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Kompetenz der Pflegeassistenz: Wickel, Umschläge, Kompressen

Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)


Ob wärmend oder kühlend, beruhigend oder anregend – Wickel, Umschläge und Packungen gehören zu den ältesten und wirkungsvollsn pflegerischen Anwendungen. Hier erfahren PflegeassistentInnen, wie man sie fachgerecht anwendet, gezielt einsetzt und sicher durchführt.

22.03.2025


1. Wickel, Umschläge, Packungen und mehr: Definitionen

Wickel: ein Körperteil wird in zwei oder drei Tücher gewickelt. Das Innerste wird mit einer Wickellösung getränkt oder mit Zusätzen beschichtet.

Umschläge, Kompressen, Auflagen: Tücher werden nicht gewickelt, sondern auf die betreffende Körperstelle gelegt.

Wickel werden entweder nach den Körperteilen oder der Temperatur benannt:
Halswickel, Brustwickel, Bauchwickel, Lendenwickel, Wadenwickel, Fußwickel, fiebersenkender Wickel

Temperaturneutrale Wickel – Wickel mit Zusatz (Bienenwachs, Zwiebel, Kamille, Öle, Topfen – warm oder kalt)

2. Wirkung von Wickeln nach Temperatur

Kalte Wickel:
schmerzlindernd (analgetische Wirkung bei Schmerzen und akuten Entzündungen). Dürfen nur bei warmem Körper angewendet werden!

Sehr kalte Wickel:
Stärkere Verengung der Blutgefäße, noch bessere Wirkung bei Schmerzen. z.B. Eisbeutel, Gelbeutel

Fiebersenkende Wadenwickel:
Wickel muss anhaltend kalt sein! Ein zu kurzer Kältereiz führt zur Erwärmung!

Warme Wickel:
bei chronischen Schmerzen

Heiße Wickel:
bei Verspannung und Krämpfen

3. Richtwerte für Wärme- und Kälteanwendungen

Heiß40 – 45 °C
Warm36 – 40 °C
Lauwarm27 – 35 °C
Kühl19 – 26 °C
Kalt10 – 18 °C

4. So reagiert der Körper bei Zufuhr von Wärme

  • Gefäßerweiterung
  • Entspannung der Muskulatur
  • erhöhter Zellmetabolismus
  • Wärme wirkt sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus
  • zu große Hitze ist belastend, besonders bei Erkrankungen
  • grundsätzlich angewendet werden kann Wärme bei Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, chronischen Schmerzen, Krämpfen

5. So reagiert der Körper bei Zufuhr von Kälte

  • Gefäßverengung
  • verringerte Muskelverspannung
  • verminderter Zellmetabolismus
  • lokale Anästhesie
  • kurzzeitige Kälteapplikationen sind eher angenehm
  • länger andauernde Kälteapplikationen sind eher unangenehm
  • grundsätzlich angewendet werden kann Kälte bei Schmerzen, akuten Entzündungen, Schwellungen, Prellungen, Blutergüssen, und zur Senkung von Fieber

6. Wickel, Umschläge, Kompressen: Handlungsschema

Vorbereitung

  • AZ des P/B in der Pflegedokumentation überprüfen
  • Applikationsmedium auf undichte Stellen überprüfen
  • Kontrolle der Vitalparameter
  • Materialien bereitstellen in der richtigen Temperatur
  • Kissenbezug, Handtuch, Tücher, Einmalunterlagen

Information des P/B:

  • Wirkungsweise
  • korrekte Durchführung – Lokalisation, Zeit
  • Temperatur
  • Anwendungsdauer

Fragen an den P/B, was er selbst tun kann oder möchte bei:

  • der Applikation
  • der Beobachtung und Mitteilung von Komplikationen (Zittern, Rötungen, Zyanose, Blässe, brennendes, prickelndes Gefühl; Unempfindlichkeit, Blasenbildung)
  • Maßnahmen zum Schutz der Haut
  • Entfernung des Materials

Durchführung

  • P/B unterstützen beim Einnehmen einer bequemen Haltung
  • P/B gut zudecken, nur die zu behandelnde Stelle bleibt frei
  • Anwendung durchführen
  • zum vorgeschriebenen Zeitpunkt
  • mit der korrekten Temperatur
  • mit der vorgeschriebenen Dauer
  • Kontakt zum P/B halten
  • nach Hautreaktionen erkundigen
  • Haut auf Abweichungen kontrollieren: bläuliche oder weißliche Verfärbungen, Druckstellen, Verhärtungen
  • den P/B bitten, Komplikationen sofort zu melden
  • Applikationsmaterial nach der vorgeschriebenen Zeit entfernen
  • Überprüfen der Haut auf Defekte, Verfärbungen, Körpertemperatur, Pulsfrequenz, RR
  • Zusätzlich stellen Sie Fragen: zum Befinden, weiteren Wünschen und Bedürfnissen
  • abschließend Vitalwerte messen
  • Bei einer Abweichung gehobenen Dienst oder Arzt benachrichtigen!

    Nachbereitung
  • Materialien aufräumen
  • Pflegedokumentation inkl. Reaktionen des P/B, Beobachtungen zu unerwünschten Effekten, Vitalwerte vor und nach der Applikation

7. Topfenauflage

Wirkung:

  • Schmerzlindernd
  • Kühlend
  • Entzündungshemmend
  • Abschwellend

Indikationen:

  • Verstauchungen
  • Prellungen
  • Oberflächliche Thrombophlebitis
  • Sonnenbrand
  • Insektenstichen
  • Halsschmerzen
  • Mastitis

Kontraindikationen:
Milcheiweißkontaktallergie und offene Wunden

6.1. Topfenauflage: Handlungsschema

Vorbereitung:

  • Magertopfen (= fester)
  • Mullkompressen/Baumwolltuch
  • Spatel oder Messer
  • dünne Mullbinde oder Wickeltuch
  • für heiße Topfenauflage zusätzlich: Zwischentuch z.B. Frotteehandtuch / Außentuch z.B. Schal zum Fixieren / Topf/Schüssel mit kochend heißem Wasser und darüber gestelltem Teller

Durchführung:

  • Händedesinfektion
  • benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z.B. Tablett) richten und auf Vollständigkeit überprüfen
  • P/B informieren; evtl. Toilettengang; ihn bitten, sich hinzulegen
  • Fenster/Türen schließen, Besucher verlassen den Raum
  • störende Kleidungsstücke entfernen, Intimsphäre wahren
  • Kühle Topfenauflage:
    1 cm dick in der Größe der zu bedeckenden Stelle auf ausgefaltete Kompresse streichen, die z.B. über Teller gebreitet wurde
    Päckchen schließen
    mit der dünnen Gazestreifenseite direkt auf die Haut legen
    solange die Kühlung als angenehm empfunden wird, belassen
    Anwendungsdauer im Akutfall nur 20 Min., sonst mindestens 30 Min. bis 2 Stunden
    Anwendungshäufigkeit im Akutfall halbstdl. möglich, sonst 1 bis mehrmals tgl.
    Blick zurück: wurde Auflage richtig platziert und fixiert?
  • Körperwarme Topfenauflage:
    Vorbereitetes Päckchen wird nun kurz auf den Teller über heißes Wasser gelegt und auf Körpertemperatur angewärmt
    Frotteehandtuch als Zwischentuch
    Schal zur Fixierung
    Anwendungsdauer mind. 30 Min. bis mehrere Stunden
    Anwendungshäufigkeit 1x tgl., Anwendung über mehrere Tage möglich
    Topfenauflage in Restmüll entsorgen
    Haut abtrocknen
    P/B soll ruhen
    Blick zurück: wurde Auflage richtig platziert und fixiert?
  • Nachbereitung:
    P/B beim Rücklagern/Anziehen helfen
    vor Verlassen des P/B nach Bedürfnissen erkundigen: Fenster öffnen, Getränk erwünscht?
    gebrauchte Materialien sachgerecht ver- bzw. entsorgen
    Dokumentation


Bildquellennachweis: ©pixabay.com, @Yamsri