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Kompetenz der Pflegeassistenz: Körpertemperatur beobachten

Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)


Die regelmäßige Temperaturüberwachung ist ein Bestandteil der pflegerischen Betreuung. Veränderungen der Körpertemperatur können auf Infektionen, Entzündungen oder andere gesundheitliche Probleme hinweisen. Eine rechtzeitige Erkennung ermöglicht eine schnelle Intervention. Stark erhöhte oder erniedrigte Körpertemperatur kann zudem lebensbedrohlich sein. Hyperthermie (z. B. bei Hitzschlag) oder Hypothermie (z. B. bei Kreislaufschock) erfordern sofortige Maßnahmen, auf welche die Pflegeassistenz sofort reagieren muss.

Auch die Fachsozialbetreuung ist oft in die Pflege eingebunden. Wenn sie Veränderungen der Körpertemperatur bemerkt, kann sie diese rechtzeitig weitergeben und unterstützende Maßnahmen setzen.

Die Diplom-Sozialbetreuung arbeitet eng mit dem Pflege- und Betreuungsteam zusammen und trifft Entscheidungen, die das Wohlbefinden der betreuten Personen betreffen. Zusätzlich ist sie oft eine wichtige Schnittstelle zu Angehörigen oder medizinischem Fachpersonal. Mit dem Wissen über die Auswirkungen einer veränderten Körpertemperatur kann sie notwendige Schritte veranlassen.

17.03.2025



Das muss die Pflegeassistenz über die Körpertemperatur wissen:
➤ Wissen, welche Pflegemaßnahmen bei Patienten mit Hitzekollaps, Hitzschlag, Sonnenstich und Durstfieber zu setzen sind.
➤ Temperaturhöhe bei subfebriler Temperatur, leichtem Fieber, mäßigem Fieber, hohem Fieber und sehr hohem Fieber angeben.
➤ Die subjektiven und objektiven Begleitsymptome von Fieber kennen.
➤ Die drei Fieberphasen nennen und beschreiben.
➤ Die Begriffe Lysis und Krisis definieren.
➤ Umfassend Auskunft über die Pflege bei Fieber geben.
➤ Wissen, wann eine veränderte Schweißsekretion ein Alarmzeichen ist.
➤ Stellen nennen, an denen die Körpertemperatur gemessen werden kann.
➤ Unterschiedliche Thermometerarten kennen.
➤ Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der axillären, sublingualen und rektalen Temperaturmessung beschreiben.

1. Körpertemperatur

Definition:
Temperatur im Inneren des Rumpfs und des Kopfs, die physiologisch zwischen 36,5°-37,4°C liegt. Die Körpertemperatur wird durch Regulationsmechanismen (Wärmebildung und Wärmeabgaben) konstant gehalten.

Körperschalentemperatur Definition:
Temperatur an der Haut und den Gliedmaßen, die je nach Körperregion zwischen 28 und 33°C beträgt, stark von Außentemperatur und Durchblutung abhängt und somit größeren Schwankungen als die Kerntemperatur unterliegt.

Die Regulierung der Körpertemperatur wird hauptsächlich durch den Hypothalamus, ein Steuerzentrum im Gehirn, kontrolliert. Er fungiert als eine Art „Thermostat“ des Körpers und sorgt dafür, dass die Körpertemperatur in einem physiologisch optimalen Bereich bleibt. An der Regulierung der Körpertemperatur beteiligt sind die Blutgefäße, die Schweißdrüsen, die Muskulatur, der Stoffwechsel und das Fettgewebe.

2. Körpertemperatur Normwerte

Die physiologische Körpertemperatur liegt bei axillärer Messung zwischen 36,0°C und 36,9°C, bei rektaler Messung zwischen 36,5°C und 37,4°C.
Morgens zwischen 5.00 und 6.00 Uhr ist sie am niedrigsten, abends zwischen 17.00 und 18.00 Uhr am höchsten.

3. Schwankungen der Körpertemperatur

• Hypothermie
• Hyperthermie
• Fieber

3.1. Hypothermie: Unterkühlung

Definition:
Senkung der Kerntemperatur unter 35°C. Keine angestrebte Sollwertveränderung durch den Hypothalamus.

Achtung! Bei einer Körpertemperatur unter 30°C besteht Lebensgefahr!

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was ist eine künstlich herbeigeführte Hypothermie und wann wird sie als Maßnahme eingesetzt?💡🧩 🪢

Ursachen einer Hypothermie
• Längerer Aufenthalte in kalter oder nasser Umgebung, z.B. eine Person, die im Winter in eisiges Wasser eingebrochen ist
• Unreife des Hypothalamus, z. B. bei Frühgeborenen
• Schock, z. B. bei einem schweren Verkehrsunfall mit starkem Blutverlust
• Verbrennungen, Verbrühungen mit hohen Wärmeverlusten, z. B. bei einem Patienten mit großflächigen Verbrennungen (Haut als Wärmeschutzbarriere fehlt)
• Große Flüssigkeitsverluste, z. B. bei einer schweren Magen-Darm-Blutung
• Zentrale Störungen der Temperaturregulation, z. B. bei einem Patienten mit einem Schlaganfall im Hypothalamus
• Künstlich erzeugte Hypothermie bei Herzoperationen (kontrollierte Hypothermie), z. B. bei einer Bypass-Operation

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welches System ist für die Regulation der Körpertemperatur mitverantwortlich?💡🧩 🪢

Interventionen und Beobachtungsmerkmale bei Hypothermie:

Ziel:
Wiederherstellung der physiologischen Körpertemperatur
Erwärmung pro Stunde:
max. 1°C (um eine Belastung des Kreislaufs zu vermeiden)
Notfall:
Bei Veränderungen des Bewusstseins und Störungen der Vitalfunktion werden Patienten intensivmedizinisch betreut.

Definition Körperkerntemperatur:
Temperatur im Inneren des Rumpfs und des Kopfs. Liegt bei ca. 37°C.

PhaseTemp. rektalSchweregradBeobachtungsmerkmaleInterventionen
I37-34°C
(„Erregung / Abwehr“)
Leichte Hypothermieerhöhte Kälteabwehr durch:
• Vasokonstriktion der
Hautgefäße
• Steigerung von
Sauerstoffverbrauch, Puls
und Blutdruck
• Vermehrte
Wärmeproduktion
(Kältezittern)
Passives, externes Erwärmen
durch:

• Erhöhen der Raumtemperatur
auf 26-29°C
• Warme Decken
• Warme Getränke
II34-27°C
(„Erschöpfung“)
Mäßige Hypothermie• Fortschreitende
Schmerzunempfindlichkeit
• Puls- und
Atemverlangsamung
• Muskelstarre
• Reflexabschwächung
• Absinken des
Energiestoffwechsels
• Ab ca. 32°C
Bewusstlosigkeit
Aktive, externe Erwärmung durch:
• Intensivmedizinische
Überwachung
• Warme Infusionslösungen
• Wärmematten, Heizdecken
• Inkubator oder Wärmebett für
Frühgeborene, Neugeborene und
Säuglinge
• Zentrale Wiedererwärmung mittels
Hämodialyse- oder
Hämofiltrationsgeräten (eigentlich
zur Nierenersatztherapie)
III27-22°C
(„Lähmung“)
Schwere HypothermieAllmähliches Erlöschen
aller autonomer
Körperfunktionen bis hin
zum Kältetod
s. Phase II (dieselben möglichen Maßnahmen)
Tabelle: Beobachtungsmerkmale und Interventionen bei Hypothermie

Kein aktives Erwärmen mit heißen Wärmequellen wie Heizstrahlern oder Wärmeflaschen bei Patienten mit Hypothermie! → oberflächliche Gefäßerweiterung mit Blutdruckabfall → Schock und Herz-Kreislauf-Versagen!

Im Alter kann es schon vor Erreichen der kritischen Körpertemperatur zu Herzversagen kommen. Besonders gefährdet sind herzkranke, alte, alleinstehende Menschen und Kinder.

Verhütung von Hypothermie: Raumtemperatur von 21°C
Kleidung: mehrere Schichten
Bei feuchter Kleidung: Wärme wird vom Körper weggeleitet – nach dem Bad gut abtrocknen, das Bad wärmen, Bettsocken, Kopfbedeckung, trockene Kleidung, Wärme

Erfrierungen

Definition:
Erfrierung = akuter Gewebsschaden durch Kälteeinwirkung infolge einer Mangeldurchblutung.

Die Körperwärme schützt lebenswichtige Organe. Bei einer Hypothermie wird weniger warmes Blut in die äußeren Körperregionen transportiert, um die Wärme im Körperinneren zu halten. Kühlen die Haut und die darunterliegenden Gewebe aus, steigt das Risiko für Erfrierungen. Bereits in einem frühen Stadium der Hypothermie ist das Risiko für Erfrierungen deutlich erhöht.

Die 4 Schweregrade von Erfrierungen

Erfrierung 1. Grades: Starke Rötung
Erfrierung 2. Grades: Ödem- und Blasenbildung (Gefäßschädigung)
Erfrierung 3. Grades: Nekrosen (Mangeldurchblutung)
Erfrierung 4. Grades: Koagulationsnekrosen („Gefrieren“ des Blutes)

Interventionen bei Patienten mit Erfrierungen lt. den Maßnahmen bei Hypothermie.

3.2. Hyperthermie: Erhöhte Körpertemperatur

Hyperthermie Defintion:
Hyperthermie ist eine erhöhte Körpertemperatur bei fehlender Möglichkeit zur Wärmeabgabe. Die Körpertemperatur steigt an, weil mehr Wärme zugeführt oder produziert wird, als abgegeben werden kann. Der Sollwert im Hypothalamus bleibt physiologisch normal: er verändert sich nicht wie bei Fieber.

Hyperthermie ≠ Fieber: Bei Hyperthermie sind fiebersenkende Maßnahmen sinnlos, da es sich nicht um Fieber handelt!

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welche Funktionen erfüllen die Blutgefäße? Welche Funktionen erfüllt das das Blut?💡🧩 🪢

Merke:
Keine Veränderung des Sollwerts im Hypothalamus: Hypothermie, Hyperthermie
Veränderter Sollwert im Hypothalamus: Fieber

Das Temperaturregulationszentrum:
Das Temperaturregulationszentrum befindet sich im Hypothalamus.

ℹ️ Mehr Infos zum Thema: Der Hypothalamus: Das Temperaturregulationszentrum ℹ️

Die Ursachen einer Hyperthermie

• Flüssigkeitsmangel
• reduzierte oder fehlende Fähigkeit zu schwitzen
• hohe Umgebungstemperaturen
• starke körperliche Aktivität
• erhöhter Stoffwechsel
• Nebenwirkung einer Narkose

Je nach Ursache werden unterschiedliche Formen der Hyperthermie unterteilt:

• Hotzekollaps
• Hitzschlag
• Sonnenstich
• Durstfieber
• Maligne Hyperthermie

Regulationsmechanismen:
Haut – Wärmeabgabe durch Schweiß
Schleimhaut – registriert und meldet Temperaturreize
Blutgefäße – Wärmeleitung durch Blutverteilung
Blut – Transport von Wärme von wärmeren zu kälteren Körperregionen
Skelettmuskulatur – Wärmeerzeugung durch Muskelzittern
endokrines System – Stoffwechselsteigerung durch Hormone

Hitzekollaps
Ein Hitzekollaps ist eine Art der Hyperthermie. Er entsteht durch den Verlust großer Mengen an Flüssigkeit aufgrund von starkem Schwitzen. Dadurch verliert der Körper Blutflüssigkeit, was die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigt. Die Thermoregulation ist beim Hitzekollaps (noch) nicht gestört – der Körper kann noch eine wirksame Kühlung betreiben.

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Hitzschlag
Ein Hitzschlag ist die schwerste Form der Hyperthermie. Es handelt sich um einen akuten, lebensbedrohlichen Notfall, der durch eine extreme Überhitzung des Körpers entsteht. Ein Hitzschlag tritt auf, wenn die Körpertemperatur auf über 40 °C ansteigt und der Körper nicht mehr in der Lage ist, eine wirksame Wärmeregulation zu betreiben. Typisch ist eine trockene, heiße Haut, da die Schweißproduktion aussetzt. Gleichzeitig kommt es zu zentralnervösen Symptomen wie Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfällen. In schweren Fällen kann ein Hitzschlag infolge des ausgeprägten Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts sekundär in einen hypovolämischen Schock übergehen, der bis zum Koma führen kann. Unbehandelt kann ein Hitzschlag rasch zu Multiorganversagen und Tod führen.

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Sonnenstich
Ein Sonnenstich ist eine Art der Hyperthermie. Es handelt sich um ein Krankheitsbild, das durch intensive Sonneneinstrahlung auf Kopf und Nacken entsteht. Es kommt zu einer Reizung der Hirnhäute, was bis zu einer Schwellung führen kann. Typische Symptome sind ein heißer, geröteter Kopf, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Brechreiz und ein beschleunigter Puls. Die Beschwerden treten nicht immer sofort auf, sondern können sich auch erst einige Stunden nach dem Sonnenaufenthalt bemerkbar machen.

🔗 Externer Link: Erste Hilfe Maßnahmen bei Sonnenstich, gesundheit.gv.at (Bundesministerium für Gesundheit) 🔗

Durstfieber
Durstfieber ist eine Art der Hyperthermie. Beim Durstfieber ist der Körper aufgrund von Flüssigkeitsmangel nicht in der Lage, überschüssige Wärme durch Schwitzen abzugeben. Dadurch steigt die Körpertemperatur an. Besonders gefährdet sind Säuglinge.

Maligne Hyperthermie
Die maligne Hyperthermie ist eine lebensbedrohliche Komplikation während einer Narkose, bei der die Körpertemperatur unkontrolliert ansteigt und Werte von über 42 °C erreichen kann.

🔗 Externer Link: Diese Sofortmaßnahmen setzt der Anästhesist bei Auftreten einer malignen Hyperthermie während der Narkose, doccheck.com 🔗

Pflegemaßnahmen bei Hyperthermie:
• kühle Umgebung schaffen bzw. Patienten in den Schatten bringen
• auf lockere, schweißdurchlässige Kleidung achten, ggf. Kleidung entfernen
• Bewusstsein kontrollieren
• Vitalzeichen überprüfen
• Oberkörper 30° hochlagern
• bei Ohnmacht Beine hochlagern
• kühle Getrünke anbieten
• Kühlung durch feucht-kalte Umschläge oder Coldpacks
• Flüssigkeitszufuhr gewährleisten
• Flüssigkeitsbilanz kontrollieren bzw. anlegen
• bei Bewusstlosigkeit mit Atmung Stabile Seitenlage (bei Hitzschlag!)
• bei Bewusstlosigkeit ohne Atmung Reanimation (bei Hitzschlag!)

3.3. Fieber

Definition:
Überschreitung der Körperkerntemperatur von 38,0°C (bei rektaler Messung). Ist eine Folge einer Veränderung des Soll-Werts im Temperaturregulationszentrum (Hypothalamus).

Fieber (lat. febris griech. pyrexia) gehört zum physiologischen Abwehrmechanismus des Körpers. Durch die Erhöhung der Körpertemperatur werden die Abwehrprozesse beschleunigt, was verhindert, dass sich Erreger ausbreiten können. Fieber ist oft das erste Symptom einer
Erkrankung.

Fieber wird in verschiedene Schweregrade unterteilt (bei rektaler Messung):
• Subfebrile Temperatur: 37,5-38,0°C (Spanne 0,5°)
• Leichtes Fieber (febris levis / hypopyrexia): 38,1-38,5°C (Spanne 0,4°)
• Mäßiges Fieber (febris moderata / ): 38,6-39,0°C (Spanne 0,4°)
• Hohes Fieber (febris alta): 39,1-39,9°C (Spanne 0,8°)
• Sehr hohes Fieber (hyperpyrexie): 40,0-42,0°C (Spanne 2,0°C)

🔗 Externer Link: Einteilung – Fieber nach Thieme 🔗

Eine Erhöhung der Körpertemperatur über 42°C führt im Körper zur Eiweißgerinnung und folglich zum Tod des Menschen.

Ursachen von Fieber:
Infektiöses Fieber: bei Infektionskrankheiten (durch Mikroorganismen oder deren Toxine). Gelangen Toxine in die Blutbahn, so spricht man vom septischen Fieber. Typisch sind dabei Schüttelfrost und eine Körpertemperatur bis zu 40°C.
Resorptionsfieber (aseptisches Fieber): nach Operationen, größeren Verletzungen oder Verbrennungen. Reaktion des Körpers auf die Aufnahme (Resorption) von Gewebetrümmern, Wundsekret oder Blutergüssen in die Blutbahn.
Zentrales Fieber: bei Schädigung des Temperaturregulationszentrums im Hypothalamus. Schädel-Hirn-Trauma, Schädeloperation oder Gehirnentzündung.
Toxisches Fieber: Reaktion des Organismus auf körperfremdes Eiweiß infolge von Bluttransfusionen und Impfungen. Wird auch durch Stoffe ausgelöst, die von maligen Tumoren gebildet wurden.
Fieber unbekannter Ursache: Temperaturerhöhung über 37,5°C, die mindestens 3 Wochen anhält und nach einwöchiger stationärer Diagnostik weiterhin ungeklärt bleibt.

Begleitsymptome von Fieber:
Subjektiv:
• Allgemeines Krankheitsgefühl (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche)
• Kopf- und Gliederschmerzen
• Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
• Durst
Objektiv:
• Unruhe
• Schlafstörungen
• beschleunigte Atemfrequenz (erhöhter Sauerstoffbedarf)
• Tachykardie (pro 1°C Pulsantieg um 8-12 bpm mehr) zur Beschleunigung des Stoffwechsels
• Appetitlosigkeit
• trockene, belegte Zunge
• Obstipation
• Oligurie (verminderte Harnausscheidung)

Fieberphasen:
Fieber verläuft in drei Phasen:
Phase 1: Fieberanstieg
Phase 2: Fieberhöhe
Phase 3: Fieberabfall

Fieberanstieg
• Frösteln, Muskelzittern, Zähneklappern oder Schüttelfrost zur Wärmeproduktion
• Kalte, blasse Haut durch Gefäßengstellung
• In dieser Phase ist der Soll-Wert im Temperaturregulationszentrum (Hypothalamus) erhöht. Verstärkte Muskelarbeit und Stoffwechselaktivität steigern die Wärmebildung. Kreislauf und Atmung sind beschleunigt.

Pflege bei Fieberanstieg
• Raumtemperatur erhöhen
• Patienten zudecken
• evtl. Socken anziehen
• heiße Getränke anbieten
• Wärmflasche oder Heizdecke anbieten
• bei Schüttelfrost: Patienten vor Verletzungen schützen, nicht allein lassen
• regelmäßige Vitalzeichen kontrollieren
• Arzt benachrichtigen

Fieberhöhe
• heiße, stark gerötete, trockene Haut
• glasige Augen
• stark geschwächt
• Appetitlosigkeit
• Abgeschlagenheit

Der Anstieg des Fiebers endet, wenn die Körpertemperatur so hoch ist wie die Temperatur, die der Körper haben will. Dann beginnt die Phase, in der das Fieber gleichbleibend hoch ist = Fieberhöhe. Der Patient friert und zittern nicht mehr, seine Haut fühlt sich warm an. Der Stoffwechsel ist erhöht. Kennzeichen sind ein hoher Energiebedarf, beschleunigte Atmungs- und Pulsfrequenz. Der Patient verliert vermehrt Flüssigkeit über Haut und Atmung, durch Erbrechen und Durchfälle. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, die vorwiegend durch die Flüssigkeitsverluste und die Immobilität entstehen: Thrombose, Obstipation, Pneumonie, Dekubitus

Exsikkosegefahr!

Pflege bei Fieberhöhe
• Raumtemperatur senken
• Frischluftzufuhr ermöglich
• Zugluft vermeiden
• lockere Kleidung
• Decken entfernen
• kühle Waschlappen (Waschungen)
• kühle Getränke anbieten
• fiebersenkende Wadenwickel
• fiebersenkende Arzneimittel nach Arztanordnung
• regelmäíge Vitalzeichenkontrolle
• auf Anzeichen einer Exsikkose achten
• Flüssigkeitsbilanz
• ausreichende Flüssigkeitszufuhr
• vitaminreiche, kohlenhydratreiche Kost
• Darmtätigkeit beobachten und auf regelmäßige Stuhl- und Harnentleerung achten
• Thrombose-, Obstipations-, Pneumonie- und Dekubitusprophylaxe
• bei Diabetes regelmäßige Blutzuckerkontrolle

Fieberabfall
• heiße, schweißige Haut durch Gefäßweitstellung
• Schwitzen

Der Soll-Wert sinkt auf ein physiologisches Niveau. Zur Anpassung des Ist-Werts reagiert der Körper mit vermehrter Wärmeabgabe:
• entweder langsam über mehrere Tage (Lysis) – wird in der Regel gut vertragen
• oder schnell innerhalb weniger Stunden (Krisis), geht mit Schweißausbrüchen und hoher Kreislaufbelastung einher (Kollapsgefahr!)

Pflege bei Fieberabfall
• engmaschige Vitalzeichenkontrolle
• Bettwäsche und Kleidung bei Bedarf wechseln
• bei starkem Schwitzen kühle Waschungen
• Haut gut abtrocknen
• evtl. Kompressen
• Intertrigo- und Dekubitusprophylaxe
• Flüssigkeitsbilanz

Die Mobilisation des Patienten nach dem Fieberabfall erfolgt zunächst nur in Begleitung der Pflegekraft → Kollapsgefahr!

4. Schweiß

Definition:
farbloses, warmes, dünnflüssiges, großperliges Sekret der Schweißdrüsen in der Haut. Besteht zu 99% aus Wasser und zu 1% aus Natriumchlorid, Harnstoff, Milchsäure, Ammoniak, flüchtigen Fettsäuren, Kalium und sehr geringen Mengen Cholesterin.

Schweiß ist geruchsneutral. Eine unangenehme Geruchsbildung entsteht erst im Zuge von bakteriellen Zersetzungsprozessen, die oft in schlecht belüfteten Körperregionen (z.B. Achselhöhlen oder Leistenbeugen) oder unter luftundurchlässiger Kleidung ablaufen.

Kalter, klebriger, kleinperliger Schweiß ist ein sicheres Zeichen für eine hohe Kreislaufbelastung und weist auf eine akute Erkrankung hin. Kreislaufzustand kontrollieren und Arzt informieren!

Die Funktionen des Schweißes:
• Wärmeabgabe des Körpers
• Bildung eines Hydrolipidfilms (Wasser-Fett-Film) auf der Haut
• Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten (Toxine)

Der pH-Wert von Schweiß:
4,2 – 7,0 (von deutlich sauer bis neutral)

Die Schweißbildung wird hauptsächlich vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Sie ist nicht willentlich beeinflussbar und dient der Thermoregulation. Der wichtigste Reiz für die Schweißproduktion ist eine Erhöhung der Körpertemperatur. Temperaturrezeptoren in der Haut und im Körperinneren melden die Erwärmung an den Hypothalamus. Dieser aktiviert dann die Schweißdrüsen.

Faktoren, die die Schweißproduktion beeinflussen:
• körperliche Anstrengung (z.B. Sex)
• Nahrungsaufnahme
• Flüssigkeitshaushalt
• emotionaler Stress
• Hormonhaushalt (Klimakterium)
• Medikamente
• Außentemperatur
• Luftfeuchtigkeit

Veränderung der Schweißsekretion

SchweißveränderungDefinitionPhysiologische UrsachenPathologische Ursachen
HyperhidrosisGesteigerte SchweißsekretionAngst, hohe Außentemperaturen, körperliche Anstrengungz. B. Fieberabfall (warm und großperlig)
HemihyperhidrosisGesteigerte Schweißsekretion einer KörperseiteGelähmte Seite bei Hemiplegie, Enzephalitis
HypohidrosisVerminderte Schweißbildungz. B. Exsikkose, Medikamente
AnhidrosisFehlende SchweißbildungErbkrankheit, Verbrennung
BromhidrosisÜbel riechender Schweiß (bedingt durch bakterielle Zersetzung seiner Bestandteile)Schlecht belüftete Körperstellen, Nahrungsmittel (z. B. Knoblauch)Nierenerkrankungen (urinöser Geruch), Stoffwechselerkrankungen (fruchtähnlicher Geruch), Lungenerkrankungen (säuerlicher Geruch)
NachtschweißNächtlich-frühmorgendliche SchweißsekretionFortgeschrittene Lungentuberkulose, Klimakterium, Medikamente
KaltschweißigkeitKalter, klebriger, kleinperliger SchweißSchock, schwere Kreislaufprobleme, akuter Schmerz (weist auf beginnenden Kollaps hin)

Pflege bei stark schwitzenden Patienten:
• Getränke anbieten
• kühle Teilwaschungen oder lauwarme Ganzkörperwaschungen
• feuchte Lappen zum Abtupfen des Schweißes
• Hautbeobachtung
• Intertrigoprophylaxe
• ggf. Infusionstherapie

5. Ermittlung der Körpertemperatur

Temperaturmessung immer unter gleichen Bedingungen durchführen:
• Gleiche Tageszeit
• Gleicher Messort
• Gleiche Messtechnik

Beachte:
• Keine Kälte- oder Wärmeanwendungen innerhalb 30 Minuten vor der Messung
• Keine Messung nach Aufregung oder Anstrengung (10-20 Min)
• Bei starken Abweichungen Arzt informieren

5.1. Geeignete Körperstellen zur Temperaturmessung

• Gehörgang (tympanal)
• Mastdarm (rektal)
• unter der Zunge (sublingual)
• Mund (oral)
• Achselhöhle (axillär)
• Leistenbeuge (inguinal)
• Scheide (vaginal)
• Haut (dermal)

Der höchste Temperaturwert wird bei rektaler Messung erreicht, die niedrigsten Werte treten typischerweise bei sublingualer oder axillärer Messung auf (um die 0,5°C weniger).

5.2. Techniken zur Temperaturmessung

Infrarot-Ohrtermometer: Messung erfolgt innerhalb von 1–3 Sekunden. Temperatur wird im äußeren Gehörgang gemessen. Die Temperatur ergibt sich aus der vom Trommelfell abgegebenen Infrarotstrahlung, welche der Temperatur im Körperinneren entspricht. Messhülle vor dem Messen auf den Messkonus aufsetzen!

🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Welche Art von Strahlung gibt jede Körperoberfläche mit Temperatur ab?💡🧩 🪢

Infrarot-Stirnthermometer: Das Messergebnis kann durch Schweißbildung, schlechte Durchblutung oder eine dickere Haut verfälscht werden.

Digitalthermometer: Quecksilberfreier, bruchsicher und wasserdichter Thermometer. Messung dauert 30–60 Sekunden.

Temperatursonde: elektronisches Thermometer zur kontinuierlichen Überwachung der Körpertemperatur. Findet Anwendung in der Intensivpflege oder während Operationen.

6. Fieber messen: Handlungsschema

Vorbereitung

  • Funktionstüchtigkeit des Thermometers prüfen
  • P/B informieren, ggf. Intimsphäre schützen
  • Thermometer in Einmalschutzhüllen stecken
  • nach Gebrauchsanweisung arbeiten

Durchführung
Axillare Messung:

  • Achselhöhle trocknen
  • Thermometerspitze in die trockene Achselhöhle legen
  • Oberarm muss dicht am Oberkörper bleiben
  • Unterarm über die Brust legen

Die axillare Messung ist ungeeignet, wenn P/B nicht kooperativ ist. Die Messung erfordert eine Aufmerksamkeitsdauer von 8–10 Minuten und liefert dazu ungenaue Werte. Wenn möglich auf andere Messmethode zurückgreifen.

Rektale Messung:

  • Thermometer mit abgerundeter Spitze
  • Thermometer mit Schutzhülle versehen
  • Bauch- oder Seitenposition, notfalls Rückenposition
  • Thermometerspitze mit leicht drehender Bewegung in den Darm einführen
  • Messung erfolgt 3–5 Minuten lang

Bei unruhigen, verwirrten P/B das Thermometer festhalten – es besteht Verletzungsgefahr. Die rektale Messung verletzt die Intimsphäre. Es besteht die Gefahr der Keimverschleppung.

P/B mit Problemen im Enddarmbereich nicht rektal messen!

Gerne, hier ist der Text wortgetreu abgeschrieben:Sublinguale Messung

  • Thermometer unter die Zunge legen
  • Mund schließen lassen
  • Messung erfolgt 5–8 Minuten lang

Verwirrte P/B nicht sublingual messen. Verletzungs- und Vergiftungsgefahr (wenn das Thermometer zerbissen wird). Vor der sublingualen Temperaturmessung keine heißen oder kalten Getränke geben (verfälscht den Wert). Eignet sich nicht für Menschen mit Fazialisparese.

Im-Ohr-Messung:

Messung innerhalb von 1 Sekunde.

Nachbereitung

  • Temperatur ablesen
  • Messwert und Besonderheiten dokumentieren
  • P/B positionieren, evtl. beim Ankleiden unterstützen
  • Desinfektion und Reinigung

Dokumentation
Messergebnisse an entsprechender Stelle im Dokumentationssystem dokumentieren. Besonderheiten wie Schwitzen oder Schüttelfrost werden ebenfalls notiert. Deutliche Abweichungen von der Norm sind auch dem gehobenen Dienst bzw. dem Arzt zu melden.



Bildquellennachweis: pixabay.com, @Gadini