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Kompetenz der Pflegeassistenz: Schlaf fördern

Unterrichtsfach: Grundzüge und Prinzipien der Akut- und Langzeitpflege inklusive Pflegetechnik (GKPF)


19.10.2025

Das muss die Pflegeassistenz über das ABEDL „Ruhen und Schlafen“ wissen:
➤ Die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Schlaf kennen
➤ Die 5 Schlafphasen erklären
➤ Den Begriff „REM-Phase“ definieren
➤ Beispiele für Schlafrituale kennen
➤ Die Unterscheidung von Schlafstörungen kennen
➤ Den Begriff „Einschlafstörung“ definieren
➤ Den Begriff „Durchschlafstörung“ definieren
➤ Ursachen von Schlafstörungen kennen
➤ Schlafgewohnheiten und –verhalten dokumentieren
➤ Auskunft über pflegerische Interventionen bei Schlafstörungen kennen
➤ Die Nebenwirkungen und Gefahren von Schlafmedikamenten kennen und Regeln im Umgang damit einhalten

Beobachtungskriterien des Schlafes

  • Schlafzyklus
  • Gesamtschlafzeit
  • Art des Schlafes
  • Schlafhaltung
  • Begleitgeräusche
  • Schlafstörungen
  • Befinden nach dem Aufwachen
  • Einnahme und Wirkung von Schlafmitteln
  • individuelle Schlafgewohnheiten

Unterscheidung von Schlafstörungen

nach:

• Dauer
• Form
• Ursache

Dauer

• akut
• chronisch

Akute Schlafstörungen:

  • Dauer bis zu drei Wochen
  • erkennbare Ursache
  • nach Beseitigung der Ursache stellt sich der normale Schlaf wieder ein
  • Risiko, eine chronische Schlafstörung zu entwickeln
  • Ursachen: Jetlag, Schichtarbeit, vor aufregenden Ereignissen (Prüfung, Operation), schmerzhafte Erkrankungen, quälende Sorgen, Konflikte

Chronische Schlafstörungen:

• mindestens 3 x wöchentlich
• mindestens über einen Monat lang
• häufig ohne erkennbare Ursache

Form

  • Insomnie: Schlaflosigkeit
  • Hyposomnie: leichte Schlaflosigkeit mit Verkürzung der Gesamtschlafzeit
  • Hypersomnie: pathologisches erhöhtes Schlafbedürfnis, z.B. durch Vergiftungen oder Hirntumoren
  • Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS): Störungen der Atmung im Schlaf mit und ohne Verengung der Atemwege
  • Parasomnien: episodisch auftretende Phänomene ohne Beeinträchtigung der Qualität und Erholsamkeit des Schlafs, z.B. Bettnässen, Schlafwandeln oder Albträume

Hyposomnie

  • Einschlafstörungen: Einschlafen dauert länger als 30 Minuten
  • Durchschlafstörungen: oftmaliges Aufwachen in der Nacht und wachliegen für mind. 30 Minuten
  • frühes Erwachen: meist im späten Erwachsenenalter aufgrund eines geringeren Schlafbedürfnisses
  • Chronobiologisches Störungsbild bei nicht biologischem Schlaf-Wachrhythmus, Schlaf kürzer und oberflächlicher, z. B. Schichtarbeit

Ursachen

exogene Schlafstörungen: umgebungsbedingte Ursachen
endogene Schlafstörungen: organische oder psychische Ursachen

Exogene Schlafstörungen

  • Licht
  • Lärm
  • zu warm
  • zu kalt
  • übermäßiges Schlafen am Tag
  • zu weiche Matratze
  • Nichtbeachten von Ritualen
  • zu frühes Zubettgehen
  • Schichtarbeit
  • Umgebungsveränderungen (z.B. Umzug, Krankenhausaufenthalt)

Endogene Schlafstörungen

organisch

  • Blutdruckschwankungen
  • Schmerzen (z. B. postoperativ)
  • Nykturie
  • Bewegungsmangel
  • Schlafapnoesyndrom: kurzfristiges, rezidivierendes Aussetzen der Atmung, ev. mit zeitweiliger (temporärer) Sauerstoffunterversorgung des Gehirns (Hypoxie). Davon betroffen sind meist Männer mittleren Alters. Leute mit einem Schlafapnoesyndrom klagen oft über Müdigkeit, Kopfschmerzen und in schweren Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen.
  • Neurologische Erkrankungen wie Demenz
  • Erkrankungen aus internistischen Fachgebieten wie Asthma, koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Schlafstörungen im Alter

psychisch

  • bevorstehende Ereignisse
  • Erlebnisse während des Tages
  • Ängste
  • psychiatrische Erkrankungen, z.B. Depressionen
  • Verwirrtheitszustände

Arznei- und Genussmittel

  • Digitalisglykoside
  • Diuretika
  • Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke
  • Schwarztee
  • schwer verdauliche Mahlzeiten
  • Alkohol
  • Drogen

Schlafapnoesyndrom

Definition: Schlafbezogene Atmungsstörung mit lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen.

Bei Schlafapnoe werden die oberen Atemwege durch Zusammenfall der Rachen- und Halsmuskulatur blockiert. Dies führt zu Aussetzern der Atemtätigkeit mit kurzzeitiger Hypoxie (Sauerstoffunterversorgung) des Gehirns.

Erste Symptome:

  • Übermäßige Tagesschläfrigkeit
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Leistungsabfälle in Beruf und Alltag
  • Depressive Verstimmungen

In schweren bzw. unbehandelten Fällen kommt es zu Herzerkrankungen wie z. B. Herzrhythmusstörungen. Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Übergewicht sind Risikofaktoren für Schlafapnoe.

Behandlungsmethoden:

  • Unterkieferprotrusionsschiene
  • nCPAP-Therapie (Nasal Continuous Positive Air-Pressure; nasale kontinuierliche Überdruckbeatmung)
  • Chirurgische Eingriffe

Pflegeinterventionen bei Schlafstörungen

Allgemeine Interventionen:

  • ein zusätzliches Kissen anbieten
  • lüften
  • störendes Licht vermeiden
  • individuelle Einschlafrituale berücksichtigen
  • warmes Getränk anbieten: Kräutertee (Melisse, Fenchel, Hopfen, Baldrian, Johanniskraut), warme Milch
  • Raum abdunkeln
  • für Ruhe sorgen
  • kühle Temperatur
  • Baldriantropfen
  • Beratung über eine adäquate Schlafhygiene
  • für warme Füße sorgen
  • gut zudecken

Physikalische Maßnahmen:

• warme Vollbäder vor dem Schlafengehen
• Zusätze wie Kamille, Lavendel, Baldrian, Melisse oder Lindenblüten
• kalte Armbäder über 10 – 30 Sekunden beruhigen Herz und Kreislauf
• kaltes Abwaschen der Beine (mit einem kühlen Waschlappen, ca. 22 °C) vom Außenknöchel des Fußes langsam bis zur Hüfte gestrichen und an der Beininnenseite wieder abwärts
• atemstimulierende Einreibung
• basal stimulierende, beruhigende Ganzkörperwaschung
• Wechselfußbad oder warmes Fußbad

Kontraindikation Durchblutungsstörungen: Kälteanwendungen nicht bei Durchblutungsstörungen anwenden – Kälte verengt die Blutgefäße zusätzlich!

Medikamentöse Interventionen

• Die am häufigsten eingesetzten Schlafmittel gehören zur Stoffgruppe der Benzodiazepine
• Alternative: pflanzliche Präparate (z.B. Hopfen, Johanniskraut, Lavendel)
• nur auf ärztliche Anordnung

ACHTUNG: starke Schlafmittel wirken atemdepressiv und blutdrucksenkend (vor allem nach intravenöser Verabreichung und in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln). Die Pflegenden beobachten daher nach Gabe solcher Arzneimittel den Blutdruck und die Atmung des Patienten. Bei häufiger oder dauerhafter Einnahme von Schlafmitteln besteht die Gefahr der Gewöhnung.

• Immer nach der Ursache der Schlafstörung suchen. Die Gabe eines Schlafmittels soll nicht die erste Lösung sein.
• Keine Schlafmittel spät in der Nacht ausgeben
• Sturzgefahr durch Herabsetzung des Muskeltonus – Patienten bitten, nicht alleine aufzustehen
• Abhängigkeit, Gewöhnung
• Tagesrestwirkung: Müdigkeit, Benommenheit, verminderte Leistungsfähigkeit, Schwindel, Tagesschläfrigkeit

Pflanzliche Präparate: Auch pflanzliche Medikamente haben unerwünschte Nebenwirkungen. Johanniskraut darf z.B. nicht in Kombination mit verschiedenen Herzmedikamenten, Immunsuppressiva oder Kontrazeptiva verabreicht werden, da es deren Wirkung gefährdet. 

Beratung über eine adäquate Schlafhygiene

Definition: Verhaltensweisen, die einen gesunden Schlaf fördern.

  • keine koffeinhaltigen Getränke mehr nach dem Mittagessen
  • kein Alkohol
  • körperliche Aktivität untertags
  • keine körperliche Aktivität kurz vor dem Schlafengehen
  • keine schweren Mahlzeiten
  • nicht hungrig zu Bett gehen
  • allmähliche Verringerung geistiger und körperlicher Anstrengung vor dem Zubettgehen
  • persönliche Einschlafrituale pflegen (lesen, spazieren gehen,…)
  • nachts nicht auf die Uhr sehen
  • Einhaltung der gewohnten Schlafens- und Aufstehzeiten
  • Entspannungstechniken erlernen (z.B. Yoga, Meditation, Autogenes Training,…)

Quellen:


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