Kommentarliteratur zum Thema „Hautbeobachtung“ des Fachs „Pflegetechnik“
13.04.2025
Hautbeobachtung ist ein zentrales Element der Pflegetechnik. PflegerInnen müssen in der Lage sein, unterschiedliche Hautzustände (vor allem trockene und fettige Haut!) sicher zu erkennen und daraus geeignete Pflegemaßnahmen abzuleiten. Dabei kommen hochwertige Cremes und Lotionen zum Einsatz. Hier finden Sie eine Auswahl von Wirkstoffen, auf die Pflegefachpersonen gerne zurückgreifen.
Trockene Haut: Erhöhtes Dekubitusrisiko
Trockene Haut (Xerose) ist im pflegerischen Alltag besonders häufig anzutreffen – infolge von Alterungsprozessen, Immobilität, Flüssigkeitsmangel oder äußeren Einflüssen wie Heizungsluft schuppt die Haut oder reißt ein. Ihre reduzierte Elastizität führt oft zu Spannungsgefühlen, ihre gestörte Barrierefunktion macht sie anfällig für Austrocknungsekzeme, Neurodermitis (atopische Dermatitis), Verhornungsstörungen (Ichthyose) oder generalisiert auftretenden Juckreiz (ein generalisierter Pruritus). Trockene Haut von pflegebedürftigen Personen ist deutlich anfälliger für Dekubitus als Mischhaut oder fettige Haut.
Besonders geeignet sind in diesem Fall Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O). Sie enthalten einen höheren Fettanteil, legen sich wie ein Schutzfilm auf die Haut und verhindern den transepidermalen Wasserverlust. Wird diese noch mit Feuchthaltefaktoren wie Urea, Glycerin oder Natriumlactat versetzt, unterstützt dies die Regeneration der Hautbarriere und versorgen die Haut gezielt mit Feuchtigkeit und Lipiden (Fett).
Urea
Urea ist ein natürlicher Bestandteil des hauteigenen Stoffwechsels. Es besitzt die Fähigkeit, Wasser in der Hornschicht zu binden. In Konzentrationen zwischen 2 und 5% wirkt Urea intensiv hydratisierend. Es beruhigt gespannte Haut und verbessert spürbar die Geschmeidigkeit. Wird Urea in höherer Dosierung eingesetzt – ab ca. 10% – zeigt es zusätzlich eine keratolytische Wirkung: Es löst sanft übermäßige Verhornungen, macht raue Hautstellen weich und unterstützt die Abschuppung. Deshalb wird Urea nicht nur bei trockener Haut, sondern auch gezielt bei Verhornungsstörungen (Hyperkeratosen) und Schuppenflechte (Psoriasis) eingesetzt.
Glycerin
Glycerin ist ein weiterer Wirkstoff, der – wie auch Urea – tief in die Hornschicht eindringt und dort Wasser bindet. Es hilft, den Feuchtigkeitsgehalt der Haut langfristig zu stabilisieren. Glycerin verbessert die Elastizität und glättet sichtbar raue oder spröde Stellen. Darüber hinaus steigert Glycerin die Aufnahmefähigkeit anderer Wirkstoffe.
Natriumlactat
Natriumlactat (Sodium Lactate), das Natriumsalz der Milchsäure, ist ein natürlicher Bestandteil des Natural Moisturizing Factor (NMF) der Haut. Es wirkt hygroskopisch – das heißt, es zieht Wasser an – und sorgt so auch bei niedriger Luftfeuchtigkeit für ein konstantes Feuchtigkeitsniveau in der oberen Hautschicht. Zusätzlich reguliert Natriumlactat den pH-Wert der Haut leicht nach unten, was ein gesundes, leicht saures Hautmilieu fördert.
Kokosöl
Kokosöl, gewonnen aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss, ergänzt diese Pflegestoffe durch seine rückfettende und schützende Wirkung. Es enthält mittelkettige Fettsäuren wie Laurinsäure, die die Hautoberfläche geschmeidig halten und die Barrierefunktion stärken. Kokosöl wirkt zudem leicht antimikrobiell und eignet sich besonders für sehr trockene, rissige oder spröde Hautpartien. In Pflegeprodukten wird es häufig in veresterter Form – z. B. als Coco-Caprylate/Caprate – eingesetzt, um die Einziehzeit zu verkürzen.
Laureth-6,5
Wird in Pflegeprodukten oft zur Reduktion von Juckreiz eingesetzt wird. In Kombination mit Urea wird es z. B. in Produkten bei trockener, juckender oder atopischer (empfindlicher) Haut verwendet.
Mischhaut will nicht überpflegt werden
Mischhaut tritt am Körper seltener auf wie im Gesicht, kann aber durchaus vorkommen – zum Beispiel bei Menschen mit gleichzeitig trockenen Schienbeinen und leicht fettigem Rücken. Hier ist es wichtig, einen Wirkstoff zu wählen, der zum Hauttyp passt – andernfalls muss die Pflegekraft zwischen mehreren Produkten wechseln, um den unterschiedlichen Hautbedürfnissen gerecht zu werden, und das wäre nicht effizient.
Mischhaut kommt mit einer geringeren Anzahl an Wirkstoffen aus, benötigt aber dennoch eine gezielte, milde Basispflege. Die richtige Wahl sind Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W). Sie enthalten mehr Wasser als Fett, ziehen schnell ein, wirken feuchtigkeitsspendend, aber nicht fettend.
Mandelöl (Prunus dulcis oil)
Leicht rückfettendes Öl, das trockene Hautpartien pflegt und zugleich eine Überpflegung der fettigeren Zonen vermeiden – ideal für Mischhaut.
Kokosöl (Coco-Caprylate/Caprate)
Auch Kokosöl – in veresterter, leichter Form (Coco-Caprylate/Caprate) – eignet sich für Mischhaut, da es rückfettet, aber gleichzeitig schnell einzieht und die Haut nicht überpflegt.
Fettige Haut: Erhöhtes Intertrigorisiko
Nicht nur bei jüngeren Menschen führt eine erhöhte Talgproduktion dazu, dass Schweiß schlechter verdunsten kann – es kommt vermehrt zu Schweißansammlungen, die ein feucht-warmes Hautmilieu begünstigen und das Risiko für Hautreizungen erhöhen. Fettige Haut erscheint glänzend, weist gröbere Poren auf und fühlt sich unter Kleidung mitunter klebrig an. Die Haut neigt nicht zu Spannungsgefühlen, reagiert dafür aber empfindlich auf Hitzestau oder Schweißansammlungen. Als Folge können sich Entzündungen der Haarfollikel (Follikulitis), Rückenakne oder talgbedingte (seborrhoische) Hautreaktionen entwickeln. Auch Pilzinfektionen treten auf fettiger Haut eher auf. Bei starker mechanischer Belastung, etwa durch eng anliegende Kleidung oder wiederholte Reibung, kann es zusätzlich zu Reizungen kommen.
Fettige Haut neigt stärker zu Intertrigo (Wundreiben in Hautfalten) als trockene Haut. Durch Schweißansammlungen, unzureichende Hautbelüftung oder längeres Sitzen und Liegen steigt das Risiko für Hautmazerationen (Aufweichung der Haut). Besonders in Bereichen wie unter der Brust, in Leisten, Achseln oder Gesäßfalten kann es durch Wärme und Feuchtigkeit in diesem Zusammenhang zu einer Vermehrung von Keimen wie Pilzen oder Bakterien kommen.
Für fettige Haut eignen sich – wie auch für Mischhaut – Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W), da sie leichter formuliert sind und schnell einziehen, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen. Sie unterstützen das Gleichgewicht der Haut, ohne die Talgproduktion zu fördern.
Jojobaöl (Simmondsia chinensis oil)
Obwohl es als Öl bezeichnet wird, handelt es sich chemisch um ein Wachsester, der der Zusammensetzung des menschlichen Talgs ähnelt. Jojobaöl reguliert die Talgproduktion, zieht gut ein, hinterlässt keinen Fettfilm und verstopft die Poren nicht. Es wirkt leicht antientzündlich und eignet sich auch bei zu Reibung oder Rasurpickel neigender Haut.
Nicht empfehlenswert bei fettiger Körperhaut sind stark okklusive (filmbildend) oder reichhaltige Öle wie Kokosöl (in nativer Form), Olivenöl oder Avocadoöl.
Laureth-6,5
Durch seine juckreizlindernde Eigenschaft auch bei empfindlicher, unreiner oder überpflegter Haut hilfreich.
Nur trockene Haut benötigt eine Wasser-in-Öl-Emulsion – Mischhaut und fettige Haut hingegen profitieren von Öl-in-Wasser-Emulsionen. Die meisten Wirkstoffe sind bei trockener Haut erforderlich. Während das Risiko für Dekubitus bei trockener Haut am höchsten ist, ist die Gefahr für Intertrigo bei fettiger Haut besonders groß.
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