Kommentarliteratur zum Thema des Fachs „Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)“
24.01.2025
In der Pflege geht es nicht nur um Mobilisation, Transfer und Positionierung. Es geht um die individuelle Bewegungsförderung. Dabei spielt gar nicht so sehr die Art der Aktivität, sondern vor allem die Kontinuität eine wichtige Rolle. Nur durch Kontinuität können sich Routinen etablieren, die Sicherheit bieten, Ängste abbauen und zur Bewegung motivieren. Kontinuierliche Übungen, in den Alltag integriert, sorgen dafür, vorhandene Ressourcen möglichst lange zu erhalten.
Die Bewegungsförderung ist ein integraler Bestandteil der Pflege. PflegeassistentInnen ergänzen damit die Angebote der Physiotherapie und der Ergotherapie. Sie unterstützen Bewegungen wie Gehen, Aufstehen oder Treppensteigen – alltägliche Bewegungen, die jedoch eine effektive Möglichkeit darstellen, die Beweglichkeit der BewohnerInnen zu erhalten.
Bewegungsförderung: Viel mehr als Dekubitus-, Kontraktur- und Sturzprophylaxe
Regelmäßige Bewegung im Alltag hat nachweislich positive Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen und fördert ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden. Es stärkt ihr Gleichgewicht, erhält die Beweglichkeit ihrer Muskeln und Gelenke, und trägt auf diese Weise dazu bei, Stürze zu vermeiden. Bewegungsförderung ist daher nicht nur Dekubitus- und Kontrakturprophylaxe, sondern auch Sturzprophylaxe.
Je mehr Ressourcen, desto besser die Lebensqualität
Aber Bewegungsförderung ist noch viel mehr. Bewegung ist der Garant für eine hohe Lebensqualität. Dazu müssen gar keine Aktivitäten wie Radfahren oder Schwimmen angeboten werden. Das ist in vielen Pflegeheimen aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht umsetzbar. Es reichen schon Aktivitäten wie Spazierengehen, Treppensteigen, einfache Gartenarbeit im Gemeinschaftsgarten oder die Zubereitung von Mahlzeiten in der Gemeinschaftsküche aus. Macht die Bewegung Freude, wurde das Pflegeziel erreicht. Allein die Freude an der Bewegung genügt, um die Gesundheit der BewohnerInnen zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Motivation macht’s!
Je mehr eine Aktivität den Interessen der BewohnerIn entspricht, desto besser wirkt sie. Dann wird die BewohnerIn gerne bereit sein, regelmäßig teilzunehmen. Das ist der Grund, warum es sinnvoll ist, Bewegung immer auch an biografische Bezugspunkte anzuknüpfen. Hat die BewohnerIn früher gerne getanzt, wird sie Angebote in diese Richtung eher annehmen. Hat sie gerne gekocht, wird ihr das Zubereiten von Speisen Freude machen. So werden sinnstiftende und biografisch geprägte Gewohnheiten gerne weitergeführt.
So wenig Hilfe wie möglich, so viel Hilfe wie nötig
Dabei gilt immer: Es soll den Menschen fordern, jedoch nicht überfordern. Zur individuellen Bewegungsförderung gehört daher auch das Einschätzen von Fähigkeiten und Grenzen. Diese Einschätzung sollte kontinuierlich neu vorgenommen werden, denn die Ressourcen von BewohnerInnen verändern sich ständig. Neben den physischen sollten dabei auch die kognitiven und psychischen Ressourcen berücksichtigt und die Aktivitäten angepasst werden.
Mehr Mut zur individuellen Bewegungsförderung!
Nicht die wöchentlichen Aktivitäten spielen die Hauptrolle bei der Bewegungsförderung, sondern die, die täglich stattfinden. Kleine Übungen werden dazu einfach in die alltäglichen Aktivitäten integriert: Jeder Gang zur Toilette und jeder Schluck Wasser wird so zum individuellen Training. Etwa indem die letzten Schritte zum Ziel selbstständig durchgeführt werden (Drei-Schritte-Programm) oder indem man der noch teilmobilen BewohnerIn die Plastikflasche selbst zum Abfalleimer tragen lässt. Solange dafür noch genügend Ressourcen vorhanden sind, spricht nichts dagegen, diese „Arbeit“ der BewohnerIn selbst durchführen zu lassen – im Gegenteil! Berücksichtigt werden müssen dabei natürlich Einschränkungen wie Schmerzen, Ängste oder Risikofaktoren wie die Einnahme von Medikamenten, die die Mobilität beeinflussen.
Es sind die kleinen Übungen, die am meisten zur Erhaltung der Beweglichkeit und Selbstständigkeit beitragen. Durch Kontinuität können sich Routinen etablieren, die Sicherheit bieten, Ängste abbauen und zur Bewegung motivieren. Und dadurch können die Ressourcen von pflegebedürftigen Menschen so lange wie möglich erhalten werden.
Quellen und weiterführende Literatur:
Arbeitsmaterial zur Bewegungsförderung, Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)
WHO-Leitlinien zu körperlicher Aktivität und sitzendem Verhalten
Bild: KI