Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)
Zu den Kompetenzen der Pflegeassistenz gehören das Blutzucker messen und das Spritzen von Insulin. Die Pflegeassistenz kennt die Normwerte, weiß, wann und wie diese ermittelt werden und kennt die modernen Formen der Therapien von Diabetes. Sie kennt den Glykämischen Index, weiß, was Kohlenhydrate mit Diabetes zu tun haben und kann mit Kohlenhydrateinheiten (früher bekannt als Broteinheiten) umgehen. Mit dieser Fachkompetenz trägt sie wesentlich zu einer ganzheitlichen Betreuung bei.
12.03.2025
INHALT
1. Die Normalwerte
2. Blutzucker richtig messen
3. Insulin richtig spritzen
4. Was ist Insulin?
5. Was ist Diabetes?
6. Diabetes Diagnose
7. Diabetes Therapie
8. Arbeitsrecht: Die Nadelstichverordnung
Das muss die Pflegeassistenz über Diabetes, Blutzucker messen und Insulin spritzen wissen:
➤ Die Normalwerte von Blutzucker definieren und interpretieren können.
➤ Normale und pathologische Nüchtern- und postprandiale Blutzuckerwerte unterscheiden können.
➤ Erhöhte Blutzuckerwerte erkennen und einordnen können (Prädiabetes, Diabetes).
➤ Die Blutzuckermessung korrekt durchführen können.
➤ Insulin richtig spritzen können.
➤ Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit Nadeln und Insulinpens beachten.
➤ Das Hormon Insulin und seine Funktion im Körper verstehen.
➤ Die Rolle von Insulin bei der Blutzuckerregulation erklären können.
➤ Den Zusammenhang zwischen Insulinmangel, Glucoseaufnahme und Zellstoffwechsel erläutern.
➤ Die Bedeutung von Insulin für Energiegewinnung und Stoffwechsel verstehen.
➤ Diabetes mellitus als Erkrankung verstehen und unterscheiden können.
➤ Symptome, Ursachen und Risikofaktoren von Diabetes erkennen.
➤ Komplikationen wie Ketoazidose oder diabetisches Koma identifizieren.
➤ Die Diagnostik von Diabetes nachvollziehen können.
➤ Mögliche Folgeerkrankungen von Diabetes kennen.
➤ Die rechtlichen Grundlagen zum Umgang mit Nadeln und Insulin kennen.
1. Die Normalwerte
Die Blutzuckerwerte werden in mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder mmol/l (Millimol pro Liter) gemessen.
Umrechnungsfaktor:
- mg/dl x 0,0555 = mmol/l
- mmol/l x 18,02= mg/dl
Nüchternblutzuckerwerte (Plasma-Glucose nach 8 Stunden Fasten)
• Normal: bis zu 100 mg/dl (5,6 mmol/l)
• Erhöhtes Risiko (Prädiabetes): 100–125 mg/dl (5,6–6,9 mmol/l)
• Diabetes: ≥ 126 mg/dl (7,0 mmol/l) in zwei unabhängigen Messungen.
Ein Nüchternblutzuckerwert bis zu 100 mg/dl gilt als normal. Er deutet darauf hin, dass der Körper ausreichend Insulin produziert und die Glucose effizient aus dem Blut entfernt. Bei wiederholt hohen Nüchternwerten (≥ 126 mg/dl) könnte ein Diabetes vorliegen.
Postprandiale Blutzuckerwerte (2 Stunden nach der Mahlzeit):
- Normal: bis zu 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
- Erhöhtes Risiko (Prädiabetes): 140–199 mg/dl (7,8–11,0 mmol/l).
- Diabetes: ≥ 200 mg/dl (11,1 mmol/l) in einer belastungsbezogenen Messung (z. B. im Rahmen eines oralen Glucosetoleranztests, OGTT).
Etwa 2 Stunden nach einer Mahlzeit sollte der Blutzuckerspiegel bei gesunden Menschen wieder auf einen normalen Bereich gesunken sein. Bei einem Blutzuckerwert ≤ 140 mg/dl arbeitet der Zuckerstoffwechsel normal. Die Pankreas produziert ausreichend Insulin und die Zellen reagieren adäquat auf Insulin; sprich, die Glucose aus der Nahrung wird effektiv reguliert. Werte über 140 mg/dl deuten auf eine gestörte Glucosetoleranz hin (Prädiabetes), und Werte über 200 mg/dl sprechen für Diabetes mellitus.
2. Blutzucker richtig messen
1. VORBEREITUNG
- Hygiene beachten:
- Handschuhe tragen
- Material bereitlegen:
- Blutzuckermessgerät
- Teststreifen (geeignet für das Gerät)
- Stechhilfe mit Sicherheitslanzette
- Tupfer (bei Bedarf)
- Alkoholtupfer (optional, je nach Hygienevorschrift)
Früher lernte man, dass ein Alkoholtupfer beim Blutzuckermessen obligatorisch ist, nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist dies nur dann notwendig, wenn die Patientin vor einer Messung schmutzige Handarbeiten verrichtet hat (s. Thieme).
2. AUSWAHL DER RICHTIGEN PUNKTIONSSTELLE
- Fingerbeere:
- Seitlich der Fingerbeere ist der Stich ideal, da dort die Durchblutung gut ist und die Entnahme weniger schmerzhaft ist als an der Fingerkuppe.
3. DURCHFÜHRUNG DER MESSUNG
Schritt 1: Vorbereitung der Stechhilfe und des Teststreifens
- Teststreifen korrekt in das Blutzuckermessgerät einlegen (Anweisungen des Herstellers beachten).
- Stechhilfe mit einer neuen sterilen Sicherheitslanzette bestücken und die Tiefe der Punktion anpassen (je nach Hautdicke des Patienten).
INFO: Warum du als Pflegekraft auf die Arbeit mit einer Sicherheitslanzette Wert legen solltest, kannst du unter dem Punkt „8. Nadelstichverordnung“ nachlesen.
Schritt 2: Vorbereitung der Haut
- Hände des Patienten reinigen: Mit Seife und warmem Wasser waschen, um Schmutz und Rückstände (z. B. Zucker von Lebensmitteln) zu entfernen. Danach gut trocknen. (Achtung: Kalte Hände können die Durchblutung beeinträchtigen. Deshalb Hände immer mit warmem Wasser waschen.)
Schritt 3: Blutentnahme
- Desinfektion
- Wähle eine seitliche Stelle an der Fingerbeere.
- Mit der Stechhilfe einen kleinen Tropfen Blut erzeugen.
- Wichtig: Nicht zu fest quetschen, um das Blut herauszubekommen. Dies kann das Blut mit Gewebeflüssigkeit verdünnen und die Messung verfälschen.
Schritt 4: Messung
- Den Teststreifen an den Blutstropfen halten, sodass dieser von allein in den Teststreifen „gesaugt“ wird.
- Das Messgerät zeigt den Blutzuckerwert nach wenigen Sekunden an.
4. NACHBEREITUNG
- Patientenstelle reinigen: Blutreste mit einem sauberen Tupfer abtupfen, falls nötig.
- Gebrauchte Lanzette und Teststreifen ordnungsgemäß entsorgen (Sicherheitsbox!).
- Gerät und Zubehör nach Hygienestandards reinigen.
ZEITPUNKT DER MESSUNG
Nüchternblutzucker: Nach mindestens 8 Stunden Fasten (vor dem Frühstück).
Postprandialer Blutzucker: Etwa 2 Stunden nach einer Mahlzeit.
Bei Symptomen: Bei Verdacht auf Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder Überzuckerung (Hyperglykämie) jederzeit.
Messprotokoll führen: Notiere die Blutzuckerwerte zusammen mit dem Messzeitpunkt und weiteren relevanten Informationen (z. B. vor/nach Mahlzeit, Insulindosis, besondere Umstände).
FEHLERQUELLEN VERMEIDEN!
Verunreinigte Hände: Zuckerreste auf der Haut können die Werte verfälschen.
Zu wenig Blut: Eine unzureichende Blutmenge kann zu Fehlermeldungen führen.
Teststreifen richtig lagern: Streifen müssen trocken und bei Raumtemperatur gelagert werden.
3. Insulin spritzen
1. VORBEREITUNG
- Händehygiene: Gründliches Desinfizieren der Hände.
- Material bereitlegen: Insulinpen, Insulinampulle (falls nötig), Alkoholtupfer und ein geeigneter Abwurfbehälter (Sicherheitsbox) für gebrauchte Nadeln.
- Insulin kontrollieren: Sicherstellen, dass die richtige Insulinsorte verwendet wird und das Medikament nicht abgelaufen ist. Bei trüben Insulinen (z. B. Mischinsulin) das Insulin durch sanftes Rollen oder Kippen der Ampulle gleichmäßig vermischen.
- Dosierung prüfen: Die korrekte Dosierung gemäß ärztlicher Anordnung einstellen.
2. AUSWAHL DER INJEKTIONSSTELLE
- Geeignete Stellen sind der Bauch (2–3 cm vom Bauchnabel entfernt) und die Oberschenkelvorderseite (Regio anterior femoris). Der Oberarm ist weniger gut geeignet, da hier ein höheres Risiko für eine Injektion in den Muskel besteht.
- Wichtig ist, die Injektionsstellen regelmäßig zu wechseln (Rotationsprinzip), um Lipohypertrophien (Gewebewucherungen) zu vermeiden.
Bilder:
Insulin Spritzkalender – focus-gesundheit.de
3. HAUTVORBEREITUNG
- Normalerweise reicht eine saubere Haut aus; bei besonderen hygienischen Anforderungen kann die Stelle mit einem Alkoholtupfer desinfiziert werden (den Alkohol vollständig trocknen lassen, um Brennen zu vermeiden).
4. INSULIN INJIZIEREN
- Den Pen richtig halten. FALSCH: Weit unten wie einen Stift, am vorderen Ende in der Nähe der Nadel: Das verunmöglicht, den Auslöser am oberen Ende des Pens zu drücken. RICHTIG: Es gibt mehrere Arten, den Pen richtig zu halten. Eine davon ist das Fassen des Pens im hinteren Drittel mit drei Fingern – der Daumen liegt auf einer Seite, Zeige- und Mittelfinger auf der anderen. Der Auslöser wird bei dieser Haltetechnik mit dem Zeigefinger ausgelöst.
- Die Haut an der Injektionsstelle leicht anheben (z. B. bei dünnen Patienten) und die Nadel im 90-Grad-Winkel einstechen. Bei sehr schlanken Patienten kann ein 45-Grad-Winkel sinnvoll sein.
- Den Insulinpen oder die Spritze langsam und gleichmäßig auslösen.
- Nach dem Injizieren die Nadel etwa 5–10 Sekunden in der Haut belassen, um sicherzustellen, dass das gesamte Insulin abgegeben wurde.
Anbei 4 Videos zum Thema Insulininjektion. In den Videos ist sehr schön zu erkennen, welche unterschiedlichen Haltetetechniken es gibt. Wenn du nur Zeit für ein einziges Video hast, dann sieh dir das letzte an (vom Asthmazentrum). Hier zeigt ein Junge, wie er sich sein Insulin spritzt – eines der besten Praxisvideos – besser als die Profi-Anleitungen.
Videos:
Insulininjektion mit dem Pen – Pflege Kanal
Insulininjektion mit dem Pen – ambulant bloggt
Wie spritzt man richtig Insulin – Catalin Nechita
Wie benutze ich einen Insulin-Pen? – Asthmazentrum
5. NACHSORGE
- Die Nadel vorsichtig entfernen und in einer Sicherheitsbox entsorgen.
- Händehygiene nach der Injektion erneut durchführen.
6. DOKUMENTATION
- Die verabreichte Insulindosis, die Uhrzeit und die Injektionsstelle in der Pflegedokumentation festhalten.
INFO: Warum du als Pflegekraft auf die Arbeit mit einer Sicherheitsspritze bzw. Sicherheitskanüle Wert legen solltest, kannst du unter dem Punkt „8. Nadelstichverordnung“ nachlesen.
4. Was ist Insulin?
Insulin ist ein Hormon
Insulin ist ein Bauchspeicheldrüsenhormon (eine Eiweißverbindung). Es ist das einzige blutzuckersenkende Hormon im Körper. Insulin ermöglicht es den Körperzellen, die Glucose aus dem Blut aufzunehmen und als Energiequelle zu nutzen.
Da Insulin ein Protein ist, kann es nicht einfach oral eingenommen werden, denn dann würde es im Verdauungstrakt durch Enzyme in seine Bestandteile (Aminosäuren) zerlegt werden. Insulin kann nur subcutan (unter die Haut) injiziert werden.
Insulin sorgt dafür, dass die Zelle ihre Hauptaufgaben ausführen kann
Insulin reguliert den Glucosestoffwechsel. Erst durch Insulin besitzen Zellen genügend Energie, um ihre Hauptaufgaben ausführen zu können. Zum Beispel benötigen Immunzellen Energie, um gegen Krankheitserreger vorgehen zu können.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie: „Was sind die Hauptaufgaben der Zelle?„💡🧩 🪢
Der Mensch benötigt etwa 40 bis 50 Einheiten Insulin täglich
Ein gesunder Mensch benötigt täglich etwa 40 bis 50 Einheiten Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dieser Wert variiert je nach Körpergewicht, Stoffwechsel und körperlicher Aktivität. Beim gesunden Menschen setzt das Pankreas kontinuierlich in kleinen Mengen Insulin frei. Zusätzlich sorgt es nach den Mahlzeiten dafür, dass Insulin in größeren Mengen ausgeschüttet wird, um den Anstieg des Blutzuckers nach der Nahrungsaufnahme zu bewältigen.
Ohne Insulin gelangt zu wenig Glucose in die Zellen
Wenn kein Insulin vorhanden ist, kann Glucose (Zucker) nicht effektiv in die Zellen gelangen. Insulin wirkt dabei wie ein „Schlüssel“, der die „Türen“ an den Zellmembranen öffnet, damit Glucose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden kann. Ohne Insulin bleibt die Glucose im Blut, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) führt.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie: „Was sind die zwei wichtigsten Stoffe in der Zelle?„💡🧩 🪢
Ohne Insulin sind die Zellen nicht in der Lage, die benötigte Energie aus der Glucose zu gewinnen. In solchen Fällen beginnt der Körper, auf alternative Energiequellen zurückzugreifen, was bei Menschen mit Typ-1-Diabetes zu einem gefährlichen Zustand – der Ketoazidose – führen kann.
Ohne Insulin keine Glucose, ohne Glucose keine Energie
Glucose ist die Hauptenergiequelle für die meisten Zellen. Besonders wichtig ist sie für das Gehirn und die Muskeln. Ist zu wenig Glucose in den Zellen vorhanden, dann treten Symptome wie Schwäche, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und in schweren Fällen Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit auf (Hypoglykämie). Diese Symptome entstehen, weil das Gehirn und die Muskeln nicht ausreichend mit Energie versorgt werden können, was ihre Funktion beeinträchtigt.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie, „Zellstoffwechsel„💡🧩 🪢
Insulin verändert die Permeabilität der Zellmembran
Insulin verändert die Permeabilität der Zellmembran, um die Diffusion von Glucose in die Zellen zu erleichtern.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie: „Was ist der Zellstoffwechsel und was passiert dabei?„💡🧩 🪢
5. Was ist Diabetes?
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung
Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper Probleme hat, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Leitbefund ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Dies ist entweder auf einen Insulinmangel zurückzuführen (Typ-1-Diabetes) oder auf eine Insulinresistenz (Typ-2-Diabetes). In beiden Fällen kann Glucose nicht effektiv in die Zellen aufgenommen werden, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führt.
Diabetes-Typen
Diabetes ist nicht eine einzige Krankheit, sondern eine Gruppe von Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, aber unterschiedlichen Ursachen und Behandlungsansätzen.
• Diabetes Typ 1 („Primär insulinabhängiger Diabetes mellitus“)
• Diabetes Typ 2 („Nicht primär insulinabhängiger Diabetes mellitus“)
• Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
Alle Typen von Diabetes erklärt: Fa. Wellion, österreichischer Hersteller von Blutzuckermessgeräten, Insulin-Pens und mehr
Diabetes Typ 1: Insulinmangel
Bei Diabetes Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Zellen des körpereigenen Immunsystems die Beta-Zellen der Pankreas angreifen und zerstören. Diese Beta-Zellen sind für die Produktion von Insulin verantwortlich. Sobald ein Großteil dieser Zellen zerstört ist, kann die Bauchspeicheldrüse kein oder nur sehr wenig Insulin mehr produzieren. Man geht davon aus, dass diese Autoimmunerkrankung durch eine Virusinfektion in Kombination mit einer bereits bestehenden genetischen Veranlagung ausgelöst wird.
Typ-1-Diabetes tritt häufig schon im Kindes- oder Jugendalter auf und wird nicht durch Lebensstilfaktoren wie Ernährung oder Bewegung verursacht.
Bild: Wo befindet sich das Pankreas? Fa. Pascoe, Hersteller pharmazeutischer Präparate
Diabetes Typ 2: Insulinresistenz
Bei Diabetes Typ 2 liegt eine verminderte Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin vor, was als Insulinresistenz bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass die Zellen Glucose nicht mehr effektiv aus dem Blut aufnehmen können. Durch die Insulinresistenz verschlechtert sich der Zuckerstoffwechsel.
- Die Zellen (z. B. Muskel-, Fett- und Leberzellen) reagieren nicht mehr ausreichend auf Insulin. Das Hormon kann seine Wirkung, nämlich die Glucose in die Zellen zu transportieren, nicht mehr vollständig entfalten.
- Da Pankreas versucht, dies zu kompensieren, indem es mehr Insulin produziert.
- Die dauerhafte Überproduktion führt mit der Zeit zur Erschöpfung der Beta-Zellen.
- Wenn die Beta-Zellen des Pankreas nicht mehr genug Insulin produzieren können, bleibt die Glucose im Blut und gelangt nicht in die Zellen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel kontinuierlich an.
- Dies führt zu dauerhaft hohen Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) und den typischen Symptomen von Diabetes Typ 2.
- Die hohen Blutzuckerwerte verschlechtern die Insulinresistenz weiter und schädigen langfristig die Beta-Zellen des Pankreas.
Häufige Symptome bei Typ 1 und Typ 2 Diabetes
- Starker Durst (Polydipsie): Der Körper versucht, den hohen Blutzucker durch vermehrtes Trinken und Ausscheiden von Flüssigkeit auszugleichen.
- Häufiges Wasserlassen (Polyurie): Der Körper scheidet überschüssigen Zucker über den Urin aus, was zu vermehrtem Harndrang führt.
- ! Müdigkeit und Schwäche: Kann ein akutes Symtom sein und auf Hyperglykämie oder Hypoglykämie hinweisen.
- Ungewollter Gewichtsverlust: Besonders bei Typ 1-Diabetes greift der Körper auf Fett- und Muskelreserven zurück, da keine Glucose in die Zellen gelangt.
- ! Hungerattacken: Wenn dies mit anderen Symptomen wie Schwäche, Schwindel oder Bewusstlosigkeit auftritt, kann es auf eine akute Hypoglykämie hinweisen.
- Trockene Haut und Juckreiz: Hoher Blutzucker kann die Haut austrocknen und Juckreiz verursachen.
- Verschlechterte Wundheilung: Wunden heilen langsamer, da hoher Blutzucker die Durchblutung und die Funktion der Immunzellen beeinträchtigt.
- Infektionen: Häufige Infektionen, insbesondere Harnwegs- und Pilzinfektionen, können auftreten, da Zucker ein guter Nährboden für Mikroorganismen ist.
- ! Sehstörungen, wechselnde Sehstärke: Bei plötzlichem Auftreten kann dies ein Anzeichen für eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung sein (z. B. Ketoazidose oder hyperosmolares Koma).
Spezifische Symptome bei Typ 1 Diabetes
- Plötzlicher Beginn: Die Symptome entwickeln sich oft innerhalb weniger Wochen oder Monate.
- ! Diabetische Ketoazidose (schwere Komplikation): Kann auftreten, wenn der Körper Fett abbaut, um Energie zu gewinnen, was zu einer Übersäuerung des Blutes führt. Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Atemnot und ein azetonartiger Geruch der Atemluft. Dieses Symptom ist akut und erfordert eine Erste-Hilfe-Maßnahme!
Wie riecht Azeton und was kann man sich unter azetonartigem Atemgeruch vorstellen?
Aceton hat einen charakteristischen, leicht süßlichen, aber auch stechenden und scharfen Geruch. Einige Menschen vergleichen den Geruch des Atems bei Ketoazidose mit dem Geruch von Nagellackentferner, andere sagen, es rieche eher nach vergorenem Obst.
Die Diabetische Ketoazidose ist ein guter Hinweis darauf, dass es sich um einen Typ 1 Diabetes Patienten handelt. Zwar kann dieses Akutsymptom auch bei Diabetes Typ 2 auftreten, jedoch passiert dies im Vergleich wesentlich seltener.
Spezifische Symptome bei Typ 2 Diabetes
- Schleichender Beginn: Die Symptome entwickeln sich oft über Jahre und werden anfangs häufig nicht bemerkt.
- Gewichtszunahme: Anders als bei Typ 1 kann es zu einer Gewichtszunahme kommen, da Insulin die Fettspeicherung fördert.
- Taubheitsgefühle und Kribbeln: In Händen oder Füßen, verursacht durch Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie).
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Nervenschäden oder Erblindung zu vermeiden.
Hyperglykämie (hoher Blutzucker)
Definition: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel liegt zwischen 140–180 mg/dl nach dem Essen (= nicht akut lebensbedrohlich, erfordert jedoch eine therapeutische Anpassung). Notfallmaßnahmen sollten ab einem Wert von > 250 mg/dl ergriffen werden.
Ursachen:
• Unzureichende Insulinwirkung
• Zu viele Kohlenhydrate in der Nahrung
• Bewegungsmangel
• Stress, Infektionen oder andere Erkrankungen
Symptome (entwickeln sich meist langsam):
• Starker Durst (Polydipsie)
• Häufiges Wasserlassen (Polyurie)
• Trockene Haut
• Müdigkeit und Schwäche
• Verschwommenes Sehen
Langzeitrisiken (bei chronischer Hyperglykämie):
• Schädigung von Nerven, Augen, Nieren und Blutgefäße (Makro- und Mikroangiopathie).
Akute Hyperklykämie: Blutzuckerwert über 250 mg/dl (13,9 mmol/l). Geht dieser Blutzuckerwert mit Symptomen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Azetongeruch einher, könnte eine diabetische Ketoazidose vorliegen – ein Notfall, der ärztliche Hilfe erfordert.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Erste Hilfe, „Hyperglykämie – Der Notfall„💡🧩 🪢
Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)
Definition: Ein Blutzuckerwert unter 60 mg/dl gilt als Hypoglykäme. Es müssen dazu keine Symptome auftreten.
Schon ab einem Wert von 80 mg/dl sollte der Bewusstseinszustand der PatientIn engmaschig kontrolliert werden. Bei bekannter Diabeteserkrankung sollte ab einem Wert von 60 mg/dl die erste Maßnahme in der Gabe von Traubenzucker bestehen.
Ursachen:
• Zu viel Insulin (z. B. durch Medikamente oder Insulininjektionen bei Diabetes).
• Zu wenig Nahrung oder das Auslassen von Mahlzeiten.
• Übermäßige körperliche Aktivität ohne Anpassung der Insulin- oder Kohlenhydratzufuhr.
• Alkohol auf nüchternen Magen.
Symptome:
• Heißhungerattacken (bereits in diesem Stadium ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte empfehlenswert, um eine mögliche Verschlechterung oder akute Entwicklungen frühzeitig zu verhindern.)
• Kaltschweißigkeit, Verwirrtheit, eher hyperaktive Symptome (z.B. Aggression, Wut, Angst), Zittern, Bewusstseinsstörungen (örtlich, räumlich, zeitlich, persönlich, situativ), Bewusstseinsverlust, Koma
Risiken (wenn es in weiterer Folge zu einer akuten Hypoglykämie kommt):
• Gehirnzellen können durch Glucosemangel geschädigt werden.
• Lebensbedrohliche Zustände
Akute Hypoglykämie: Blutzuckerwert unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l)
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Erste Hilfe, „Hypoglykämie – Der Notfall„💡🧩 🪢
Info: So kannst du eine Bewusstseinskontrolle durchführen
Kommentarliteratur: Hyperglykämie und Hypoglykämie im Notfall unterscheiden
6. Diabetes Diagnose
Nur der HbA1c Langzeitzuckerwert hat Aussagekraft!
Wenn der Blutzucker bei wiederholten Messungen zu hoch ist, sollte der Langzeitzuckerwert HbA1c-Wert (Hämoglobin A1c) gemessen werden.
Diabetes Diagnose vs. Überwachung des Blutzuckerspiegels: Der Unterschied
Beide Methoden ergänzen sich. Der Langzeitwert ist wichtig für die Diagnose, der aktuelle Wert ist wichtig für die Therapie von Diabetes. Die Messung des Blutzuckers zeigt lediglich den aktuellen Blutzuckerwert. Dieser kann durch Faktoren wie Mahlzeiten, Stress oder körperliche Aktivität stark schwanken. Der HbA1c-Wert gibt einen stabilen Überblick über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten 3 Monate.
7. Folgeerkrankungen von Diabetes
Den meisten Folgeerkrankungen liegen Schädigungen der Blutgefäße zugrunde. Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die kleinen und großen Blutgefäße (Mikroangiopathien, Makroangiopathien), wodurch sich unterschiedliche Folgeerkrankungen entwickeln können.
• Arteriosklerose
Bei Diabetes mellitus steht die Arteriosklerose als zentrale pathophysiologische Veränderung im Vordergrund. Der dauerhaft erhöhte Blutzucker schädigt die Gefäßwände, was zu Entzündungen, Verdickungen und Ablagerungen (Plaques) in den Arterien führt. Diese Arteriosklerose ist die Hauptursache für viele Folgeerkrankungen. Erhöhte Blutfette (Dyslipidämie) und Bluthochdruck (Hypertonie) verstärken die Arteriosklerose zusätzlich.
• KHK, pAVK, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz
• Augenerkrankungen (aufgrund von Veränderungen in den Kapillaren der Netzhaut (Mikroangiopathien), grauer oder grüner Star)
• Nierenerkrankungen (aufgrund von Veränderungen von Kapillaren in den Nieren, Mikroangiopathien)
• Neuropathien (Mikroangiopathien)
• Infektanfälligkeit (Schädigung der kleinen und großen Blutgefäße schränkt die Blutversorgung ein)
• Wundheilungsstörungen, Diabetischer Fuß (Schädigungen der Gefäße führen zu einer verminderten Durchblutung des Gewebes)
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: PAVK – Die periphere arterielle Verschlusskrankheit💡🧩 🪢
Bild Diabetischer Fuß: doccheck.com
7. Therapie
Die Therapie bei Diabetes basiert auf zwei Säulen: Ernährung und Antidiabetika.
Kohlenhydrate und ihre Wirkung
Bei Diabetes sollte der Fokus auf langsam verdaulichen Kohlenhydraten liegen.
Einfachzucker schießt ins Blut
z.B.: Traubenzucker: Sehr schnelle Aufnahme in die Blutbahn.
Wichtig bei Diabetes: Traubenzucker sollte nur in Notfällen (z. B. bei Hypoglykämie) verwendet werden, da er schnell und effektiv den Blutzucker anhebt. Er ist nicht für den regelmäßigen Verzehr geeignet, da er hohe Blutzuckerschwankungen verursacht.
Weißmehl strömt ins Blut
Mehlprodukte (z. B. Weißbrot, Gebäck, Nudeln aus Weißmehl): Schnelle Aufnahme in die Blutbahn. Führt zu einem raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels.
Vollkornprodukte fließen ins Blut
Moderate Aufnahme in die Blutbahn.
Gemüse und Hülsenfrüchte tropfen ins Blut
Langsame und kontinuierliche Aufnahme in die Blutbahn.
Der Glykämische Index
Der glykämische Index (GI) ist ein Maß dafür, wie stark und wie schnell ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel den Blutzuckerspiegel nach dem Essen erhöht. Er gibt also an, wie schnell die Kohlenhydrate eines Lebensmittels in Glucose umgewandelt und ins Blut aufgenommen werden. Diabetiker sollten Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (z. B. Gemüse, Vollkornprodukte, ballaststoffreiche Lebensmittel) bevorzugen, um Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Kohlenhydrate aus schnellen Quellen (z. B. Zucker, Weißmehl) vermeiden oder stark einschränken
Wie funktioniert der GI?
- Lebensmittel werden anhand ihrer Wirkung auf den Blutzuckerspiegel mit einem Wert zwischen 0 und 100 eingestuft.
- Der Wert 100 entspricht der Wirkung von reiner Glucose, die den Blutzucker sehr schnell ansteigen lässt.
- Lebensmittel mit einem hohen GI führen zu einem raschen Anstieg und anschließend häufig zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels, während Lebensmittel mit einem niedrigen GI den Blutzucker langsam und moderat ansteigen lassen.
Einteilung des GI
Niedriger GI (≤ 55): Lebensmittel, die den Blutzucker langsam erhöhen.
Beispiele: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, bestimmte Obstsorten (z. B. Äpfel, Beeren).
Mittlerer GI (56–69): Lebensmittel, die den Blutzucker mäßig erhöhen.
Beispiele: Bananen, brauner Reis
Hoher GI (≥ 70): Lebensmittel, die den Blutzucker schnell und stark erhöhen.
Beispiele: Weißbrot, Cornflakes, Chips, Kartoffeln, Traubenzucker.
Warum ist der GI wichtig?
Lebensmittel mit einem niedrigen GI helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und starke Schwankungen zu vermeiden. Sie fördern ein längeres Sättigungsgefühl, da sie den Blutzucker nur langsam erhöhen und keine schnellen Insulinspitzen verursachen.
Broteinheiten und Kohlenhydrateinheiten
Die Broteinheit (BE) hat sich in Österreich als wichtige Schätzhilfe zur Kohlenhydratzufuhr etabliert, jedoch berücksichtigt sie nicht die Qualität der Kohlenhydrate. Internationale Standards verwenden deshalb zunehmend die Kohlenhydrateinheit (KE), bei der 1 KE 10 g Kohlenhydrate entspricht. Eine neue Kohlenhydrattabelle ergänzt diese Systeme durch zusätzliche Angaben wie den glykämischen Index (GI) und die Kohlenhydrat-zu-Ballaststoff-Ratio (KH:Bst-Ratio), die die Kohlenhydratqualität bewerten.
Das Konzept geht auf historische Entwicklungen zurück, wobei die ursprüngliche BE als 12 g Kohlenhydrate definiert wurde. Die Umstellung auf KE erleichtert die Berechnung und harmonisiert international genutzte Systeme. Moderne Insulinpumpen können Kohlenhydratangaben direkt in Gramm verarbeiten, was zusätzliche Rechenschritte überflüssig macht. Die neue Tabelle berücksichtigt nicht nur den Kohlenhydratgehalt, sondern auch den Ballaststoffgehalt und deren Auswirkungen auf den Blutzucker. Sie ist insbesondere für Schulungsprogramme und die individualisierte Diabetes-Therapie geeignet, indem sie auf persönliche und soziale Bedürfnisse eingeht und die Autonomie der Betroffenen stärkt.
Kohlenhydrattabelle – Oberösterreichische Gesundheitsholding GmbH
Antidiabetika
Antidiabetika können auf unterschiedliche Weise wirken, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Einige Wirkmechanismen umfassen:
- Verlangsamung der Glucoseaufnahme: Medikamente wie Alpha-Glucosidase-Hemmer (z. B. Acarbose) wirken, indem sie die Aufnahme von Glucose im Darm verlangsamen, was den Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten senkt.
- Förderung der Glucoseausscheidung: SGLT-2-Hemmer (z. B. Dapagliflozin, Empagliflozin) blockieren die Wiederaufnahme von Glucose in den Nieren, sodass mehr Glucose über den Urin ausgeschieden wird.
- Förderung der Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse: Sulfonylharnstoffe (z. B. Glibenclamid, Glimepirid) und Glinide (z. B. Repaglinid) stimulieren die Bauchspeicheldrüse zur Freisetzung von Insulin, unabhängig vom aktuellen Blutzuckerspiegel.
Diese Mechanismen werden häufig je nach individuellem Krankheitsbild und der Reaktion des Patienten kombiniert, um den Blutzuckerspiegel effektiv zu kontrollieren.
Die Insulintherapie umfasst verschiedene Ansätze, die je nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten gewählt werden. Dabei gibt es folgende grundlegende Formen:
- Basal-Insulintherapie (1x täglich): Hierbei wird einmal täglich ein langwirksames Insulin gespritzt, das den Grundbedarf (Basalbedarf) abdeckt. Es eignet sich häufig für Typ-2-Diabetiker, die noch eine ausreichende Insulinproduktion haben, oder als Ergänzung zu anderen Antidiabetika.
- Mischinsulintherapie (mindestens 2x täglich nach Schema): Mischinsuline enthalten eine Kombination aus schnell- und langwirksamem Insulin. Die Injektionen erfolgen meist morgens und abends nach einem festen Schema. Patienten, die diese Therapieform anwenden, müssen ihre Mahlzeiten strikt planen und eine gleichbleibende Menge an Kohlenhydraten essen, um Unterzuckerungen zu vermeiden.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: „Insulin spritzen – Mischinsulin„💡🧩 🪢 - Funktionelle Insulintherapie (intensivierte Insulintherapie): Diese Methode ist flexibler und beinhaltet in der Regel 4 bis 5 Injektionen täglich. Sie besteht aus einem Basisinsulin (langwirksam) zur Deckung des Grundbedarfs und einem Bolusinsulin (kurzwirksam) vor den Mahlzeiten, dessen Dosierung an den aktuellen Blutzuckerwert und die geplanten Kohlenhydrate angepasst wird. Diese Patienten können essen, was und wann sie möchten, da die Insulindosierung individuell abgestimmt wird.
Jede dieser Therapieformen erfordert eine Schulung und ein gutes Verständnis der Insulinwirkung, insbesondere für die funktionelle Insulintherapie, die regelmäßige Blutzuckermessungen und eine aktive Mitwirkung der Patienten voraussetzt.
8. Rechtliche Grundlagen: Die Nadelstichverordnung und das Arbeitnehmerinnenschutzgesetz
In Österreich regeln die Nadelstichverordnung und das Arbeitnehmerschutzgesetz (ASchG), dass Arbeitgeber in Bereichen mit erhöhtem Risiko für Nadelstichverletzungen verpflichtet sind, geeignete Maßnahmen zu treffen, um ihre Arbeitnehmer zu schützen. Dazu gehören insbesondere der Einsatz von Sicherheitsprodukten, wie z. B. Sicherheitslanzetten.
- Diese Verordnung setzt die EU-Richtlinie 2010/32/EU (zum Schutz vor Verletzungen durch scharfe/spitze medizinische Instrumente) in nationales Recht um.
- Ziel ist es, Arbeitnehmer im Gesundheits- und Sozialbereich vor Verletzungen mit Nadeln und anderen scharfen Gegenständen zu schützen.
- Pflicht des Arbeitgebers:
- Der Arbeitgeber ist verpflichtet, alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zu ergreifen, um Verletzungen zu verhindern.
- Dazu gehört auch der Einsatz von Sicherheitsprodukten, wie Sicherheitslanzetten oder Sicherheitskanülen, wenn diese verfügbar und praktikabel sind. Nicht sicherheitsgeschützte Nadeln sind in der EU seit 2013 verboten.
Beispiel für Sicherheitsspritzen – shop.meditrax.at
- Arbeitnehmerinnenschutzgesetz (ASchG):
- Gemäß § 12 ASchG ist der Arbeitgeber verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer bei der Arbeit zu sorgen.
- Er muss dabei geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Gesundheitsrisiken ergreifen, einschließlich der Bereitstellung von sicheren Arbeitsgeräten.
- Gefahrenanalyse (§ 4 ASchG):
- Der Arbeitgeber ist laut § 4 ASchG verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, um Risiken durch Nadelstichverletzungen zu bewerten.
- Basierend auf dieser Analyse müssen technische Maßnahmen wie Sicherheitslanzetten eingeführt werden.
Pflicht zur Verwendung von Sicherheitsprodukten
- Arbeitgeber im Gesundheitsbereich oder in anderen Bereichen mit Nadelstichrisiken (z. B. Pflegeheime, Labore) müssen dafür sorgen, dass Sicherheitsprodukte verwendet werden, wenn:
- Eine Gefährdung durch Nadelstichverletzungen besteht.
- Sicherheitsprodukte verfügbar und praktikabel sind.
- Sicherheitsprodukte umfassen:
- Sicherheitslanzetten für Blutzuckermessungen.
- Sicherheitskanülen und -spritzen für Injektionen.
- Sicherheitsvorrichtungen für die Entsorgung von Nadeln.
Beispiel für Sicherheitsboxen (Kanülenabwurfbehälter) – shoproither.at
Warum Sicherheitslanzetten?
- Sicherheitslanzetten haben eine automatische Rückzugsfunktion, die nach der Blutentnahme die Nadel vollständig zurückzieht oder blockiert. Dies minimiert das Risiko von:
- Stichverletzungen.
- Infektionen durch Blutkontakt (z. B. Hepatitis, HIV)
Beispiel für Sicherheitslanzetten – wellion.at
Konsequenzen bei Nichteinhaltung:
Bei Verstößen gegen die Nadelstichverordnung oder das ASchG drohen dem Arbeitgeber rechtliche Konsequenzen, wie:
- Verwaltungsstrafen.
- Schadenersatzforderungen bei Verletzungen von Arbeitnehmern
Quellen und weiterführende Literatur:
Glykämischer Index, Wellion
Die neue Kohlenhydrattabelle, Verband der Diätologinnen Österreichs
Gesunde Ernährung für Diabetiker, Vinzenz Gruppe
Siehe die Leitlinien der Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG)
Info:
– Wellion ist ein österreichischer Hersteller von Blutzuckermessgeräten, Insulin-Pens und mehr.
– Die Vinzenz Gruppe ist eine private Trägerin von gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen (Krankenhäuser, Rehabilitationszentren, Pflegeeinrichtungen). Die Kohlenhydrattabelle ist unter anderem beim Verband der Diätologinnen Österreichs erhältlich.
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