Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)
07.10.2025
INHALT
1. Dehydration und Exsikkose: Die Unterschiede
2. Dehydrationsprophylaxe
3. Appetit von geriatrischen PatientInnen anregen
4. Beobachtung des Ernährungszustands
5. Erbrechen Beobachtungskriterien
6. Hilfestellung / Pflege bei Erbrechen
7. Die drei Verabreichungsarten von künstlicher Ernährung mittels PEG-Sonde
8. Pflege nach dem Setzen der PEG-Sonde
9. Verabreichung von Nahrung mittels PEG-Sonde
10. PEG-Sonde: Spülung durchführen
11. PEG-Sonde: Medikamentengabe
Das muss die Pflegeassistenz über den Ernährungszustand wissen:
➤ Dehydrationsprophylaxe umfassend beschreiben können
➤ Führen einer Flüssigkeitsbilanz
➤ Möglichkeiten zum Anregen des Appetits
➤ Abweichungen vom normalen Ernährungszustand beschreiben
➤ Gründe für eine Gewichtskontrolle angeben
➤ Waagenmodelle und Durchführung der Gewichtskontrolle benennen
➤ Auskunft über die Pflege bei Erbrechen geben
➤ Künstliche enterale von parenteraler Ernährung abgrenzen
➤ Unterschied zwischen nasogastraler/nasoduodenaler Sonde und PEG-Sonde erklären
➤ Genaue Durchführung von Einzelgabe, halbkontinuierlicher und kontinuierlicher Gabe der Sondenkost beschreiben
Dehydration und Exsikkose: Die Unterschiede
Dehydration Definition:
Flüssigkeitsmangel. Der Wasseranteil im Gewebe, Blut und den Zellen ist vermindert. Es kann zu Störungen verschiedener Körperfunktionen kommen. Erhöhtes Risiko im Alter.
Ursachen einer Dehydration:
• zu geringe Flüssigkeitszufuhr (z.B.: eingeschränktes Durstempfinden, Fieber, Erbrechen, Durchfall, starkes Schwitzen)
• Schluckstörungen
• Bettlägerigkeit
• Diuretika
• Laxanzien
• veränderte Nierenfunktion und dadurch erhöhte Ausscheidung
Symptome einer Dehydration:
• Durst
• Hypotonie
• Tachykardie
• Temperaturanstieg (Durstfieber)
• Schwäche/Schwindel
• Lethargie
• reduzierte Wahrnehmungsfähigkeit
• Bewusstseinsstörungen
• trockene Haut und Schleimhäute
• herabgesetzter Hautturgor
• eingefallene Augen
• Obstipation
• wenig und konzentrierter Urin
• Elektrolytentgleisung mit Krampfanfällen
Exsikkose Definition:
Austrocknung. Betrifft oft ältere oder pflegebedürftige Menschen, die zu wenig trinken oder aufgrund von Krankheiten vermehrt Flüssigkeit verlieren. Erhöhtes Risiko bei Menschen mit Demenz, akute Magen-Darm-Infekte oder Diabetes mellitus.
Ursachen einer Exsikkose:
• ist die Folge einer unbehandelten oder übersehenen Dehydration
• Sterbephase
Symptome einer Exsikkose:
Sichtbare Austrocknung des Körpers (s. Dehydration)
Unterschied zwischen Dehydration und Exsikkose:
Der Unterschied zwischen Dehydration und Exsikkose liegt im Schweregrad:
Dehydration = Flüssigkeitsmangel. Exsikkose = Austrocknung, ist die schwerste Form der Dehydration. Die Austrockung ist bereits äußerlich sichtbar: z.B. eingesunkene Augen, trockene Schleimhäute, stark herabgesetzter Hautturgor, getrübtes Bewusstsein, oft unkooperativ und teilweise aggressiv. Exsikkose ist ein klinischer Notfall!
⚠️🚑 ERSTE HILFE MAßNAHME NOTWENDIG! ⚠️🚑 Therapie bei Exsikkose:
Wiederherstellung einer physiologischen Flüssigkeitsbilanz durch:
• orale Flüssigkeitszufuhr (auch in Form von Nahrung)
* wiederholt instruieren / Anwesenheit einer Pflegeperson
• ggf. Infusionen zur Flüssigkeitszufuhr
• bei stark bewusstseinsgetrübten Patienten kein Wasser oral geben! Aspirationsgefahr!
Dehydrationsprophylaxe
• stündlich Flüssigkeit anbieten (außer bei Ödemen, Herz- und Niereininsuffizienz – hier Flüssigkeitsmenge mit Arzt/Ärztin absprechen)
• Flüssigkeitsbilanz erstellen
• auch Suppen, Saucen, nektarartige Speisen, Wassereis und Wassermelonen werden zu den Flüssigkeiten gezählt und der Flüssigkeitsbilanz hinzugerechnet
• Trinkplan erstellen oder Trinkwecker nutzen
• Lieblingsgetränke anbieten
• vor und nach jeder pflegerischen Maßnahme ein Getränk anbieten
• Trinkhilfen verwenden (Schnabelbecher, Strohhalme)
• Gläser und Trinkhilfen mit einheitlichem Füllvolumen verwenden (hilft bei der Flüssigkeitsbilanzierung)
• Getränke immer in Griffweite stellen
• Infusionstherapie als letzte Maßnahme nach Ausschöpfen aller anderen Möglichkeiten der Dehydrationsprophylaxe
Appetit von geriatrischen PatientInnen anregen
• Lieblingsspeisen anbieten
• angenehme Raumatmosphäre – lüften, nicht zu warm, nicht zu kalt
• keine Pflegeinterventionen während des Essens
• appetitlich, in kleinen Portionen anrichten
• Bewegung fördern
• Essen im Sitzen, am besten bei Tisch sitzen lassen
• visuelle Anregung durch TV oder Zeitung
• Geschmack anregen durch Gespräche über das Essen
• Hilfestellung geben
• genügend Zeit geben
• in Gesellschaft essen lassen
• Schmerzlinderung vor dem Essen
Beobachtung des Ernährungszustandes
• Messung des Körpergewichtes
• Beobachtung des Gesamterscheinungsbildes, der Menge subkutanen Fettgewebes und des Hautturgors
Ernährungszustand = Verhältnis Körpergröße – Körpergewicht
Normaler Ernährungszustand
…wird über das Gewicht bestimmt.
• subkutanes Fettgewebe ist vorhanden
• Haut ist elastisch, unauffälliger Hautturgor
Malnutrition
dem Körper fehlen Nährstoffe oder stehen ihm nicht in der benötigten Menge zur Verfügung.
Kennzeichen:
• Fehlen oder geringes Vorkommen subkutaner Fettpolster
• Haut wirkt schlaff
• Wangen sind eingefallen
• Rippenbögen und Beckenknochen sind deutlich sichtbar
• herabgesetzte Leistungsfähigkeit
• Müdigkeit, Abgeschlagenheit
Risikofaktoren für eine Malnutrition:
• alleine leben
• keine warmen Mahlzeiten
• Kaubeschwerden oder Zahnlosigkeit/keine Zahnprothese
• Probleme beim Schlucken
• Immobilität
• Appetitlosigkeit
• geringe finanzielle Mittel
• geistige Beeinträchtigung
• Erkrankungen {z.B. Depression, Diabetes mellitus)
• Probleme beim Schneiden
• Einnahme von sehr vielen Medikamenten
Kachexie
= hochgradige Abmagerung, pathologischer Gewichtsverlust
Kennzeichen:
• subkutane Fettpölster gänzlich verschwunden
• Haut schlaff, trocken, faltig
• Gewicht stark verringert
• Appetitlosigkeit
• Kraftlosig-, Müdig-, Interesselosigkeit
• Anfälligkeit für Infekte
• Amenorrhoe
Adipositas
= Fettleibigkeit
Das Normalgewicht wird um mehr als 20 % überschritten.
Erbrechen Beobachtungskriterien
• Menge
• Zeitpunkt und Häufigkeit
• Farbe
• Geruch
• Beimengungen
Farbe, Geruch, Beimengungen
Bluterbrechen – Magen- oder Speiseröhrenblutung
kaffeesatzähnlich – Magenblutung, deutet auf bereits geronnenes Blut hin
gelblich-grün – Rückfluss von Galle in den Magen
Koterbrechen (Miserere) – Darmverschluss (Ileus)
säuerlich riechend – Reflux
angedaute Speisen – gestörte Magenentleerung
unverdaute Speisen – Nahrung verweilt in der Speiseröhre, Ösophagusdivertikel
Schleimbeimengungen – chronische Gastritis, Reizmagen
Hilfestellung / Pflege bei Erbrechen
• Oberkörper hoch
• Beengende Kleidung, Zahnprothesen entfernen, Haare aus dem Gesicht
• Nierenschale oder Waschschüsseln reichen
• Tücher bereitstellen
• Fenster öffnen
• Kopf und Rücken gut stützen
• Gesicht reinigen
• bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage, evtl. Absaugen des Erbrochenen
• Vitalzeichen beobachten
• Beobachtung des Erbrochenen lt. Beobachtungskriterien
• danach Mundpflege, ggf. Kleidung und Bettwäsche wechseln
• Lüften
• Erbrochenes beurteilen
• Nahrungsmittelkarenz
• Antiemetika nach ärztlicher Verordnung (reduzieren Erbrechen und Übelkeit)
• Dokumentation
Die drei Verabreichungsarten von künstlicher Ernährung mittels PEG-Sonde
• Schwerkraftsystem – halbkontinuierlich
• Ernährungspumpe – kontinuierlich
• Spritze – Bolusabgabe
Bolus Definition:
„Bissen“. Der Speisebrei, der nach dem Kauen und Einspeicheln im Mund entsteht und dann in den Magen weitergeleitet wird.
Pflege nach dem Setzen der PEG-Sonde
- In der ersten Woche soll der Verbandswechsel täglich erfolgen. Danach kann er bei unauffälligen Wundverhältnissen („bei blanden Wunden“) zwei- bis dreimal wöchentlich unter aseptischen Bedingungen durchgeführt werden.
- Die Einstichstelle und die umliegende Haut mit einem Hautdesinfektionsmittel von zentral nach peripher gereinigt werden.
- Einstichstelle regelmäßig auf Entzündungszeichen kontrollieren.
- Fixierungsriegel sowie die Sonde mit Wasser reinigen.
- Statt eines Vollbades wird empfohlen, zu duschen.
- Nach 24 Stunden sollte die äußere Halteplatte gelockert werden (Druckschäden und Einwachsen vermeiden).
- Ab dem siebten Tag nach der Stomaanlage ist täglich die Beweglichkeit der inneren Halteplatte zu überprüfen. Die Sonde dabei 1 1/2 cm vor- und zurückschieben und/oder um 180° (bis 360°) drehen.
- Kein Zug oder Druck auf das Stoma ausüben. Der Fixierungsriegel soll locker sitzen.
Verabreichung von Nahrung mittels PEG-Sonde
Vorbereitung
• Nährlösung kontrollieren: soll gut durchmischt sein und Raumtemperatur (höchstens 30 °C) aufweisen. Eine Überhitzung würde die Eiweiße zerstören, und eine Ausflockung macht die Lösung unbrauchbar (verwerfen).
• Beim Öffnen der Nährlösung sollte ein hörbares Klicken erfolgen.
• Überleitungssystem, Alexanderspritze, kleine Spritze für Medikamente und Spüllösung
Durchführung
• Betroffene Person über die Maßnahme informieren.
• Oberkörper entweder hochlagern oder bei bewusstlosen Personen seitlich positionieren.
• Sonde öffnen und spülen
• Überleitungssystem anschließen
• Gabe aufmerksam zu beobachten, Tropfgeschwindigkeit mehrfach kontrollieren, Wasser darf schneller laufen als die Nährlösung
Nachbereitung
• Sonde gründlich spülen.
• ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleisten.
• nach der Gabe Mundpflege durchführen.
• Spritze gründlich reinigen und täglich austauschen.
• Leerbeutel und Applikationssysteme alle 24 Stunden wechseln.
• ca. 30 Minuten in Oberkörperhochpositionierung bleiben
• dokumentieren: Besonderer Fokus auf Eiweißgerinnung, Medikamentenreste oder Magensäure und die nach dieser Beobachtung erfolgte Spülung.
Durchfall:
Nahrung zu schnell, in zu großer Menge oder zu kalt verabreicht?
Unverträglichkeit gegenüber Milcheiweiß? Kann auf Sojaeiweiß ausgewichen werden.
Verstopfung:
Mangel an Flüssigkeit?
Bewegungsmangel
ballaststoffarme Sondennahrung
Einnahme bestimmter Medikamente, z.B. Opiate
PEG-Sonde: Spülung durchführen
Eine Spülung erfolgt immer vor und nach jeder Nahrungszufuhr. Bei einer kontinuierlichen Ernährung sollte sie alle zwei Stunden durchgeführt werden. Auch vor und nach jeder Medikamentengabe muss gespült werden. Sonden, die derzeit nicht zur Nahrungsaufnahme verwendet werden, sollten trotzdem mindestens dreimal täglich oder alle 8 Stunden gespült werden.
Spülung durchführen:
20 bis 40 Milliliter lauwarmes, abgekochtes Wasser, stilles Mineralwasser oder steriles Wasser verwenden. KEINE TEES einsetzen! Ätherische Öle greifen die Sonde an. Früchtetees und Obstsäfte sind aus diesem Grund ebenso zu vermeiden. Außerdem können sie Ausflockungen verursachen. Kein Schwarzer Tee! Führt zu Verstopfungen und Ablagerungen in der Sonde. Auch Kamillentee ist ungeeignet!
Bei verstopften Sonden können Cola light, stilles Mineralwasser, Zitronensaft (verdünnt!), Pepsinwein helfen. Vorsichtiges Kneten des Sondenschlauchs, um Ablagerungen zu lösen.
PEG-Sonde: Medikamentengabe
• prüfen, ob Medikament mörserbar. Retardmedikamente dürfen nicht zerkleinert werden
• Besondere Vorsicht bei Präparaten mit Eisen, Magnesium oder Kalziumsalzen: Wechselwirkungen
• Brause- und Pulverpräparate verdünnen (reizen die Schleimhäute)
• Hartgelatinekapseln öffnen und Inhalt in 10 bis 15 ml Flüssigkeit aufschwemmen. Direkt nach der Auflösung mit einer kleinen Spritze verabreichen.
• Weichgelatinekapseln anstechen und mit einer Spritze portionieren, alternativ in warmem Wasser auflösen. Reste entfernen.
• Flüssige Arzneiformen (Säfte, Sirupe, Tropfen, Suspensionen) immer verdünnen, reizen die Schleimhäute
• Insgesamt ist es immer besser, auf eine andere Darreichungsform, z.B. Transdermalpflaster oder Tropfen, umzusteigen
• Medikamente niemals zusammen mit der Nahrung verabreichen
• Medikamente einzeln verabreichen, jeweils mit etwa 5 ml Wasser nachspülen
• vor und nach jeder Medikamentengabe mit ca. 20 ml Wasser spülen
Künstliche enterale Ernährung und parenterale Ernährung
Unter künstlicher enteraler Ernährung versteht man die nicht natürliche Nahrungszufuhr in das Verdauungssystem mittels einer Sonde. Die parenterale Ernährung erfolgt über das Venensystem. Die enterale Ernährung erhält die noch verfügbaren physiologischen Verdauungsfunktionen während bei der parenteralen Ernährung der Magen-Darm-Trakt umgangen wird).
Bei einer Nasogastralsonde und bei einer PEG-Sonde spricht man von künstlicher enteraler Ernährung.
Bei einer Infusion über die Vene spricht man von parenteraler Ernährung:
– Zentral-venöse parenterale Ernährung (über große Venen)
– Peripher-venöse parenterale Ernährung (über kleinere Venen, meist am Arm, für kürzere Zeiträume)
Künstliche enterale Ernährung
Die künstliche enterale Ernährung hat eine der Stoffwechselsituation angepasste Nährstoffzufuhr zum Ziel.
Indikationen
• Störungen des Bewusstseins
• Schluckstörungen (Aspirationsgefahr)
• lebensbedrohliche Mangelernährung (ausgeprägte Altersschwäche, bösartige Tumoren)
• lebensbedrohliche Nahrungsverweigerung (Verwirrtheit, Demenz, psychische Erkrankungen)
• Erkrankungen im Bereich der Mundhöhle, Speiseröhre
• mechanische Beeinträchtigungen im Bereich der Mundhöhle oder der Speiseröhre (z.B. Tumor)
• Malabsorption (mangelhafte Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm, z.B. nach operativer Entfernung eines Teils des Dünndarms [=Dünndarmresektion])
• Maldigestion (mangelhafte Verdauung der Nahrung, z.B. infolge Leberzirrhose)
• akute Schübe einer chronisch entzündlichen Dickdarmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Die Anordnung erfolgt durch den Arzt. Der Betroffene (oder sein gesetzlicher Vertreter) muss der Behandlung zustimmen.
NASOGASTRALE/NASODUODENALE SONDE
Über die Nase wird eine Sonde („Magensonde“) eingeführt, diese wird über die Speiseröhre bis zum Magen (manchmal auch bis zum Duodenum) vorgeschoben. Die Nasogastralsonde wird idR zur kurzfristigen Ernährung oder zur Ableitung von Magensaft verwendet. Für eine langfristige Ernährungstherapie ist sie nicht geeignet, ebenso bei Störungen des Schluckreflexes und bei häufigem Erbrechen.
Eine Nasogastralsonde ist sichtbar und spürbar. In vielen Fällen wird sie als schmerzhaft, meist aber zumindest als störend wahrgenommen. Bei einer solchen Art der künstlichen Ernährung kann es im Bereich der Schleimhäute zu Reizungen und Ulzerationen kommen, die Keimbesiedelung im Nasen-Mund-Rachenbereich wird begünstigt. Die Sonde beeinträchtigt zudem den Schluckakt, was den Erhalt oder Wiederaufbau des Schluckvorganges erschwert. Bei liegender Magensonde verzichten die meisten Patienten* auf das natürliche Essen und Trinken.
Pflege der Nasogastralsonde
• Dekubitusprophylaxe inklusive Pflasterwechsel: Sonde nach Bedarf, mindestens aber 1 x tgl. neu fixieren, Pflasterrückstände entfernen, Nasenflügel auf Druckstellen kontrollieren.
• Nasenpflege: Verkrustungen mit in Wasser oder Öl getränkten Wattestäbchen entfernen
• Kontrolle der Sondenlage vor jeder Nahrungsgabe
• regelmäßige Mundpflege
• Beobachtung der Atmung – aufgrund der Schonatmung Pneumonieprophylaxe
🪢 🧩💡Erinnerungsknoten: Was sind die 4 Grundelemente der Pneumonieprophylaxe?💡🧩 🪢
PERKUTANE, ENDOSKOPISCH KONTROLLIERTE GASTROSTOMIE (PEG)
Nach einer Lokalanästhesie wird der Magen durch die Bauchdecke (perkutan) punktiert und über diese Stelle ein Faden eingeführt, der mit dem Gastroskop bis vor den Mund gezogen wird um dort die Ernährungssonde anzuknüpfen. Diese wird dann mit dem Faden über Speiseröhre, Magen, und Bauchdecke nach außen gezogen. Die Fixierung erfolgt z.B. mittels einer innen und außen angebrachten Halteplatte oder bei Austauschsystemen wie Button oder Gastro-Tube mittels eines mit Wasser gefüllten und im Magen liegenden Ballons. Der Schluckvorgang wird nicht beeinträchtigt, sodass die Fähigkeit zur oralen Nahrungsaufnahme erhalten bleibt bzw. wieder aufgebaut werden kann.
Verabreichung von künstlicher enteraler Ernährung mittels PEG-Sonde
• Angenehme Atmosphäre, ruhige Umgebung, entspannte Situation, Zeit und Ruhe
• Kommunikation, Unterhaltung, Gesellschaft, Angehörige
• Erhalt des normalen Essvorganges soweit medizinisch vertretbar – kleine Portionen, individuell bevorzugte Speisen und/oder Getränke zur oralen Aufnahme anbieten
• Geschmacks- und Geruchsbereicherung
• Wiederaufbau/Anbahnung des Schluck- und/oder Kauvorganges
• Anregung der Speichelsekretion vor Verabreichung der Sondennkost – Mundpflege
• Oberkörperhochlagerung bzw. sitzende Position (Aspirationsgefahr)
Verabreichungsarten:
• Schwerkraftsystem – halbkontinuierlich:
Tropfsystem – Nahrung wird oberhalb des Magenniveaus (z.B. Infusionsständer) aufgehängt. Überleitungssystem kontrollieren: muss luftleer sein bevor es an die verlängerte Ernährungssonde angeschlossen wird. Infektionsprophylaxe: Überleitungssystem alle 24 h auswechseln. Die Methode ist zur Ernährung tagsüber geeignet, wenn keine Störung im MagenDarm-Trakt vorliegt und über gastrale Sonden nicht mehr als 1000 ml appliziert werden.
Orientierungsgrößen:
– 25 ml/h entsprechen ca. 9 Tropfen/min
– 50 ml/h entsprechen ca. 16 Tropfen/min
– 100 ml/h entsprechen ca. 33 Tropfen/min
• Ernährungspumpe – kontinuierlich:
Mit Strom betriebene PEG-Sonde. Technische Vorrichtungen ermöglichen eine gleichmäßige, kontinuierliche Verabreichung der Sondenkost. Störungen werden automatisch gemeldet. Zuleitungssystem täglich wechseln!
Vorteile:
– bessere Toleranz
– geringe abdominelle Beschwerden
– bessere Nährstoffausnutzung
– höhere Energie- und Eiweißaufnahme
– bessere Magenentleerung
– Ulkusprophylaxe
– exakte Zufuhrrate während Kostaufbau, bei intestinaler Sondenlage, Diabetikern, nächtlicher Ernährung
– auch Bolusgabe ist möglich
• Spritze (Bolusgabe/Bolus = Bissen):
Mittels Alexanderspritze (50 – 100 ml). Nährlösung fließt ohne Druckausübung in die Sonde. Bolusgaben sind nur möglich, wenn die Sonde im Magen liegt. Wenn sie im Duodenum liegt ist eine kontinuierliche Gabe (Ernährungspumpe) erforderlich. Bei maximaler Bolusgabe muss danach 1,5 Stunden pausiert werden.
Vorteile:
– physiologischer
– kürzere Verweildauer im Behälter
– bessere pH-Wert-Regulierung
– mehr Zeit für Behandlung und Therapien
– bei mobilen P/B mehr Bewegungsspielraum
– Zeitvorteil
– den normalen Mahlzeiten ähnlich
Richtwert bei der Verabreichung der Sondennahrung mittels PEG-Sonde:
• bei Bolusgabe 100 ml in 5–10 min., max. 250 ml
• bei Schwerkraftsystem 100 ml in 10–15 min
• bei Ernährungspumpe 100 ml in 60 min
• 1 min 40 gtt = 120 ml pro Stunde = ca 500 ml in 4 Std.
Pflege nach Setzen der PEG-Sonde
• In der ersten Woche Verbandswechsel tgl., danach bei blanden Wundverhältnissen 2–3 mal wöchentlich unter aseptischen Bedingungen
• Fixierungsriegel lockern
• Einstichstelle und Umgebung mit Hautdesinfektionsmittel von zentral nach peripher reinigen
• Einstichstelle auf Entzündungszeichen kontrollieren
• Fixierungsriegel und Sonde mit Wasser reinigen
• Duschen statt Vollbad
• nach 24 Std. äußere Halteplatte lockern
• ab dem 7. Tag der Stomaanlage tgl. Beweglichkeit der inneren Halteplatte prüfen – Sonde ca. 1 1/2 cm (3–4 cm) vorschieben und/oder 180° (360°) drehen
• keinen Zug und Druck auf das Stoma ausüben – Fixierungsriegel soll locker sitzen
Vorbereitung des Materials:
• Tablett mit kontrollierter, aufgeschüttelter Nährlösung in Zimmertemperatur (max. 30°C – Übererwärmung führt zur Zerstörung der Eiweiße), bei Ausflockung verwerfen
• Klick beim Öffnen
• Überleitungssystem
• Alexanderspritze und kleinvolumige Spritze für Medikamente
• Spüllösung
Durchführung:
• Information
• Oberkörper hochpositionieren oder seitlich bei Bewusstlosen
• Mundpflege
• Sonde öffnen und spülen
• Einzelverabreichung der verordneten zermörserten Medikamente und spülen
• Überleitungssystem von Tropfbeutel oder Ernährungspumpe mit Ernährungssonde verbinden
• Einflussgeschwindigkeit wiederholt überprüfen, Wasser darf schneller fließen • P/B während der Verabreichung beobachten
Nachbereitung:
• Sonde spülen
• für insgesamt angemessene Flüssigkeitszufuhr sorgen
• Mundpflege (mehrmals tgl.)
• Material wegräumen
• Spritze säubern, tgl. wechseln
• Leerbeutel und Applikationssysteme alle 24 Stunden wechseln
P/B beobachten
• nach ca. 40 Minuten in die gewünschte Position bringen
• Dokumentieren
Spülung
Warum:
Die PEG-Sonde wird gespült, um ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten und Verstopfungen zu vermeiden. Eine regelmäßige Spülung ist notwendig, um Eiweißgerinnungen zu verhindern, Rückstände von Medikamenten zu beseitigen und die Sonde vor den Einwirkungen der Magensäure zu schützen.
Wann:
Die PEG-Sonde sollte regelmäßig gespült werden, um ihre Durchgängigkeit sicherzustellen und Ablagerungen zu vermeiden. Sie wird vor und nach jeder Nahrungsgabe sowie vor und nach jeder Medikamentengabe gespült. Bei einer kontinuierlichen Ernährung ist eine Spülung alle zwei Stunden erforderlich. Auch Sonden, die nicht zur Ernährung verwendet werden, müssen mindestens dreimal täglich gespült werden.
Wie:
Die Spülung der PEG-Sonde erfolgt in der Regel mit 20 bis 40 ml lauwarmem, abgekochtem Wasser, stillem Mineralwasser oder sterilem Wasser. Von der Verwendung von Tee ist grundsätzlich abzuraten, da sich hierbei hygienische Probleme durch ätherische Öle ergeben können, die die Sonde angreifen. Früchtetee und Obstsaft sollten ebenfalls vermieden werden, weil sie zum Ausflocken der Nährlösung führen können. Auch Schwarztee und Kamillentee sind ungeeignet. Schwarztee verursacht Verstopfungen und Ablagerungen, Kamillentee kann die Magenschleimhaut reizen.
Bei einer verstopften Sonde kann man versuchen, die Blockade zu lösen, indem man Cola light, stilles Mineralwasser, Zitronensaft oder Pepsinwein vorsichtig einwirken lässt und dabei den Sondenschlauch sanft knetet. Zur Unterstützung des Wohlbefindens eignen sich Fencheltee bei Blähungen und Heidelbeertee bei Durchfall.
Medikamente:
• Geeignete Darreichungsform wählen
• Zerteilbarkeit prüfen
• Retardmedikamente nicht zerkleinern
• Achtung bei Medikamenten mit Interaktionspotential (z.B. Eisen-, Magnesium-, Kalziumsalze)
• Brause- und Pulverpräparate stark verdünnen – können die Schleimhäute angreifen
• Hartgelatinekapseln öffnen und Inhalt in 10–15 ml suspendieren
• Weichgelatinekapseln anstechen, mit Spritze portionieren oder Kapsel in warmem Wasser lösen, Reste ggf. entfernen
• Säfte, Sirup, Tropfen, Suspensionen verdünnen (= schleimhautreizende und hochosmolare Arzneimittel)
• Medikamente nicht zur Nahrung geben
• unmittelbar nach Auflösung mit kleinvolumiger Spritze verabreichen
• einzeln verabreichen
• dazwischen mit ca. 5 ml Wasser spülen
• vor und nach jeder Medikamentenverabreichung mit ca. 20 ml Wasser spülen
Bei Diarrhö:
Häufig liegt es daran, dass die Nahrung zu schnell, in zu großer Menge oder zu kalt verabreicht wurde. Eine weitere mögliche Ursache ist eine Unverträglichkeit gegenüber Milcheiweiß. In diesem Fall sollte auf Sojaeiweiß als Alternative ausgewichen werden.
Bei Obstipation:
Oft ist die Ursache eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder Bewegungsmangel. Auch Sondennahrung ohne Ballaststoffe kann zur Obstipation führen. Zusätzlich kann die Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere Opiate, eine Verstopfung begünstigen.
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