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Plattformarbeit in der Pflege: Besonderheiten in Österreich



01.09.2025

Immer mehr Menschen suchen online nach Dienstleistungen – auch im Bereich Pflege. Digitale Plattformen wie noracares.at oder internationale Portale bündeln Angebote und Nachfrage an einem Ort. Für KundInnen bedeutet das Transparenz und Auswahl, für Pflegekräfte kann es eine Chance auf selbstbestimmte Arbeit sein. Doch lohnt sich Plattformarbeit wirklich?

In aller Kürze
• Plattformarbeit in der Pflege wächst
• Arbeit über Plattformen ist eine neue Form der Selbständigkeit
• Eigenverantwortung: Der Preis der Freiheit
• Als PflegeassistentIn selbständig arbeiten ist möglich
• SozialbetreuerInnen können sich als PersonenbetreuerIn selbständig machen
• Neue EU-Regeln für Plattformarbeit bringen mehr Sicherheit für Selbständige

Warum Plattformarbeit in der Pflege wächst

  • Demografischer Wandel: Die Bevölkerung altert, der Bedarf an Pflege steigt stetig
  • Pflegekräftemangel: Viele Einrichtungen finden kein ausreichendes Personal – und suchen auf Plattformen danach
  • Digitalisierung: KundInnen wollen einfache, schnelle Lösungen – Plattformen sind die erste Anlaufstelle
  • Zahlen: Laut Studien wuchs die Zahl der Erwerbstätigen, die über digitale Plattformen arbeiten, in Europa von 28 (2022) auf über 43 (2025) Millionen[9]. Zum Vergleich: 2 Millionen Menschen in Europa arbeiten in der industriellen Industrie.

Der steigende Pflegebedarf durch den demografischen Wandel trifft auf einen Mangel an Fachkräften, während zugleich die Digitalisierung einfache und schnelle Lösungen verlangt. Care-Plattformen haben sich deshalb stark entwickelt – ihre Zahl stieg in Europa zwischen 2022 und 2025 von 28 auf über 43 Millionen, der Umsatz von 0,8 auf 1,5 Milliarden Euro. Für Pflegekräfte eröffnet diese Entwicklung wachsende Chancen, sich mit flexiblen, digitalen Angeboten am Markt zu positionieren.

Plattformarbeit als neue Form der Selbständigkeit

  • Reichweite: Plattformen ermöglichen Zugang zu einer großen Zahl potenzieller KundInnen
  • Flexible Zeiteinteilung: Arbeitszeiten können eigenständig gewählt werden, Einsätze lassen sich individuell planen
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf & Familie: Durch freie Zeiteinteilung können familiäre Verpflichtungen leichter mit der Erwerbstätigkeit abgestimmt werden

Plattformen sind jedoch nicht nur für KundInnen der ideale Weg, um zu finden, was sie suchen. Auch für HändlerInnen und DienstleisterInnen bieten sie die besten Voraussetzungen, um eine große Zahl an potenziellen KundInnen zu erreichen. Wer seine Lösungen auf einem Online-Portal anbietet, kann sicher sein, sie einem breiten und interessierten Publikum präsentieren zu können.

Für viele Pflegekräfte eröffnet die Tätigkeit über Plattformen die Chance, selbstbestimmt tätig zu werden. Aufträge können dem eigenen Zeitplan angepasst und flexibel gestaltet werden, was eine deutlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglicht. Besonders für Familien mit Kindern erweist sich diese Form der Arbeit als ideal.

Eigenverantwortung: Der Preis der Selbständigkeit

  • Vertragsfreiheit: Zahlungsmodalitäten und Leistungen werden direkt mit KundInnen verhandelt
  • Kostenkontrolle: Einnahmen vs. Ausgaben (Fahrtkosten, Versicherung, Steuern) müssen genau geprüft werden
  • Kein Arbeitsschutz: Plattformen sind keine Arbeitgeber. Absicherung (Kranken-, Unfall-, Pensionsversicherung) muss selbst organisiert werden
  • Eigenverantwortung: Organisation von Kosten, Preisen und Verträgen liegt in der Hand der Pflegekraft selbst

Mit der Freiheit kommt aber auch Verantwortung. Wer sich unabhängig entscheidet, muss zugleich die Folgen tragen: Kosten müssen bedacht, Preise verhandelt und Verträge eigenständig geregelt werden. Auf Plattformen sind die Zahlungsmodalitäten und Betreuungsbedingungen mit den KlientInnen individuell auszuhandeln. Ebenso ist es wichtig, die Rentabilität des Service-Dienstes genau zu prüfen – also die über das Vermittlungsportal erzielten Einnahmen den dafür anfallenden Kosten gegenüberzustellen – und sich mit den Konditionen vertraut zu machen, bevor man eine Zusammenarbeit eingeht. Das ist der Preis der Selbständigkeit: Man trägt selbst die Verantwortung für alle relevanten Aspekte. In diese Angelegenheiten greifen PlattformbetreiberInnen nicht ein – ebenso wenig, wie Online-Handelsplattformen den HändlerInnen ihre Preise diktieren.

Darf die Pflegeassistenz Dienste auf einer Plattform anbieten?

  • Gesundheitsberuferegister: Eintragung bei Gesundheit Österreich GmbH
  • Gewerbeanmeldung als PersonenbetreuerIn: Voraussetzung, um bestimmte Tätigkeiten (§ 159 GewO 1994) anbieten zu dürfen
  • Diplomierte Pflegekräfte: brauchen einen anderen rechtlichen Rahmen über die freiberufliche Gesundheits- und Krankenpflege
  • Diplom-SozialbetreuerInnen: können nur über das Gewerbe „Personenbetreuung“ selbstständig arbeiten

Um als Pflegeassistenz auf Plattformen tätig werden zu können, muss zunächst ein Eintrag im Gesundheitsberuferegister in der Registrierungsbehörde für freiberufliche Tätigkeit[2] (Gesundheit Österreich GmbH) erfolgen. Danach ist eine Gewerbeanmeldung als PersonenbetreuerIn[3] unerlässlich. Mit diesem Gewerbe ist jedoch nur die Ausübung bestimmter, nach § 159, Abs. 1, GewO 1994[4] klar definierter Tätigkeiten zulässig. Für diplomierte Pflegekräfte führt der Weg in die Selbstständigkeit über einen anderen rechtlichen Rahmen[5]. Für Diplom-SozialbetreuerInnen[6] wiederum gibt es keine vergleichbare Freiberuflichkeit, wie sie für diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekräfte vorgesehen ist. Wer in diesem Beruf dennoch selbstständig arbeiten möchte, dem bleibt in der Praxis nur der Weg über das Gewerbe „Personenbetreuung“.

Mehr Sicherheit durch neue EU-Regeln für Plattformarbeit

Mit der EU-Plattformarbeit-Richtlinie[8] (2024) wird es Änderungen geben. Ab spätestens 2026 gilt:
Transparenz: Plattformen müssen offenlegen, wie Algorithmen arbeiten
• Rechtsstellung zugunsten der Pflegekraft: Es gibt eine Vermutung auf Arbeitnehmerstatus, wenn Kontrollkriterien erfüllt sind
• Soziale Sicherheit: Mehr Rechte auf faire Bezahlung und Absicherung

Mit der neuen EU-Plattformarbeit-Richtlinie entstehen für Pflegekräfte wichtige Verbesserungen: Plattformen sind künftig verpflichtet, ihre Algorithmen offenzulegen und damit für mehr Transparenz zu sorgen. Dadurch können AuftragnehmerInnen besser nachvollziehen, wie Aufträge vergeben werden, welche Kriterien für Bewertungen gelten und ob Entscheidungen fair und nachvollziehbar getroffen werden.

Zudem gilt, dass bei Vorliegen bestimmter Kontrollkriterien eine Vermutung auf Arbeitnehmerstatus greift – ein klarer Vorteil für freiberuflich tätige Pflegekräfte. Wenn also die Plattform z. B. vorschreibt, wann, wo und wie gearbeitet werden muss, wie hoch die Preise sind oder wie Aufträge angenommen werden – dann vermutet das Gesetz automatisch, dass es sich rechtlich um ein Arbeitsverhältnis handelt. Diese „Vermutung auf Arbeitnehmerstatus“ kehrt also die Beweislast um: Nicht mehr die Pflegekraft muss beweisen, dass sie abhängig beschäftigt ist, sondern die Plattform muss beweisen, dass wirklich Selbständigkeit vorliegt.

Ergänzt wird dies durch erweiterte Rechte auf faire Bezahlung und eine bessere soziale Absicherung. Plattformen dürfen AuftragnehmerInnen nicht willkürlich entlohnen oder durch intransparente Algorithmen benachteiligen. Es soll klare, nachvollziehbare Regeln geben, wie sich Honorare zusammensetzen. Außerdem stärkt die Richtlinie den Anspruch darauf, dass Plattformkräfte nicht unter Mindestlohn gedrückt werden können, wenn ein Arbeitnehmerstatus vermutet wird.

In den nächsten Jahren wird die rechtliche Lage für Pflegekräfte auf Plattformen deutlich sicherer.

Welche Unterstützung bieten Plattformen?

  • Matching-Systeme: Automatische Vermittlung von Aufträgen
  • Bewertungen & Empfehlungen: Vertrauen und Reputation aufbauen
  • Zusatzservices: Weiterbildung, Steuerberatung, Networking (z. B. Video-Calls)
  • Tools: Profilgestaltung, Preis-Kalkulatoren, Kommunikationssysteme

Eines vorweg: Plattformen treten nicht als Arbeitgeber auf. Vielmehr verstehen sie sich als Kooperationspartner. Die Unterstützung, die man sich von einem solchen beruflichen Netzwerk erwarten darf, sind zunächst gezielte Vermittlungen – etwa als 24-Stunden-Pflege in Niederösterreich[7]. Ebenso darf (und muss) man von Plattformen faire Rahmenbedingungen erwarten. Schließlich geht man mit dem Online-Dienstleister eine Kooperation ein, oft über mehrere Monate oder Jahre. Die Art der Unterstützung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen: Während einige Online-Portale vor allem klassische Stellenanzeigen in den Vordergrund stellen, bieten andere zusätzliche Services an. Dazu gehören etwa persönliche Empfehlungen, integrierte Matching-Systeme sowie Bewertungen & Empfehlungen, mit denen Pflegekräfte Vertrauen und Reputation aufbauen können. Manche stellen außerdem hilfreiche Tools bereit, mit denen man sein Angebot professionell präsentieren oder optimieren kann. Darüber hinaus gibt es Anbieter, wie zum Beispiel die Plattform noracares.at, die weitere Leistungen zur Verfügung stellen: Steuertipps, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Networking-Formate – etwa in Form von Video-Calls, um Auftragnehmer und Auftraggeber direkt miteinander zu vernetzen.

Vergleich: Pflege-Plattformen in Österreich & Deutschland

PlattformZielgruppeBesonderheitenRechtsformRegion
noracares.atPflegekräfte & Familien
Matching, Zusatzservices, Beratung
SelbstständigkeitÖsterreich
PflegixPflegekräfte
Vermittlung für Alltagshilfen & Pflege
SelbstständigkeitDeutschland
CareshipAlltagshelferInnenStundenweise Unterstützung im HaushaltSelbstständigkeitDeutschland
betreut.deBabysitter, Pflege, TiereBreites DienstleistungsspektrumSelbstständigkeitDeutschland

Tipp: Wählen Sie Plattformen, die seriös registriert sind und transparente Konditionen bieten.

Praktische Tipps für den Einstieg

Auch ich habe als Texterin öfter mit Plattformen zusammengearbeitet. Aus dieser persönlichen Erfahrung möchte ich Ihnen abschließend einige Tipps mitgeben, wie Sie die Seriosität eines Vermittlungsportals erkennen können. Achten Sie dabei auf folgende Punkte, bevor Sie eine Kooperation eingehen:

Profilpflege
Ein aussagekräftiges Foto, eine klare und ansprechende Beschreibung sowie positive Bewertungen vermitteln Seriosität und schaffen Vertrauen – und genau dieses Vertrauen ist für den Erfolg entscheidend.

UID-Nummer prüfen
Prüfen Sie auf finanzonline.bmf.gv.at die UID-Nummer des Unternehmens, um sicherzustellen, dass der Anbieter tatsächlich existiert und seinen Firmensitz auch wirklich in Österreich hat.

Kündigungsbedingungen checken
Lesen Sie, wie und wann Sie Verträge kündigen können.

Kontaktmöglichkeiten
Stellen Sie Nachforschungen an, wie einfach es ist, mit einer Person von der Plattform in Kontakt zu treten. Gibt es eine Hotline? Ein Help-Center

Zahlungssystem
Werden Sie direkt von der Kundin bezahlt oder über die Plattform? Nur bei direkter Bezahlung durch Ihre KundInnen handelt es sich um echte Selbstständigkeit.

Preisgestaltung
Kalkulieren Sie Ihre Stundensätze inkl. aller Nebenkosten (Fahrt, Versicherung, Steuer).

FAQ – Häufige Fragen zur Plattformarbeit in der Pflege

Was ist Plattformarbeit in der Pflege?

Digitale Plattformen verbinden Pflegekräfte und KundInnen online. Pflegekräfte arbeiten dabei selbstständig.

Welche Pflege-Plattformen gibt es in Österreich?

noracares.at ist eine Pflege-Plattform, die speziell auf Pflege spezialisiert ist. pflege-daheim.at oder die-pflegeagentur.at sind Vermittlungsagenturen für 24‑Stunden‑Betreuungskräfte.

Was ist der Unterschied zwischen einer Pflege-Plattform und einer Pflegeagentur?

Eine Pflege-Plattform ist digital organisiert, meist als Online-Portal oder App. Der Fokus liegt auf dem digitalen Service für selbständige Pflegekräfte. Eine Pflegeagentur ist ein klassisches Vermittlungsbüro. Sie übernimmt Organisation, Abwicklung und oft auch die rechtliche Verantwortung. Kurz gesagt: Plattform = direkte Selbständigkeit, Agentur = betreute Vermittlung.

Welche Vorteile habe ich als Pflegekraft auf einer Plattform?

Zu den Vorteilen zählen flexible Arbeitszeiten, eine deutlich größere Reichweite zu potenziellen KundInnen und die Möglichkeit, selbstbestimmt zu arbeiten.

Welche Risiken gibt es?

Zu den typischen Risiken, die UnternehmerInnen selbst tragen müssen, zählen unsichere und schwankende Einkommen, das fehlende Netz einer verlässlichen sozialen Absicherung sowie der Eigenaufwand, der für die Ausgestaltung von Verträgen und die Abdeckung sämtlicher laufender Kosten erforderlich ist.

Wie wirkt sich die neue EU-Richtlinie auf Plattformarbeit aus?

Bis 2026 müssen Plattformen mehr Transparenz und Arbeitnehmerrechte garantieren. Das stärkt Pflegekräfte, die auf Plattformen arbeiten, langfristig.


Plattformarbeit ist nicht für alle der richtige Weg. Wer Sicherheit und ein fixes Gehalt sucht, bleibt im klassischen Angestelltenverhältnis besser aufgehoben. Für alle, die sich mehr Flexibilität wünschen, um Familie, Freizeit und Arbeit besser in Einklang zu bringen, eröffnet sie jedoch neue Chancen vorausgesetzt, man kennt die rechtlichen Rahmenbedingungen, kalkuliert die Kosten realistisch und wählt seriöse Anbieter. Ein genauerer Blick lohnt sich also. Nutzen Sie die Möglichkeiten – aber informieren Sie sich gründlich, bevor Sie starten.

Links führen zu folgenden Websites:
[1] Thema „Betreuung rund um die Uhr“, sozialinfo.noe.gv.at
[2] Gesundheitsberuferegistergesetz, Merkblatt, wko.at
[3] Selbstständige Tätigkeit als Betreuungskraft, oesterreich.gv.at
[4] Bundesrecht konsolidiert: Gewerbeordnung 1994 § 159, ris.bka.gv.at
[5] Erste Schritte in die Freiberuflichkeit, Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband
[6] Sozialarbeit vs. Diplom-Sozialbetreuung: Die Unterschiede, fachsozialbetreuer.co.at
[7] 24-Stunden-Pflege in Niederösterreich, noracares.at
[8] EU-Vorschriften zur Plattformarbeit, consilium.europa.eu
[9] Im Fokus: Arbeit über digitale Plattformen in der EU, consilium.europa.eu


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