Letzte Aktualisierung: 06.01.2025
Nach dem Überblick über den menschlichen Körper in Teil 2, der vom kleinsten bis zum größten Bestandteil reichte, werden ab Teil 3 spezifische Themen detaillierter behandelt.
Blutvolumen
Das Blutvolumen eines erwachsenen Menschen in Liter:
4-6 Liter
Schon geringe Veränderungen in der Blutmenge können den Körper stark beeinflussen. Ausgehend von einem durchschnittlichen Blutvolumen von 5 Litern kann ein Verlust von bis zu 0,5 Litern unproblematisch sein. Bei Verlust von rund 1 Liter Blut kann dies bereits zu Schwäche-Erscheinungen führen. Ein Blutverlust von 2 Litern führt oft zu Bewusstlosigkeit und ein Verlust von 3 Litern (ca. die Hälfte des Blutvolumens) ist idR tödlich.
Der Hauptbestandteil von Blut
Der Hauptbestandteil von Blut ist:
Wasser
Blut besteht zum größten Teil aus Wasser. Aufgrund dieses hohen Wasseranteils ist Blut in seiner Konsistenz flüssig. Der Wassergehalt im Körper beeinflusst maßgeblich die Viskosität des Blutes und damit dessen Fließeigenschaften.
Die vier wichtigsten Bestandteile des Blutes:
Blut besteht aus einem flüssigen Anteil, dem Plasma, und festen Bestandteilen wie roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).
Blut – Das flüssige Transportsystem des Körpers
Die Hauptaufgabe des Blutes:
Das Blut transportiert Sauerstoff, Kohlendioxid und Nährstoffe und führt Abfallprodukte ab.
Das Blut sorgt auch für den Ausgleich des Säure-Basen-Haushaltes, die Regulation des pH-Wertes und die Aufrechterhaltung einer konstanten Körpertemperatur, indem es Wärme von wärmeren zu kälteren Körperregionen transportiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stabilisierung des Elektrolythaushaltes.
pH-Wert des Blutes:
7,35 – 7,45 (leicht basisch)
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Wie bezeichnet die klassische Ernährungslehre Elektrolyte?💡🧩 🪢
Blutbildende Organe
Das wichtigste blutbildende Organ:
Das rote Knochenmark ist das wichtigste blutbildende Organ im menschlichen Körper. Dort entstehen Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten aus gemeinsamen Vorläuferzellen.
Während der Kindheit ist das gesamte Knochenmark an der Blutbildung beteiligt. Mit zunehmendem Alter wird ein Großteil des Knochenmarks durch gelbes Knochenmark ersetzt (Fettzellen), das keine blutbildende Funktion mehr hat. Das rote Knochenmark bleibt im Erwachsenenalter vor allem in flachen Knochen (Schädel, Rippen, Sternum, Becken) sowie in Röhrenknochen aktiv:
- dem Beckenknochen
- den Rippen
- dem Brustbein
- den Schädelknochen
- den Wirbelkörpern
- den Epiphysen der langen Röhrenknochen (z. B. Oberarm- und Oberschenkelknochen)
Die Bestandteile des Blutes
Blut ist eine lebenswichtige Körperflüssigkeit, die aus zwei Hauptbestandteilen besteht:
Flüssig und Fest; dem Plasma und den Zellen.
Das Verhältnis von Plasma und Zellen im Blut in Prozent:
Das Plasma macht 55 % des Blutes aus, die Zellen (Hämatokrit) kommen auf 45%. Bei Männern ist der Anteil etwas höher als bei Frauen.
Das plasmatische Blutgerinnungssystem:
Das plasmatische Blutgerinnungssystem ist ein komplexer Prozess, der die Bildung eines stabilen Blutgerinnsels (Thrombus) ermöglicht, um Blutverluste nach Verletzungen zu verhindern. Es besteht aus einer Gerinnungskaskade, bei der Gerinnungsfaktoren in einer festgelegten Reihenfolge aktiviert werden. Zum plasmatischen Blutgerinnungssystem gehören zum Beispiel das Protein Fibrinogen und das Elektrolyt Kalzium.
Das Verhältnis von Wasser und Serum im Plasma:
Plasma besteht zu 90% aus Wasser und zu 10% aus gelösten Stoffen (Serum) und Eiweißen (Fibrinogen). Das Serum stellt den flüssigen Anteil des Blutes (ohne Gerinnungsfaktoren) dar, in dem sich spezielle Antikörper befinden.
Das Fibrinogen ist ein Protein (ein „Gerinnungsfaktor“), das eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung (und damit bei der Blutstillung) spielt. Gemeinsam mit den Thrombozyten (primäre Hämostase) sorgt Fibrinogen für die sekundäre Hämostase, indem es die endgültige Gerinnselbildung stabilisiert. Fibrinogen wird in der Leber gebildet. Seine Synthese hängt primär von der Leberfunktion ab. Um Fibrinogen herstellen zu können, benötigt der menschliche Körper jedoch auch eine ausreichende Proteinzufuhr.
Gerinnungsfaktoren sind Proteine im Blut, die eine zentrale Rolle in der Blutgerinnung (Hämostase) spielen. Sie lösen eine Kaskade von Reaktionen aus („Gerinnungskaskade“), die zur Bildung eines stabilen Fibrinnetzes führen.
Hämatokrit
Definition:
Der Hämatokrit bezeichnet den Anteil der festen Bestandteile im Blut, also der Blutzellen.
Das Hämatokrit wird in drei Hauptgruppen unterteilt:
• Erythrozyten: sind für den Transport von Sauerstoff und den Abtransport von Kohlendioxid verantwortlich.
• Thrombozyten: sind an der Blutgerinnung beteiligt
• Leukozyten: sind für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig und bilden einen wichtigen Teil des Immunsystems
Bei den Erythrozyten spielt der Blutfarbstoff Hämoglobin eine entscheidende Rolle. Es bindet Sauerstoff an die Zellen. Thrombozyten sorgen für die Verklumpung des Blutes und tragen so dazu bei, Verletzungen zu verschließen und Blutverlust zu verhindern. Die Leukozyten schützen den Körper vor Infektionen, Krankheitserregern und Fremdstoffen.
Da die Erythrozyten physiologisch 99 % der Blutzellen ausmachen, entspricht ihr Anteil am Blutvolumen fast dem des Hämatokrits. Je nach Berechnungsmethode ist der Anteil der Erythrozyten sogar mit dem des Hämatokrits identisch.
Der Hämatokritwert gibt den prozentualen Anteil der zellulären Bestandteile am gesamten Blutvolumen an. Er liegt bei Frauen typischerweise bei rund 45 %, bei Männern bei rund 50 %.
Fun Fact: Männer haben dickeres Blut als Frauen.
Der Hämatokritwert gibt außerdem Aufschluss über den Wasserhaushalt des Patienten:
Ein erhöhter Hämatokrit kann auf Flüssigkeitsmangel (Dehydration) hinweisen → das Blut ist eingedickt. Ebenso kann der Wert aber bei normalem Wasserhaushalt auch auf eine erhöhte Erythrozytenanzahl (Polyglobulie) hinweisen. Ein zu niedriger Hämatokritwert wiederum kann auf Überwässerung hinweisen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch eine Anämie (=unzureichende Anzahl an Erythrozyten) bei zu niedrigem Wert.
Wenn der Körper über zu wenig Erythrozyten verfügt, wird dieser Zustand als Anämie bezeichnet. Anämie kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung des Körpers haben und sollte daher diagnostisch abgeklärt werden. Die Symptome eines niedrigen Hämatokritwerts sind Sauerstoffmangel, Müdigkeit und eine verminderte Leistungsfähigkeit. In schweren Fällen kann dies zu einem Schock, Herz-Kreislauf-Versagen oder innerlichem Ersticken führen.
Ein zu hoher Hämatokritwert führt zu schlechteren Fließeigenschaften. Dies erhöht das Risiko für eine Thrombose (potenziell lebensbedrohlich!).
Fun Fact: Obwohl Männer ein dickeres Blut haben, sind Frauen die größere Risikogruppe für Thrombosen.
Frauen sind häufiger von Thrombosen betroffen, da hormonelle Einflüsse das Thromboserisiko erhöhen. Sie neigen verstärkt zu Krampfadern und venösen Insuffizienzen, da Östrogene die Venenwände weicher machen und die Venenklappen schwächen. Verhütungsmittel, Schwangerschaft und Hormonersatztherapie erhöhen das Thromboserisiko zusätzlich.
Um den Hämatokritwert zu senken, gibt es mehrere Maßnahmen:
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Erhöht das Blutvolumen und verdünnt das Blut.
Blutspende
Eine medizinische Maßnahme, um überschüssige rote Blutkörperchen zu entfernen und die Fließfähigkeit des Blutes zu verbessern.
Reduktion von Rauchen
Rauchen kann den Hämatokritwert erhöhen, da es zu Sauerstoffmangel und einer erhöhten Produktion von roten Blutkörperchen führt.
Mehr Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, die Durchblutung zu verbessern und eine Verdickung des Blutes zu verhindern.
Medikamentöse Therapie
In bestimmten Fällen können Medikamente wie Blutverdünner (z. B. Aspirin) verschrieben werden.
Verzicht auf übermäßigen Alkohol
Wirkt entwässernd.
Behandlung der Grunderkrankung
Falls der hohe Hämatokritwert durch eine Erkrankung wie COPD verursacht wird, sollte diese gezielt behandelt werden.
Der Hämatokritwert wird in der Regel bei einem großen Blutbild in Österreich mitbestimmt. Dieser Wert liefert wichtige Informationen über das Verhältnis der festen Blutbestandteile zum Gesamtblutvolumen und gibt Hinweise auf mögliche Erkrankungen wie Anämien, Dehydratation oder Polyglobulie.
Erythrozyten
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), machen 99 % der Blutzellen aus (95% Trockengewicht). Ihre Lebensdauer beträgt etwa 3 bis 4 Monate. Um den Bedarf des Körpers zu decken, werden pro Sekunde ca. 2 Millionen Zellen gebildet.
Erythrozyten transportieren Sauerstoff und Kohlendioxid.
Erythrozyten sind kernlose Zellen des menschlichen Körpers. Sie verlieren ihren Zellkern während der Reifung im roten Knochenmark. Durch den Verlust des Zellkerns haben Erythrozyten mehr Platz für Hämoglobin, das Protein (Metalloprotein), das Sauerstoff bindet und transportiert. Dieser strukturelle Unterschied macht sie besonders effizient, begrenzt aber auch ihre Lebensdauer auf etwa 120 Tage, da sie nicht in der Lage sind, sich selbst zu reparieren oder zu regenerieren. Sie werden im roten Knochenmark kontinuierlich neu gebildet.
Erythrozyten werden im roten Knochenmark gebildet.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie 2: Die Zelle💡🧩 🪢
Die Hauptaufgabe von Erythrozyten liegt im Transport von Sauerstoff (O₂) und Kohlendioxid (CO₂) zwischen der Lunge und den Organen beziehungsweise Geweben. Dieser Transport wird durch das Hämoglobin ermöglicht, das Sauerstoff bindet und so die Versorgung der Zellen sicherstellt.
Hämoglobin enthält unter anderem Eisen, das vom Körper recycelt und erneut genutzt werden kann. Während des Abbauprozesses entsteht in der Leber ein Gallenfarbstoff namens Bilirubin, der ein Abbauprodukt des Hämoglobins ist.
Der Friedhof der Erythrozyten: Die Milz
Der Abbau von Erythrozyten findet neben der Leber auch in der Milz statt, weshalb die Milz auch als „Friedhof der roten Blutkörperchen“ bezeichnet wird.
Hämoglobin – der wichtigste Player bei der Sauerstoffversorgung
Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, ist verantwortlich für die rote Färbung der Erythrozyten und spielt eine zentrale Rolle im Sauerstofftransport des Blutes. Es ist für die Funktion der roten Blutkörperchen unverzichtbar, da es den Sauerstoff von der Lunge zu den Geweben transportiert. Sauerstoff wird dabei an die Eisenmoleküle im Hämoglobin gebunden, wodurch der Transport über das Blut ermöglicht wird.
Leukozyten
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind im Gegensatz zu den Erythrozyten farblos. Sie unterscheiden sich von den roten Blutkörperchen in Zahl, Größe, Bauart und vor allem in ihrer Funktion.
Leukozyten besitzen einen Zellkern und spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem. T-Lymphozyten (Gedächtniszellen und eine Form von Leukozyten) können lebenslang bestehen. Eine ihrer wichtigsten Fähigkeiten ist die Phagozytose, bei der sie Zelltrümmer, Bakterien und andere Fremdstoffe in sich aufnehmen und unschädlich machen.
Der Normalwert der Leukozyten im Blut liegt bei Frauen und Männern zwischen 4.000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Werte, die über 10.000 liegen, werden als Leukozytose bezeichnet. Eine Leukozytose kann auf Abwehrprozesse gegen Infektionen oder, in schwerwiegenden Fällen, auf Erkrankungen wie Blutkrebs hinweisen. Liegt der Wert unter 4.000, spricht man von Leukopenie, was auf eine Abwehrschwäche hinweisen kann. Eine Leukopenie tritt häufig in Zusammenhang mit einer Chemotherapie oder anderen Faktoren auf, die das Immunsystem schwächen.
🫏 Eselsbrücke:
Die Normalwerte bei Leukozyten liegen über 1.000/µl (4.000 – 10.000/µl).
Die Normalwerte bei Thrombozyten liegen über 100.000/µl (150.000 – 300.000/µl).
Die Normalwerte bei Erythrozyten liegen über 1 Million/µl (Männer: 4,8 – 5,9 Millionen/µl, Frauen: 4,3 – 5,2 Millionen/µl).🫏
>10.000 Leukozyten / µl Blut = Leukozytose
< 4.000 Leukozyten / µl Blut = Leukopenie
🫏 Eselsbrücke:
„-ose“ = Vermehrung oder krankhafte Veränderung (Leukozytose, Thrombose, Fibrose,…)
👉 Bei der Leukozyt-OSE sind die weißen Blutkörperchen in der Überd-OSE!
„-penie“ = „Mangel“ oder „Armut“ (Leukopenie, Thrombopenie, Lymphopenie,…)
👉 Bei der Leukope-NIE reichen die weißen Blutkörperchen NIE!🫏
In Österreich werden bei einem großen Blutbild in der Regel auch die Leukozyten untersucht.
Leukozyten spielen auch eine zentrale Rolle bei der Einleitung von Entzündungsreaktionen. Sie werden im Differentialblutbild in verschiedene Untergruppen unterschieden, um genauere Informationen über das Immunsystem zu erhalten. Zu diesen Untergruppen gehören unter anderem die Fresszellen (Makrophagen) und die Lymphozyten (Killerzellen, T-Zellen).
Fresszellen (Phagozyten)
Eine wichtige Gruppe an Leukozyten bilden die Fresszellen (Phagozyten), die wiederum in weitere Untergrruppen eingeteilt werden können, zu denen unter anderem die Makrophagen (Riesenfresszellen) gehören.
Fresszellen sind wichtige „Reinigungs- und Wächterzellen“. Sie erkennen, umschließen und „fressen“ Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze, aber auch abgestorbene Zellen oder Zelltrümmer und reinigen dadurch den Körper von schädlichen Substanzen. Nach der „Neutralisation“ von Krankheitserregern präsentieren die Fresszellen Bruchstücke davon (Antigene) auf ihrer Zelloberfläche. Das hilft dem Immunsystem, auf den Erreger zu reagieren (Immunantwort). Eine solche Immunantwort kann zum Beispiel eine Entzündung sein, welche von Fresszellen durch die Produktion von Zytokinen ausgelöst wird.
Weitere Untergruppen der Leukozyten
Weitere Subpopulationen sind unter anderem die Granulozyten (unspezifische Abwehr), die Lymphozyten (B-Lymphozyten, T-Lymphozyten), die Monozyten (Fresszellen, spezifische Abwehr), die Mastzellen und die Dendritischen Zellen.
Die Milz: Der Friedhof der Erythrozyten und die Kinderstube der Lymphozyten
Die Lage der Milz:
Die Milz ist ein etwa 4 x 7 x 11 cm großes Organ, das sich im Bauchraum links oben hinter dem Magen befindet.
Die Milz erfüllt wichtige Funktionen im Blutkreislauf und Immunsystem. In der sogenannten roten Pulpa baut die Milz rote Blutkörperchen ab, während sich ein Teil der Lymphozyten, die zu den Leukozyten gehören, in der weißen Pulpa befindet. Die Lymphozyten werden aktiviert, um Bakterien oder Viren zu bekämpfen.
Thrombozyten
Die Hauptaufgabe der Thrombozyten (Blutplättchen) ist die Hämostase (Blutstillung / Blutgerinnung).
Ähnlich wie die Erythrozyten sind sie kernlos und entwickeln sich aus Vorstufen im roten Knochenmark, das vor allem in platten Knochen zu finden ist. Ihre Lebensdauer im Blut beträgt etwa zehn Tage, bevor sie über die Milz, die Leber und die Lunge abgebaut werden.
Die normalen Thrombozytenwerte liegen bei Frauen und Männern zwischen 150.000 und 300.000 pro Mikroliter Blut. Liegt der Wert unter 150.000, spricht man von Thrombozytopenie, während Werte über 300.000 als Thrombozytose bezeichnet werden.
Antigene
Antigene sind Strukturen, die vom Immunsystem erkannt und anvisiert werden können. Sie befinden sich zum Beispiel auf der Oberfläche von Zellen. Das Immunsystem kann sie als „fremd“ oder „eigen“ identifizieren. Wenn sie als fremd erkannt werden, lösen sie eine Immunantwort aus. Antigene können Proteine, Kohlenhydrate, Lipide oder Nukleinsäuren sein. Die häufigsten und stärksten Antigene sind Proteine. Die Hauptaufgabe eines Antigens ist es, das Immunsystem zu informieren und gegebenenfalls eine Immunantwort auszulösen. Bei einer Immunreaktion können Antikörper gegen das Antigen gebildet oder Immunzellen aktiviert werden, um es zu bekämpfen. Antigene spielen auch bei der Bestimmung von Blutgruppen eine Rolle.
Arten von Antigenen
Eigene Antigene:
Kommen natürlicherweise im Körper vor und werden normalerweise vom Immunsystem toleriert. Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem jedoch eigene Antigene an.
Fremde Antigene:
Gelangen von außen in den Körper, z. B. durch Bakterien, Viren oder Parasiten. Diese Antigene lösen meist eine Immunantwort aus.
Tumor-Antigene:
Werden von Krebszellen produziert und können vom Immunsystem als fremd erkannt werden.
Allergene:
Allergene sind spezielle Antigene, die bei empfindlichen Personen eine allergische Reaktion hervorrufen, z. B. Pollen oder Tierhaare.
Leukämien
So entstehen Leukämien:
Leukämien (Blutkrebs), entstehen, wenn statt funktionstüchtiger, ausgereifter Leukozyten unreife Zellen im Knochenmark oder Lymphsystem gebildet werden. Eine Ursache dafür kann eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks sein. Die von diesem Knochenmark gebildeten unreifen Zellen sind nicht in der Lage, ihre Hauptaufgabe, die Abwehr von Krankheitserregern, zu erfüllen. Zusätzlich vermehren sich die entarteten Leukozyten unkontrolliert und verdrängen zunehmend die gesunden Blutzellen. Dadurch werden sowohl rote Blutkörperchen (Erythrozyten) als auch Blutplättchen (Thrombozyten) beeinträchtigt, was zu einer Vielzahl von Symptomen und Komplikationen führt. Bei Laboruntersuchungen zeigt sich typischerweise eine stark erhöhte Zahl von Leukozyten. Daher stammt auch der Krankheitsname Leukämie = weißes Blut.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Wie viele Leukozyten befinden sich bei einem gesunden Menschen im Blut? Ab welcher Leukozytenzahl spricht man von einer Leukozytose? Welcher Fachbegriff bezeichnet eine verringerte Anzahl an Leukozyten?💡🧩 🪢
Eine Leukozytose ist KEINE Leukämie!
Eine Leukozytose allein führt nicht automatisch zu einer Leukämie. Bei einer Leukozytose handelt es sich um eine reaktive Erhöhung der Leukozyten, die beispielsweise durch Infektionen, Entzündungen, Medikamente oder Stress verursacht werden kann. Oft normalisiert sich das Blutbild, nachdem die Ursache behandelt wurde.
Eine Leukozytose liegt vor, wenn die Leukozytenzahl über 10.000/µl ansteigt. Bei einer Leukämie hingegen können die Leukozytenwerte oft weit über 50.000 bis mehrere 100.000/µl liegen. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Anzahl der Leukozyten, sondern deren Beschaffenheit und Funktionalität. Bei einer Leukozytose handelt es sich oft um funktionierende, reife Leukozyten, bei einer Leukämie hingegen sind die Leukozyten unreif (Blasten) und können ihre normale Immunfunktion nicht mehr erfüllen. Weitere Unterschiede zwischen Leukozytose und Leukämie:
Merkmal | Leukozytose | Leukämie |
---|---|---|
Leukozytenzahl | 10.000 – 30.000/µl (selten höher) | > 50.000 – 100.000/µl (manchmal über 500.000/µl) |
Ursache | Infektionen, Entzündungen, Stress, Medikamente | Bösartige Erkrankung des Knochenmarks |
Zelltyp | Funktionierende, reife Leukozyten | Unreife, funktionslose Leukämiezellen (Blasten) |
Verlauf | Vorübergehend, meist durch Behandlung der Ursache rückläufig | Chronisch oder akut, unbehandelt oft lebensbedrohlich |
Diagnostik | Blutbild, Differenzialblutbild | Blutbild, Knochenmarkpunktion, Zytogenetik |
Leukämie Symptome
• aufgrund des Mangels an anderen Blutzellen kommt es zu Blutarmut (Anämie)
• Infektionen
• Störungen der Blutgerinnung
• Blässe
• nachlassende Leistungsfähigkeit
Infektanfälligkeit und erhöhte Blutungsneigung sind mögliche erste Anzeichen. Man unterscheidet chronische und akute Formen der Leukämie. Bei den chronischen Formen der Erkrankung treten anfangs oft keine Symptome auf. Sie beginnen schleichend und der Anteil der entarteten Blutzellen ist nicht so hoch wie bei einer akuten Leukämie.

Leukämie Diagnose
Die Diagnose einer Leukämie basiert auf der Analyse des Blutbildes und kann durch eine Knochenmarkpunktion gesichert werden. Bei dieser Untersuchung wird am hinteren Beckenkamm eine Gewebeprobe entnommen. Der Arzt führt dazu eine Nadel durch die Haut bis in den Knochen ein, um Material aus dem Inneren des Knochens zu gewinnen. Diese Probe ermöglicht eine genaue Untersuchung des Knochenmarks und ist essenziell für die Bestätigung der Diagnose Leukämie.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Anatomie 1: Histologie💡🧩
Leukämie Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Leukämie zielt darauf ab, die Anzahl der unreifen und funktionslosen Leukozyten zu verringern, um die normale Funktion des Blutes wiederherzustellen. Zu den Haupttherapiemethoden zählen die Chemotherapie, die durch den Einsatz zellschädigender Medikamente die Krebszellen abtötet, und die Strahlentherapie, die gezielt auf das erkrankte Gewebe einwirkt. Ergänzend dazu kommen moderne Medikamente zum Einsatz, die spezifische Signalwege der Krebszellen blockieren und so ihr Wachstum hemmen. Neben der direkten Bekämpfung der Leukämie ist auch eine unterstützende Behandlung essenziell. Diese umfasst Maßnahmen wie eine strikte Einhaltung der Hygiene und die Sicherstellung einer keimarmen Umgebung, um das geschwächte Immunsystem vor Infektionen zu schützen.
Die Stammzelltransplantation (Knochenmark, Blut) ist eine Behandlungsmethode, die das Ziel verfolgt, eine Heilung zu ermöglichen. Im ersten Schritt werden sowohl die erkrankten als auch die gesunden Zellen im Knochenmark des Patienten vollständig eliminiert, was allerdings ein hohes Infektionsrisiko mit sich bringt. Anschließend erfolgt die Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen. Diese können von einem passenden Spender, idealerweise einem Geschwisterkind, oder in Form einer Eigenspende gewonnen werden, wobei das entnommene Knochenmark zuvor entsprechend aufbereitet wird. Die injizierten Zellen beginnen nach etwa drei Wochen mit der Neubildung gesunder Leukozyten, wodurch das Immunsystem des Patienten schrittweise wiederhergestellt wird.
Die Hämostase
Definition:
Unter Hämostase versteht man die Blutgerinnung, also die Verklumpung des Blutes. Die Blutgerinnung unterstützt die Blutstillung.
Hämostase = Blutstillung (= Blutgerinnung)
🫏 Eselsbrücke:
Hämo = Blut
Stase = Stillung 🫏
Die Hämostase erfolgt in zwei Phasen
Primäre Hämostase: Thrombozyten werden aktiviert, lagern sich aufeinander und bilden mithilfe von Fibrinogen (einem Protein) einen Thrombus auf der verletzten Haut. Gleichzeitig geben sie Substanzen ab, die eine Verengung der Blutgefäße bewirken, um den Blutfluss zu reduzieren. Auf diese Weise bilden Blutplättchen einen ersten Verschluss an der verletzten Stelle, der noch weiß erscheint, da in diese primäre Phase noch keine Erythrozyten eingebunden sind. Dieser erste Verschluss ist noch instabil – erst in der sekundären Phase wird der Verschluss stabiler.
Sekundäre Hämostase: Gerinnungsfaktoren (Proteine) werden kaskadenartig aktiviert (sie aktivieren sich gegenseitig – Gerinnungskaskade). Ziel dieses Prozesses ist die Bildung von Fibrinogen (ein Protein und Gerinnungsfaktor), das als eine Art „Kleber“ dient und den Thrombozytenpfropf verfestigt. Aus dem Fibrinogen entstehen Fibrinfasern, die gemeinsam mit den Erythrozyten einen stabilen, festen Blutpfropf („roter Thrombus“) bilden, der die Wunde langfristig verschließt.
Welche Folgen hätte es, wenn der Mensch keine Blutgerinnung hätte?
Ohne Blutgerinnung würde der menschliche Körper nicht in der Lage sein, Blutungen zu stoppen. Selbst kleinste Verletzungen, wie ein kleiner Schnitt oder eine innere Gefäßschädigung, könnten zu unkontrollierbaren Blutungen führen.
Primäre und sekundäre Hämostase – Einfach Medizin, youtube
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welches Krankheitsbild kann durch eine pathologische Blutgerinnung in den Gefäßen entstehen?💡🧩 🪢
Blutgerinnungsstörungen
Thrombozytopenie
Eine häufige Ursache für Blutgerinnungsstörungen ist die Thrombozytopenie, also eine verringerte Anzahl von Blutplättchen. Diese führt dazu, dass die Verschließung kleinerer Verletzungen länger als üblich dauert, oft mehr als sechs Minuten. Thrombozytopenie kann durch Medikamente, Autoimmunerkrankungen, Chemotherapie oder Strahlentherapie, Bildungsstörungen im Knochenmark oder eine vergrößerte Milz verursacht werden.
Antikoagulative Therapie
Eine weitere Form der Blutgerinnungsstörung kann durch die Gabe von gerinnungshemmenden Substanzen (künstlicher Bluter) hervorgerufen werden. Diese medikamentöse Therapie (Antikoagulative Therapie) wird zum Beispiel zur Vorbeugung von Thrombosen und Embolien (z.B.: TVT, Lungenembolie) eingesetzt.
Verbrauchskoagulatopathie
Bei der Verbrauchskoagulopathie wiederum kommt es zu einer übermäßigen Aktivierung des Blutgerinnungssystems. Dies führt zu einer gleichzeitigen Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) und einer erhöhten Blutungsneigung. Es kommt zu einem übermäßigen Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und/oder Thrombozyten. Das führt dazu, dass die Gerinnungsfähigkeit stark beeinträchtigt ist und ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliches Verbluten besteht.
Die Blutgruppen
Die Blutgruppen sind entscheidend bei Bluttransfusionen.
Erythrozyten sind nicht nur für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich, sondern auch Träger der Blutgruppenmerkmale. Auf der Oberfläche der Erythrozyten befinden sich spezielle Antigene, während im Blutserum wieder andere spezifische Antikörper enthalten sind. Die Blutgruppenmerkmale hängen sowohl von den speziellen Antigenen ab, die auf der Oberfläche der Erythrozyten vorhanden sind als auch von den Antikörpern im Blutserum.
Die Blutgruppen werden in vier Hauptgruppen unterteilt: A, B, AB und 0. Eine falsche oder unverträgliche Blutgruppe bei einer Transfusion kann eine lebensbedrohliche Reaktion auslösen (Hämolyse). Dabei werden die roten Blutkörperchen zerstört, was die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigt.
Besonders hervorzuheben ist die Blutgruppe 0, die als Universalspender gilt. Sie ist in der Regel mit allen anderen Blutgruppen kompatibel. Zudem spielt der sogenannte Rhesusfaktor eine wichtige Rolle, der entweder positiv (Rh-pos) oder negativ (Rh-neg)sein kann und ebenfalls bei der Blutverträglichkeit berücksichtigt werden muss.
Der Transfusionszwischenfall
Ein Transfusionszwischenfall (hämolytische Zwischenfall) tritt in den meisten Fällen aufgrund einer AB0-Unverträglichkeit auf. Diese schwerwiegende Komplikation entsteht häufig durch menschliches Versagen, etwa wenn ein Bedside-Test nicht korrekt durchgeführt wird. Bei einer solchen Reaktion greift das Immunsystem die transfundierten Erythrozyten an, was zu ihrer Zerstörung führt. Typische Symptome können Mikrozirkulationsstörungen, Schmerzen im Lendenbereich, hinter dem Sternum oder in den langen Röhrenknochen sein. Zudem kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen wie einer starken Blutgerinnungsstörung sowie zu akutem Nierenversagen (und damit zum Schock) kommen.
BEI ERKENNEN EINER REAKTION: SOFORT MELDEN! TRANSFUSION STOPPEN!
⚠️🚑 ERSTE HILFE MAßNAHMEN NOTWENDIG! ⚠️🚑 Siehe Erste Hilfe bei Schock (durch Nierenversagen – hämolytischer Schock).
Die korrekte Bestimmung der Blutgruppen und die Einhaltung von Transfusionsvorschriften sind entscheidend, um solche Komplikationen zu vermeiden.
Elektrolyte
Elektrolyte im Körper sind elektrisch geladen.
Folgende Stoffe gehören zu den Elektrolyen:
• Natrium (Na⁺)
• Kalium (K⁺)
• Kalzium (Ca²⁺)
• Magnesium (Mg²⁺)
• Chlorid (Cl⁻)
• Phosphat (PO₄³⁻)
Elektrolyte sind Substanzen, die in der Ernährungslehre unter den Begriffen Mineralien, Mineralstoffe, Mengenelemente oder Salze behandelt werden. Es handelt sich um essenzielle Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Funktionen benötigt, jedoch nicht selbst herstellen kann. Aus diesem Grund müssen sie über die Nahrung aufgenommen werden.
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welche Rolle spielt Salz in Verbindung mit dem Blutdruck?💡🧩 🪢
Definition Bedside-Test, flexikon.doccheck.com
Störungen im Elektrolythaushalt
Eine zu hohe oder eine zu niedrige Konzentration von Elektrolyten kann die Funktion des Körpers erheblich beeinflussen. Besonders Kalium (K⁺), und Kalzium (Ca²⁺) sind wichtige Elektrolyte, die bei Abweichungen von ihrem normalen Gleichgewicht schwerwiegende Symptome verursachen können. Eine Störung des Kaliumspiegels äußert sich häufig in Problemen der Muskelkontraktion. Das kann zu Herzrhythmusstörungen oder sogar einem Herzstillstand führen.
⚠️🚑 ERSTE HILFE MAßNAHMEN NOTWENDIG! S. Erste Hilfe Maßnahmen bei Herzrhythmusstörungen und bei Herzstillstand.⚠️🚑
Ganz generell kann eine Störung des Elektrolythaushalts zu Muskelkrämpfen oder einer beeinträchtigten Nervenfunktion führen.
VIEL GLÜCK BEI DER PRÜFUNG! 🍀
Weiter zu Anatomie Teil 3, Herz-Kreislauf-System
Beitragsbild: @pixabay.com, ©phylum
Bild „Beckenkamm“: @pixabay ©wongbaoyi, bearbeitet