens

Besonders im hohen Alter ist die Auseinandersetzung mit der zunehmenden Verletzlichkeit des Organismus und mit der Trauer über Verluste eine wichtige Aufgabe.

„Organisator“ des Lebens im Alter

Im hohen Alter wird die Gesundheit zum Organisator des Lebens. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit entscheiden darüber, was man sich vornehmen kann. Um sich nicht zu überfordern und das, was einem wichtig ist, verwirklichen zu können, werden Aktivitäten begrenzt.

Alltagskompetenz durch SOK

Unter Alltagskompetenz versteht man die Fähigkeit,

  • die grundlegenden alltäglichen Tätigkeiten ausführen zu können (Körperpflege, sich ankleiden, Essen zubereiten, essen, Einkäufe machen, sich im Verkehr bewegen)
  • die Tätigkeiten ausführen zu können, die zur Gestaltung der Freizeit und zum Umgang mit den Mitmenschen gehören

Mit 3 Strategien gelingt es alten Menschen, ihren Alltag an neue Situationen anzupassen. Folgende 3 Strategien werden im Alltag kombiniert – je nach eigenem Bedarf:

S wie Selektion: Wenn jemand mit der Fülle der Aufgaben nicht mehr fertig wird, wählt er aus und tut nur, was besonders wichtig ist. Beispiel: Die Werkstattarbeit wird zu schwer. Konsequenz: In der Werkstatt wird nicht mehr so viel Neues gebaut, sondern nur noch repariert.

O wie Optimierung: Die nach der Selektion übrig gebliebenen Tätigkeiten werden in Ruhe durchgeführt. Es wird mehr Energie dafür aufgewandt. Dadurch verbessert der alte Mensch seine Fähigkeiten in diesen wenigen Tätigkeiten. Beispiel: Der 80-jährige Schlagzeuger Robert Rüssel übt nur noch wenige Stücke, diese aber häufiger. Konsequenz: Dadurch erhält er sich seine Virtuosität bis ins hohe Alter.

K wie Kompensation: Manchmal muss man auf Hilfsmittel und Hilfestellungen zurückgreifen. Beispiel: Das Nachlassen des Hörvermögens wird durch das Tragen eines Hörgerätes kompensiert. Konsequenz: Die Fähigkeit zu hören verbessert sich wieder.


Bild: pixabay, @geralt