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Positionierungs- und Transfertechniken für die Pflegeassistenz

Unterrichtsfächer: Aktivierung & Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik


Letzte Aktualisierung: 19.11.24

Positionierungstechniken muss die Pflegeassistenz aus dem Effeff beherrschen. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Dekubitusprophylaxe, dienen also der Vorbeugung von schmerzhaften Druckgeschwüren, die bei immobilen oder bettlägerigen Patientinnen und Patienten schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen können. Positionierungstechniken werden jedoch nicht nur zur Dekubitusprophylaxe eingesetzt, sondern auch bei der Körperpflege oder beim Beziehen des Bettes.

Für Fachsozialbetreuer ist dieses Wissen deshalb wichtig, da auch sie in der Lage sein müssen, den Patientinnen oder Klientinnen dabei zu helfen, ihre Position zu wechseln. Zudem geht es bei Fachsozialbetreuern oft darum, die Selbstständigkeit der Klienten durch die Anwendung gezielter Techniken zu fördern.

Diplom-Sozialbetreuer wiederum tragen die Verantwortung, sowohl die Qualität der Pflege als auch die Arbeitssicherheit im gesamten Team zu überwachen. Sie schulen Pflege- und Betreuungskräfte und leiten sie bei Bedarf an. In manchen Fällen sind sie auch dafür verantwortlich, individuelle Pflegepläne gemeinsam mit dem leitenden Pflegedienst zu erstellen.

1. Der Dekubitus: Einer der wichtigsten Gründe für oftmalige Positionierungen

Ein Dekubitus entsteht in nahezu allen Fällen aufgrund von Pflegefehlern. Durch fachgerechte Positionierung, regelmäßige Umpositionierung und sorgfältige Beobachtung ist das Auftreten von Druckgeschwüren nahezu vollständig vermeidbar.

Mehr zum Thema: Dekubitus.

2. 3 Ansätze zur Anwendung von Positionierungstechniken: aktiv, aktiv assistierend, passiv

Grundsätzlich lassen sich drei Arten der Anwendung von Positionierungstechniken unterscheiden. Jede einzelne Anwendungsart zielt darauf ab, die Patientin individuell zu fördern: die aktive, die aktiv assistierende und die passive.

Aktive Positionierung
Bei der aktiven Positionierung kann die Patientin nahezu alle Bewegungen selbstständig ausführen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Aktiv assistierende Positionierung
Bei der aktiv assistierenden Positionierung ist die Patientin in der Lage, die meisten Bewegungen selbst auszuführen, benötigt jedoch gelegentlich etwas Hilfe.

Passive Positionierung
Bei der passiven Positionierung benötigt die Patientin viel Hilfe.

3. Zentrale Körperpunkte bei der Positionierung

Beim Positionieren greifen Pflegeassistentinnen und Pflegassistenten häufig an bestimmten Körperpunkten zu, die sich besonders gut für sicheren Halt und effizientes Heben eignen, ohne dabei empfindliche Druckstellen zu belasten.

a. Schulterbereich
Stabilisiert den Oberkörper der Patientin.

b. Hüfte/Becken
Bietet eine gute Hebelwirkung, um den unteren Teil des Körpers zu bewegen oder zu drehen.

c. Knie
Stabilisiert die Beine.

d. Unterarme/Hände
Gibt ein Gefühl von Sicherheit.

4. Beine einer bettlägrigen Patientin aufstellen

  1. Bett auf Arbeitshöhe stellen
  2. Die Beine werden dermaßen aufgestellt, dass die Knie gebeugt sind und die Füße flach auf dem Bett stehen.
  3. Position der PA: seitlich der Patientin.
  4. „Ich werde Ihnen jetzt helfen, die Beine aufzustellen.“
  5. Beinbeugung im Kniegelenk – dabei nicht direkt in die Kniekehle greifen, sondern etwas darüber. Zuerst das Bein, das weiter entfernt ist.
  6. Griff an den Fußrücken. Daumen liegt gegenüber.
  7. Mittels Hebelwirkung Fuß aufstellen.

Video: Beine aufstellen und stabilisieren, KUBIVENT GmbH, youtube

5. Positionierung einer bettlägrigen Patientin von Rückenlage in die Seitenlage (90° Seitenlage)

Entlastet Druckpunkte wie die Fersen, das Kreuzbein und die Schulterblätter. Die Last wird auf Hüfte und Schultern (= weniger sensible Stellen) verteilt.

Die Technik

Die Patientin wird immer zu dir hingedreht. So stehst du davor und nimmst ihr die Angst, kannst sie aber im Notfall auch vor dem Herausfallen aus dem Bett schützen.

  1. Patientin über den geplanten Vorgang informieren. „Ich werde Ihnen jetzt helfen, sich auf die Seite zu drehen.“
  2. Pflegeassistenz steht neben der Patientin seitlich am Bett.
  3. Bett auf Arbeitshöhe stellen.
  4. Auf Nässe und Brösel im Bett achten. Wegwischen.
  5. Arm vom Körper weg positionieren (auf diese Seite wird gedreht)
  6. „Zuerste stellen wir die Beine auf.“
  7. Beine aufstellen lt. Technik Nr. 3.
  8. Arm auf den Brustkorb ablegen
  9. „Ich werde Sie jetzt drehen.“
  10. Griff an den Hüftknochen + Drehbewegung
  11. vorsichtig auf die Seite drehen

Video 1: „Anleitung zur Lagerung von Pflegebedürftigen“, PfiFf, youtube

Video 2: Positionierung in Seitenlage: 90° Seitenlage, I Care Thieme, youtube

Kontraindikationen und Herausforderungen

In einigen Fällen kann die Seitenlagerung schwierig oder sogar kontraindiziert sein:

Bei Frakturen im Bereich der Hüfte, des Beckens oder der Wirbelsäule: Positionierung verursacht zusätzliche Schmerzen und Instabilität
Bei Rippenbrüchen: Positionierung führt zu Atembeschwerden und Schmerzen
Bei Hüft- oder Kniegelenkersatz: bestimmte Bewegungen und Positionen müssen vermieden werden, um das frisch implantierte Gelenk nicht zu gefährden
Bei Fehlstellungen der Wirbelsäule: (z.B.: Skoliose oder Kyphose) Patientinnen könnten Schwierigkeiten haben, in der Seitenlage bequem und sicher zu liegen
Bei Lähmung (Hemiplegie) auf einer Körperseite nach einem Schlaganfall: betroffene Seite kann schmerzempfindlich sein oder gar kein Gefühl mehr haben – das erhöht die Gefahr von Druckgeschwüren, da die Patientin nicht auf Druck reagieren kann.
Bei Muskelspastiken oder Kontrakturen (Verkürzungen von Muskeln und Sehnen) aufgrund von neurologischen Erkrankungen: Seitenlage kann durch unkontrollierte Muskelverkrampfungen erschwert werden – sorgfältige Polsterung und Stabilisierung erforderlich.
Bei chronischen Atemwegserkrankungen: (z.B. COPD) Brustkorb und Lungen können unter Druck geraten (besser: Oberkörper hoch)
Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Positionierung auf der linken Seite kann zu Atemnot führen (besser: Oberkörper hoch)

6. Hochziehen im Bett mit Durchzug – durch zwei Pflegekräfte

Das Hochziehen sollte so schonend wie möglich durchgeführt werden, um die Patientin vor Verletzungen zu schützen. Es sind bei dieser Variante des Hochziehens zwei Pflegekräfte nötig.

Die Technik

• die Patientin über den geplanten Vorgang informieren
• Bett auf Arbeitshöhe fahren
• die Patientin liegt auf einer Bettschutzunterlage („Durchzug“)
• die Pflegekräfte positionieren sich auf beiden Seiten des Bettes, nahe am Becken der Patientin
• die Hände der Patientin sind am Körper positioniert
• die Hände der Pflegekräfte greifen die Bettschutzunterlage und positionieren sie nahe am Körper der Patientin
• auf ein vereinbartes Kommando heben die Pflegekräfte die Patientin sanft an und ziehen ihn nach oben
• die Patientin wird nur leicht angehoben, sodass der Druck auf die Haut und die Knochen minimal ist
• Bettposition der Patientin anpassen
• diese Technik kann auch zum Hinunterziehen der Patientin genutzt werden

Die Vorteile dieser Technik

  • Schonend für die Patientin: Durch den Einsatz der Bettschutzunterlage wird die Haut der Patientin nicht unnötig belastet.
  • Erleichterung für die Pflegekräfte: Diese Methode reduziert den Kraftaufwand, da die Pflegekräfte die Patientin nur indirekt anheben.

Kontraindikationen und Herausforderungen

Frische Frakturen: bei Patientinnen mit Brüchen, besonders im Becken- oder Wirbelsäulenbereich, kann das Anheben und Ziehen den Heilungsprozess beeinträchtigen oder die Fraktur verschlimmern
Schwere Osteoporose: Knochen können bei Druck schneller breche
Dekubitus (Druckgeschwüre): die Reibung kann die Wundheilung beeinträchtigen
Schwere Herz- oder Atemwegserkrankungen: Anheben kann zu Atemnot führen
Starke Kontrakturen oder Spastiken: starke Muskelverspannungen (Spastiken) oder Bewegungseinschränkungen kann das Hochziehen zu unkontrollierten Muskelkrämpfen führen. In diesen Fällen sollte die Bewegung besonders langsam und sanft erfolgen.

7. Von Rückenlage ins Querbett (an die Bettkante)

Diese Technik ermöglicht es der Patientin, sich in eine aufrechte Position zu bringen, sei es für den nächsten Schritt des Aufstehens oder zur Durchführung von pflegerischen Maßnahmen.

Die Technik

Variante 1, passiv: 
• die Patientin über den geplanten Vorgang informieren
• das Bett auf Arbeitshöhe (Hüfthöhe) bringen
• die Patientin lt. #5 in die Seitenlage bringen
• die Fersen der Patientin vorsichtig über die Bettkante führen
• das Rückenteil des Bettes anheben, bis die Patientin nahezu eine Fowler-Position (sitzende Position) erreicht
• die Patientin drückt sich mit der Hand am Bett ab, um sich vollständig aufzusetzen
• das Bett absenken, bis die Patientin mit den Fersen den Boden berührt

Variante 2, passiv: 
• die Patientin über den geplanten Vorgang informieren
• sicherstellen, dass alle Seiten des Bettes zugänglich sind
• das Bett auf Arbeitshöhe (Hüfthöhe) bringen
• das Rückenteil des Bettes absenken
• der Patientin noch in Rückenlage die Schuhe anziehen
• auf die entgegengesetzte Seite des Bettes gehen (die Seite, auf der die Patientin nicht aufgesetzt wird) 
• mit beiden Händen unter das Becken der Patientin greifen und sie mit den Unterarmen zu sich heranziehen
• den Oberkörper und die Unterschenkel der Patientin zu sich heranziehen
• zur anderen Seite zurückkehren, auf der die Patientin aufgesetzt wird
• die Patientin auf deine Seite drehen
• die Fersen der Patientin langsam über die Bettkante führen
• das Bett absenken, bis die Patientin mit den Füßen den Boden berührt
• eine Hand auf das Schulterblatt legen
• die andere Hand an die Hüfte legen (Patientin informieren)
• den Oberkörper der Patientin in eine aufrechte Sitzposition bringen. 

Video: „Mobilisation an die Bettkante mit viel Hilfe“, TABLU-die Pflege-App, youtube

Variante 3, aktiv assistierend 

• Die Patientin über den geplanten Vorgang informieren.
• Das Bett auf Arbeitshöhe (Hüfthöhe) bringen. 
• Der Patientin noch in Rückenlage die Schuhe anziehen. 
• Das Bett absenken, bis die Füße der Patientin den Boden berühren.
• Das Seitengitter (wenn vorhanden) am Bettrand aufstellen (ansonsten andere Möglichkeit eines “Haltegriffs” suchen)
• Die Patientin anleiten, die Fersen langsam über die Bettkante zu schieben. 
• Eine Hand auf die Hüfte und die andere Hand auf die Schulter legen (die Patientin informieren) und Patientin anleiten, sich aufzurichten. 

Variante 4, aktiv
• Die Patientin über den geplanten Vorgang informieren.
• Das Bett absenken, damit die Patientin die Füße leicht auf den Boden stellen kann.
• Das Seitengitter am Bettrand aufstellen. (wenn vorhanden, ansonsten andere Möglichkeit eines “Haltegriffs” suchen) 
• Die Patientin anleiten, die Fersen langsam über die Bettkante zu schieben (bei Bedarf). 
• Die Patientin anleiten, sich am Seitengitter abzustützen (bei Bedarf). 
• Beim Anziehen der Schuhe assistieren. 

Beim Transfer von der Rückenlage ins Querbett (an die Bettkante) gibt es wichtige Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um die Sicherheit der Patientin zu gewährleisten und das Risiko von Verletzungen oder Komplikationen zu minimieren. Hier sind die wesentlichen Kontraindikationen für beide Varianten:

Kontraindikationen:

Frakturen oder Verletzungen der Wirbelsäule, Hüfte oder des Beckens: kann den Heilungsprozess gefährden oder die Verletzung verschlimmern
Schwere Osteoporose: stark brüchige Knochen
Dekubitus: reizt die betroffenen Stellen
Schwere Herzinsuffizienz oder Atemnot: Anheben oder Drehen kann zu Atemnot führen
Neurologische Störungen wie Lähmungen oder Spastiken: unkontrollierte Muskelkontraktionen können die Positionierung erschweren
Gelenksteifigkeit (Kontrakturen): Bei Patienten mit Kontrakturen (Versteifung von Gelenken) kann das Bewegen der Extremitäten zu Schmerzen führen

8. Transfer Bett – Stuhl mit Kniestabilisierung

Die Kniestabilisierung (der „Knieblock“) spielt beim Transfer von Bett zu Stuhl eine zentrale Rolle. Sie gewährleistet die Sicherheit der Patientin. Viele Patientinnen, die Unterstützung beim Transfer benötigen, haben eine eingeschränkte Stabilität in den Knien. Durch die Kniestabilisierung schafft die Pflegekraft eine feste, stabile Basis, die der Patientin hilft, ihr Gleichgewicht zu halten.

Die Technik

Bei diesem Beispiel kann es sich sowohl um einen Rollstuhl als auch um einen Leibstuhl handeln.

• Patientin über den geplanten Vorgang informieren
• Bremsen am Stuhl anziehen
• Armlehne des Rollstuhls nach oben klappen oder herausziehen und weglegen
• Fußstützen nach oben klappen oder herausziehen und weglegen
• Patientin die Schuhe anziehen
• Bett so einstellen, dass die Patientin den Boden berührt
• Knie der Patientin mit den eigenen Knien stabilisieren
• Bitte die Patientin, sich mit seinem Brustbein an dir anzulehnen – ihr Kopf kann seitlich auf deiner Schuler liegen
• eine Hand unter das Sitzbein der Patientin schieben, die andere fährt unter ihren Arm durch und greift den Rücken
oder: beide Hände umgreifen den Oberkörper der Patientin
• Transfer geschieht ab dem Zeitpunkt, an dem sich der Griff sicher anfühlt

Video: „Patiententransfer vom Bett in den Rollstuhl mit Kniestabilisierung“, TZMO Group, youtube

Beim Transfer vom Bett zum Stuhl mit Kniestabilisierung gibt es bestimmte Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um sicherzustellen, dass die Patientin vor Verletzungen geschützt werden. Die Kniestabilisierung ist zwar eine wichtige Technik, kann jedoch in bestimmten Situationen unpassend oder gefährlich sein.

Kontraindikationen und Herausforderungen

Frische Knie- oder Hüftoperationen: Belastung kann die Heilung beeinträchtigen
Schwere Gelenkentzündungen (Arthritis): verstärkte Schmerzen im Kniegelenk (Knieblock) erfahren
Schwache oder schmerzhafte Beinmuskulatur: Patienten mit erheblich geschwächter oder schmerzender Beinmuskulatur könnten bei der Kniestabilisierung Schwierigkeiten haben, das Gleichgewicht zu halten oder könnten die Kontrolle über die Beine verlieren.
Neurologische Störungen oder Lähmungen: bei Lähmungen oder einer beeinträchtigten Kontrolle über die Beinmuskulatur (z. B. nach einem Schlaganfall) kann die Kniestabilisierung nicht aktiv unterstützen.
Starke Spastiken: unkontrollierte Muskelkrämpfe können zu plötzlichen, heftigen Bewegungen führen
Schwere Osteoporose: selbst leichte mechanische Kräfte können zu Knochenbrüchen führen
Herz- und Atemwegserkrankungen: bei Herzinsuffizienz oder Atemwegserkrankungen (z. B. COPD) kann e zu Atembeschwerden oder Kreislaufproblemen kommen


Bild: https://pixabay.com, @geralt