Zum Inhalt springen
Startseite » Behindertenarbeit » Kompetenz der Sozialbetreuung: Persönliche Zukunftsplanung

Kompetenz der Sozialbetreuung: Persönliche Zukunftsplanung

Unterrichtsfach: Behindertenarbeit


22.10.2025

Persönliche Zukunftsplanung in der Behindertenarbeit

Die Persönliche Zukunftsplanung (auch Personenzentriertes Planen, PZP) ist ein sozialpädagogisches Konzept aus Behindertenarbeit und Sozialarbeit. Es handelt sich dabei um ein Verfahren der Teilhabe- und Lebensplanung, das aus der Inklusions- und Empowerment-Bewegung stammt. Es zielt darauf ab, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt über ihre Zukunft nachdenken, Ziele formulieren und Unterstützungsnetzwerke aktivieren.

Die persönliche Zukunftsplanung wird heute nicht nur in der Behindertenbegleitung und -beratung eingesetzt, sondern auch in der Jugend- und Bildungsarbeit, der Altenarbeit, der Gerontopsychologie, der Psychiatrie, der Arbeitsintegration, der Familienhilfe sowie in der Organisationsentwicklung sozialer Einrichtungen. Sie dient überall dort als Werkzeug, wo Menschen ihre individuellen Ziele, Wünsche und Lebenswege selbstbestimmt gestalten möchten.

Fragen, die bei der Persönlichen Zukunftsplanung gestellt werden

Bei der Persönlichen Zukunftsplanung (engl. Person-Centered Planning) geht es darum, gemeinsam mit der betroffenen Person ihre Wünsche, Stärken, Bedürfnisse und Lebensziele zu erkunden und daraus konkrete Schritte für die Zukunft abzuleiten. Die Methode stammt ursprünglich aus der Behindertenarbeit und dient der Förderung von Selbstbestimmung, Teilhabe und Lebensqualität.

Typische Fragen, die dabei gestellt und beantwortet werden, sind:

1. Wer bin ich?
– Was ist mir wichtig im Leben?
– Was kann ich gut, worauf bin ich stolz?
– Was macht mir Freude, was tut mir gut?
– Was stresst mich oder tut mir nicht gut?

2. Wo stehe ich jetzt?
– Wie sieht mein Alltag im Moment aus?
– Wer sind die wichtigen Menschen in meinem Leben?
– Wo und mit wem lebe und arbeite ich?
– Was funktioniert gut, was weniger?

3. Was wünsche ich mir für die Zukunft?
– Wie möchte ich wohnen, arbeiten oder meine Freizeit gestalten?
– Welche Träume habe ich, auch wenn sie groß erscheinen?
– Was möchte ich verändern oder erreichen?

4. Was brauche ich, um dorthin zu kommen?
– Welche Unterstützung wünsche ich mir?
– Wer kann mir helfen, meine Ziele zu erreichen?
– Welche Fähigkeiten oder Hilfsmittel brauche ich?

5. Was sind die nächsten Schritte?
– Was wird als Erstes getan?
– Wer ist wofür verantwortlich?
– Wann wird überprüft, ob sich etwas verändert hat?

Die Geschichte der Persönlichen Zukunftsplanung

Entwickelt wurde das Konzept von US-amerikanischen und kanadischen Forschern aus den Disziplinen der Sozial- und Bildungswissenschaften wie John O’Brien, Beth Mount, Connie Lyle O’Brien, Jack Pearpoint, Marsha Forest und Michael Smull. Eine wichtige Vertreterin aus Großbritannien ist die Sozialpädagogin und Organisationsberaterin Helen Sanderson, im deutschsprachigen Raum haben sich vor allem der Sozialpädagoge und Professor für Inklusive Pädagogik und Erwachsenenbildung (Leuphana Universität Lüneburg) Stefan Doose, der Erziehungswissenschaftler und Professor für Inklusionspädagogik (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) Andreas Hinz und die Erziehungswissenschaftlerin und Professorin für Inklusionspädagogik (Universität Halle-Wittenberg) Ines Boban in diesem Bereich einen Namen gemacht.

Heute ist die Persönliche Zukunftsplanung ein Element der offiziellen Sozialpolitik Großbritanniens. In Deutschland wird sie als Verfahren zur Berufsplanung mit Jugendlichen mit Behinderung und bei der Erstellung der Integrierten Teilhabeplanung (ITP) empfohlen. In Österreich ist die Persönliche Zukunftsplanung zwar kein gesetzlich geregeltes oder bundeseinheitlich standardisiertes Verfahren, wird jedoch in zahlreichen Projekten und Praxisfeldern erfolgreich angewendet. Der Staat bekennt sich auf strategischer Ebene – etwa im Nationalen Aktionsplan Behinderung 2022–2030 – ausdrücklich zur Personenzentrierung und Selbstbestimmung, ohne jedoch eine eigene, verbindliche PZP-Verfahrensstruktur vorzuschreiben.

Wer darf die Persönliche Zukunftsplanung anwenden?
Grundsätzlich darf jede Person bzw. jedes Team, das personenzentriert arbeitet – etwa Fachkräfte in der Behinderten- und Sozialarbeit, Beratende, Lehrkräfte, etc. mit diesem Konzept arbeiten. In der Praxis wird die PZP häufig von einer qualifizierten Moderation durchgeführt.

Was bedeutet das für die Anwendung?
Dienste und Träger setzen die Persönliche Zukunftsplanung freiwillig und kontextbezogen ein (z. B. zur Lebens-, Bildungs- oder Berufsplanung), angelehnt an Werte, Qualitätskriterien und Partizipation nach UN-BRK.

Der Unterschied zwischen Institutioneller und Persönlicher Zukunftsplanung

Die persönliche Zukunftplanung grenzt sich deutlich ab von versorgungsorientierten (pflegerischen) und behandlungsorientierten (heiltherapeutischen) Ansätzen. Sie zielt nicht auf Behandlung oder Pflege ab, sondern auf Selbstgestaltung des Lebens im sozialen Kontext.

Institutionelle HilfeplanungPersönliche Zukunftsplanung
Orientierung an Behinderung, DiagnosenOrientierung an der individuellen Klientin
Betonung von DefizitenSuche nach Fähigkeiten und Stärken
Ziel: negative Verhaltensweisen reduzierenZiel: Verbesserung der Lebensqualität
Hilfeplanung abhängig vom professionellen Urteil, oft standardisierte Tests und BegutachtungenZukunftsplanung ist abhängig von der Klientin, Familie, von Freunden, aber auch von Fachleuten. Verlangt, mit der Klientin Zeit zu verbringen, um sie kennenzulernen und gemeinsam eine passende Beschreibung zu erarbeiten
schriftliche Berichte„Geschichten“, Episoden von Menschen, die die Klientin gut kennen
sieht die Person im Kontext der (in der Einrichtung, im Land, in der Nähe) verfügbaren und bezahlbaren Maßnahmen (Angebote, die sich speziell an Menschen mit Behinderungen richten)sieht die Klientin im Kontext seines Lebens in der Region
professionelle Distanz durch Betonung der Unterschiedebringt Menschen zusammen durch die Identifizierung von Gemeinsamkeiten
staatlich geregelte Verfahrensweisen, Blickrichtung KostenträgerVerfahrensweise nicht vorgeschrieben, Blickrichtung planende Klientin
Klient ist an der Erstellung der Hilfeplanung oft nur teilweise beteiligtKlientin steuert den Plan und die Aktivitäten
Zielrichtung: Stärkung und Ausbau der Institution durch Angebot geeigneter MaßnahmenZielrichtung: Stärkung und Verwirklichung der Ziele der Klientin durch das Angebot geeigneter, individueller Maßnahmen, lernende Organisation

🎬 Video: Die Persönliche Zukunftsplanung, Tubi, youtube 🎬

Die Institutionelle Hilfeplanung

In der institutionellen Hilfe-/Teilhabeplanung werden zum einen standardisierte Bedarfsermittlungs-Instrumente (rechts- bzw. trägerseitig vorgegeben, i. d. R. ICF-orientiert) und Skalen eingesetzt, die den Hilfeplan fachlich untermauern. Beides läuft typischerweise zusammen. Diese Art der Hilfeplanung hat zwar ebenso seine Existenzberechtigung, hat jedoch nicht Empowerment im Fokus.

Die institutionelle Hilfe- oder Teilhabeplanung wird von Fachkräften aus dem Sozial- und Gesundheitswesen durchgeführt. Oft arbeiten Medizinerinnen und Sozialarbeiterinnen, Diplom-Sozialbetreuerinnen und Psychologinnen interdisziplinär zusammen.

In Österreich

In Österreich gibt es kein bundesweit einheitliches Bedarfsermittlungs-Instrument für die institutionelle Hilfeplanung; die Zuständigkeit liegt bei den Bundesländern. Österreichweit verweist der Nationale Aktionsplan Behinderung ausdrücklich auf die ICF-Orientierung als gemeinsame Grundlage; konkrete Instrumente werden aber aufgrund der Landeszuständigkeit dezentral festgelegt.

In Wien steuert der Fonds Soziales Wien (FSW) die Behindertenhilfe und führt die Bedarfserhebung im Rahmen des Förderverfahrens durch. Formal gibt es kein öffentlich benanntes, eigenes „Standard-Testinstrument“ wie etwa ein BEI-NRW-Pendant aus Deutschland; der FSW arbeitet ICF-orientiert und verlangt im Verfahren strukturierte Unterlagen, unter anderem den „Befundbericht: Wohnen und Pflege“[4]. Die inhaltliche Prüfung, die Ableitung der Leistung und das laufende Monitoring liegen beim Beratungszentrum Behindertenhilfe des FSW. Rechtsgrundlage ist das Wiener Chancengleichheitsgesetz. Damit ist die Bedarfsermittlung in Wien ICF-orientiert organisiert, ohne dass ein separates, publiziertes Testmanual des Landes existiert.

In Niederösterreich liegt die Zuständigkeit beim Land NÖ. Das Land beschreibt Leistungen, Verfahren und Anträge zentral und stützt die Steuerung zusätzlich auf veröffentlichte Bedarfspläne (z. B. für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung[5]). Die Bedarfserhebung erfolgt somit im Rahmen des Antrags- und Prüfverfahrens der Fachabteilung, ICF-bezogen, jedoch ohne ein nach außen publiziertes, einheitliches Testverfahren.

In der Steiermark arbeitet man unter anderem mit einem ICF-basierten Assessmentbogen[3], der im Zuge des Steiermärkischen Behindertengesetzes für die Einstufung des individuellen Hilfebedarfs eingeführt und wissenschaftlich evaluiert wurde.

Zur fachlichen Untermauerung der Hilfeplanung werden österreichweit häufig standardisierte Skalen eingesetzt, die Funktionsfähigkeit, Aktivität/Partizipation und Teilhabe abbilden. In Frage kommen der WHODAS 2.0[6] der WHO als generisches, ICF-basiertes Maß über sechs Funktionsdomänen, das Mini-ICF-APP[7] als etabliertes Fremdrating zu fähigkeits- und teilhaberelevanten Beeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen, sowie in der Arbeit mit intellektueller Beeinträchtigung die Vineland-3[8] zur strukturierten Erfassung adaptiver Fähigkeiten. Diese Verfahren sind im österreichischen Kontext verfügbar und werden in Einrichtungen genutzt.

In Deutschland

Für die formale Bedarfsermittlung werden in Deutschland – je nach Bundesland und Träger – z. B. das BEI_NRW (LVR/LWL; Handbuch und Online-Materialien[1]) und das BEI_BW (aktualisierte Fassung 2024[2]) genutzt; historisch bzw. in einzelnen Feldern finden Sie auch das HMB-W („Hilfebedarf von Menschen mit Behinderungen – Wohnen“) oder den Individuellen Hilfeplan (IHP) als Vorläufer. Alle diese Verfahren sind ICF-bezogen und strukturieren die Erhebung über alle relevanten Lebensbereiche, Zielklärung und die Ableitung von Leistungen.

Zur fachlichen Fundierung des Plans werden häufig standardisierte Skalen eingesetzt, die Funktionsfähigkeit, Bedürfnisse oder Outcomes abbilden: WHODAS 2.0 (generische ICF-basierte Beeinträchtigungs-/Partizipationsmessung; 36-Item-Version frei nutzbar im DSM-5-Anhang[9]), Mini-ICF-APP, HoNOS-D (klinikerbewertete Outcome-Skala in der Psychiatrie) sowie die Camberwell Assessment of Need-Familie, z. B. CAN für Erwachsene bzw. CANE für Ältere, zur strukturierten Bedarfserhebung über Gesundheits- und Sozialdomänen.

Bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung kommen zusätzlich Verfahren zur Bestimmung von Unterstützungsintensität und Alltagskompetenzen zum Tragen, die direkt in die Planung und ggf. Ressourcensteuerung einfließen: die Supports Intensity Scale (SIS-A / SIS-C) der AAIDD sowie – v. a. für adaptive Fähigkeiten – die Vineland-3[8].

Die ICF – International Classification of Functioning, Disability and Health

Die ICF – die „International Classification of Functioning, Disability and Health“ der WHO – ist die grundlegende fachliche und konzeptionelle Bezugsbasis der institutionellen Hilfeplanung. Sie bietet einen internationalen Rahmen und ein Klassifikationssystem, mit der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit sowie Umweltfaktoren systematisch beschrieben werden. Die WHO bietet online einen kostenlosen Zugriff auf Ressourcen und Materialien[10] in englischer Sprach. Für die deutschsprachige Nutzung stellt das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM, WHO-Kooperationszentrum) die autorisierte Übersetzung und Downloads bereit[11].

Methoden der Persönlichen Zukunftsplanung

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden und Moderationstechniken, um Klientinnen dabei zu helfen, über die eigene Zukunft nachzudenken. Dabei handelt es sich nicht um einen starren Rahmen oder einen festgelegten Handlungsablauf, sondern um vielfältige Möglichkeiten, kreativ und selbst aktiv zu werden. Jede Methode verfolgt dasselbe Ziel: Es sollen klare und erreichbare Ziele für die persönliche Zukunft der Klientin entwickelt und festgelegt werden.

🎬 Video: Prof. Dr. Stefan Doose – Persönliche Zukunftsplanung, path2in – Lernpfade in die inklusive Pädagogik 🎬

Zu den bereits entwickelten Methoden zählen:
• Kartensets
• Arbeitsblätter
• Planungsbücher
• sowie die sogenannten Mini-Methoden personenzentrierten Denkens.

Was bei der Persönlichen Zukunftsplanung immer gleich bleibt, ist das Grundprinzip:
• man entscheidet sich für eines von 3 Planungsmethoden
• es gibt eine Moderation
• es wird ein Unterstützerkreis aufgebaut
• gemeinsam wird eine Vorstellung von der eigenen Zukunft entwickelt
• es werden Ziele gesetzt
• und Meilensteine festgelegt
• die Ziele werden festgehalten
• und in kleinen, realistischen Schritten umgesetzt

Der Unterstützerkreis besteht aus Freundinnen und Freunden, Verwandten sowie weiteren Menschen – mit oder ohne Behinderung –, die der betreffenden Person wichtig sind. Gemeinsam denken sie über die Zukunft des Klienten oder der Klientin nach, tauschen Ideen aus und bringen ihre Erfahrungen und Perspektiven ein. Dabei ist entscheidend, dass nicht andere über die Klientin entscheiden, sondern dass die Klientin selbst im Mittelpunkt steht und ihre eigenen Wünsche, Ziele und Entscheidungen formuliert. Der Unterstützerkreis unterstützt, begleitet, stärkt und hilft, Wege zur Umsetzung dieser Ziele zu finden – die Verantwortung und Entscheidungshoheit bleiben jedoch immer bei der Klientin selbst.

Die drei Planungsmethoden
• die Persönliche Lagebesprechung (Personal review meeting)[12]
• PATH (Planning Alternative Tomorrows With Hope)
• MAP (Making Action Plan)

Die MAP-Methode

Die MAP-Methode (Making Action Plan, auch kurz MAPS genannt) gliedert sich in 6 Schritte:

  1. Die Geschichte
  2. Der Traum
  3. Der Albtraum
  4. Die Gaben
  5. Was es braucht
  6. Der Aktionsplan

Die Schritte bei MAPS

Begrüßung

Alle Personen aus dem Unterstützungskreis stellen sich vor. Die Einstiegsfrage für sie lautet: „Warum ist es mir wichtig, heute hier zu sein?“. Die Moderation und ein weiterer Mensch, der zeichnet, malt und schreibt, stellen sich vor. Es werden ihre Rollen erläutert, der Ablauf des Prozesses sowie die Gesprächsregeln.

Schritt 1: Die Geschichte

Der Hauptperson erzählt drei Geschichten aus seinem Leben. Diese sollen etwas mit den aktuellen Veränderungen bzw. Veränderungswünschen zu tun haben. Zwei Geschichten sollen dabei aus der Vergangenheit kommen, eine aus der Gegenwart. In der Regel erzählt die Hauptperson die Geschichten selbst, bei kleinen Kindern erzählen Eltern oder Vertraute. Der Unterstützerkreis hört genau zu. Der Chronist* macht sich derweil Notizen und erste Skizzen, anhand derer er jede Geschichte zusammenfasst. Bei Unklarheiten wird die Hauptperson um Unterstützung bei der Umsetzung des Bildes auf dem Plakat gebeten. Sie gibt Auskunft darüber, wie das Bild gezeichnet werden soll.

Schritt 2: Der Traum

Die Hauptperson erzählt ihren Traum.

„Was ist mein Traum? Was möchte ich wirklich im Leben?“

Der Chronist* entwickelt gemeinsam mit der Hauptperson ein passendes Bild dazu. Dabei fragt er* nach, wie Details des Traums genau aussehen oder was das Wichtigste daran ist. Bei kleinen Kindern kann neben dem Traum des Kindes (wenn er zu erkunden ist), auch der Traum der Eltern für ihr Kind im Vordergrund stehen. Sie können wie eine Fee oder ein Zauberer dargestellt werden, der/die gute Wünsche für das Kind hat.

Schritt 3: Der Albtraum

Der Albtraum soll aufzeigen, das das Schlimmste ist, was passieren könnte. Der Albtraum wird genannt, aber im Gespräch nicht weiter vertieft. Der Chronist entwickelt gemeinsam mit der Hauptperson ein ein einfaches Bild für den Albtraum. 

Schritt 4: Die Gaben

Nun werden die Menschen aus dem Unterstützerkreis aktiv. Sie sollen über die Gaben der Person nachdenken. Die Moderation sucht gemeinsam mit ihnen Schlüsselbegriffe aus der Sammlung heraus und trägt sie in den Pfeil um den Kreis herum ein (siehe Bild). Der Chronist* erstellt dazu ein passendes Bild, das die Gaben symbolisiert und stellt es ebenfalls in den Kreis.

📊 Arbeitsblatt: MAPS Arbeitsblatt, inklusion-als-menschenrecht.de 📊

Schritt 5: Was braucht es?

Nun beginnt die eigentliche Arbeit. Der Unterstützerkreis geht gemeinsam mit der Hauptperson und der Moderation der Frage nach, welche Bedingungen notwendig sind, damit die Hauptperson ihre Gaben bestmöglich einbringen kann. Die Moderation fragt sie, was sie tun könnte, um ihre Gaben besser in den Vordergrund rücken zu können. Der Chronist* fängt Schlüsselbegriffe ein und malt schnelle Bilder dazu – ähnliche Begriffe werden geclustert. Bei besonders wichtigen Bedingungen fragt der Chronist* die Hauptperson nach Details für das Bild. 

Schritt 6: Der Aktionsplan

Die Moderation fragt zum Abschluss den Unterstützungskreis, was sie denken, was die notwenigen nächsten Handlungsschritte sein werden:

  • Menschen, die informiert und einbezogen werden müssen
  • Möglichkeiten, nach denen gesucht werden soll
  • Veränderungen, die ausgehandelt werden müssen

Der Chronist* notiert die Ideen. Dann werden die Menschen im Unterstützerkreis gefragt, welche zwei bis drei Aktionen jetzt ihrer Meinung nach für den Start die wichtigsten sind. Dann wird die Hauptperson gefragt, ob zu diesen Punkten konkrete Schritte geplant werden sollen. In das Plakat wird eingetragen, wer was bis wann macht.

Abschluss

Zum Abschluss kann die Hauptperson den Unterstützungskreis einladen, das MAPS–Plakat zu unterzeichnen. 

Die Moderation schließt das Treffen mit der Bitte, ein Gefühl zu dem MAPS-Treffen zu äußern.

MAPS erfordert eine erfahrene Moderation und einen erfahrenen Chronisten*. MAPS dauert mindestens zweieinhalb Stunden und kann, je nach Thema der Zukunftsplanung, auf bis zu einen halben Tag ausgedehnt werden.

Die PATH-Methode

Bei der PATH handelt es sich um eine visualisierte Darstellung des konkreten Ablaufs zur Erreichung der Ziele. Aus dem Unterstützerkreis wird eine Person (der „Agent“) benannt, die den weiteren Prozess organisiert, die Entwicklung im Auge behält und an die betreffende Person zurückmeldet.

  • Nachdem verschiedene Ideen und Möglichkeiten gesammelt wurden, entscheidet die Klientin selbst, welche dieser Ideen sie weiterverfolgen möchte.
  • Anschließend werden konkrete Schritte vereinbart: Es wird festgelegt, was als Nächstes getan wird, wer dafür verantwortlich ist und bis wann die jeweilige Aufgabe umgesetzt sein soll.
  • Der gesamte Zukunftsplan wird in überschaubare Meilensteine gegliedert. Dabei wird Schritt für Schritt vorgegangen – so bleibt die Planung realistisch, nachvollziehbar und an den Bedürfnissen der Person orientiert.

Die PATH-Methode gliedert sich in 6 Schritte:

  1. Den Nordstern lokalisieren
  2. Die Vision
  3. Die Gegenwart
  4. Unterstützung finden
  5. Stärke entwickeln
  6. Die wichtigsten Schritte herausfinden
  7. Die im Folgemonat anfallenden Schritte herausarbeiten
  8. Sich auf die nächsten Schritte einigen

Die Schritte bei PATH

Begrüßung

Das Treffen wird von der Hauptperson oder einer vertrauten Person eröffnet. Die Menschen aus dem Unterstützungskreises werden begrüßt und der Anlass und die Zielsetzung des PATH-Prozesses erläutert. Jeder Mensch im Unterstützungskreis stellt sich vor und beantwortet die Einstiegsfrage: „Warum ist es dir wichtig, heute dabei zu sein?“ Die Moderation und der Chronist* stellen sich ebenfalls vor und erläutern ihre Rolle, den Ablauf sowie die PATH-Gesprächsregeln.

Schritt 1: Den Nordstern lokalisieren

Der Nordstern ist das Ziel der Hauptperson. Der Chronist* zeichnet gemeinsam mit der Hauptperson das Bild, das den Nordstern symbolisiert. Die Moderation bittet den Unterstützungskreis um Feedback. Voraussetzung: Hier werden noch keine Herausforderungen genannt. 

Schritt 2: Die Vision

Die Hauptperson wird gemeinsam mit ihrem Unterstützungskreis von der Moderation eingeladen, ein Zukunftsbild des angestrebten Zieles zu entwerfen: Wie sieht es aus, wenn das Ziel erreicht ist, und was konnte in den vergangenen ein bis zwei Jahren geschafft werden? Dazu unternehmen alle gemeinsam eine imaginäre Zeitreise ein bis zwei Jahre in die Zukunft. Beginnend und endend bei der Hauptperson beschreiben alle im Präsens, welche positiven Veränderungen dank des Engagements der Hauptperson und ihres Unterstützungskreises eingetreten sind, was die gegenwärtige (fiktional vergangene) Situation so zufriedenstellend macht und welche zentralen Schritte und Erfolgsfaktoren dazu geführt haben.

Der Chronist* schreibt, malt und clustert zusammengehörige Schlüsselbegriffe und Bilder in den großen Kreis auf dem Plakat, der Platz in der Mitte bleibt frei. Danach bittet die Moderation die Hauptperson, zu sagen, welche Möglichkeiten ihr am wichtigsten sind. Der Chronist* und die Hauptperson arbeiten dann ein paar Minuten daran, ein passendes Bild zu erschaffen, welches den Kern der positiven Veränderungen widerspiegelt. Dieses wird in der Mitte des Kreises platziert. 

Schritt 3: Die Gegenwart

Der Chronist* überschreibt die erste Spalte mit „Jetzt“ und dem Datum des Tages. Die Moderation fasst die Vision der gewünschten Zukunft kurz zusammen und fragt dann nach den Details, die die Gegenwart ausmachen. Die Hauptperson beginnt, der Unterstützerkreis hilft mit. Hier sollen wichtige Fakten gesammelt werden. Der Chronist* malt jetzt keine Bilder mehr, sondern listet einfach Punkte auf. Am Ende wird die Hauptperson gefragt, ob es ein Bild für ihren jetzigen Zustand gibt, das sie vor ihrem inneren Auge sieht.

Schritt 4: Unterstützung finden

Nachdem die Hauptperson entschieden hat, ob sie den Plan verfolgen will wird der Unterstützerkreis von der Moderation eingeladen, sich auf dem Plakat einzutragen, wenn sie an der Verwirklichung des Zukunftsplanes mitwirken wollen. Es können auch nicht anwesende Personen identifiziert und aufgeschrieben werden, die zusätzlich eingeladen werden sollten, um an diesem Prozess mitzuwirken. Ihre Mitwirkung sollte positiv sein und möglich erscheinen. 

Schritt 5: Stärke entwickeln 

In diesem Schritt planen die Hauptperson und der Unterstützerkreis gemeinsam, wie sie sich gegenseitig stärken können. Über welche Kompetenzen, Ressourcen und Verbindungen verfügen sie bereits, welche müssen sie noch entwickeln? Dazu macht der Unterstützungskreis mithilfe des Plakats „Stärker werden“ ein kurzes Brainstorming in Stichworten, welche Kompetenzen und Ressourcen bereits vorhanden sind und was zusätzlich gebraucht wird. Es geht dabei um die Bereiche:

  • Menschen und Beziehungen: Wen kennen wir?
  • Organisationen, Vereine und Gruppen: Wo gehören wir dazu? Wo sind wir Mitglied?
  •  Know-how: Welche Informationen, Kenntnisse und Fertigkeiten haben wir?
  • Systeme: Was können die vorhandenen Systeme für uns tun? Welche Rechtsansprüche haben wir?
  • Persönliche Energie und Gesundheit: Was können wir persönlich tun, um fit zu bleiben und uns zu stärken? 

Danach werden die wichtigsten Punkte ausgewählt und auf dem Plakat in der Spalte „Stärke entwickeln“ eingetragen.

📊 Arbeitsblatt: Plakat „Stärker werden“, inklusion-als-menschenrecht.de 📊

Schritt 6: Die wichtigsten Schritte herausfinden 

Ziel dieses Schrittes ist es, zu reflektieren, welche Entwicklungen etwa zur Halbzeit des geplanten Zeitraums sichtbar sein sollten, um der Zukunftsvision näherzukommen. Dabei werden zwei bis drei zentrale Meilensteine herausgearbeitet, die für das Erreichen des Gesamtziels wesentlich sind. Jeder dieser Meilensteine wird anschließend durch zwei bis drei konkrete Teilziele oder Handlungsschritte ergänzt.

Schritt 7: Die im Folgemonat anfallenden Schritte herausarbeiten

Im ersten Monat nach dem Treffen geht es darum, erste detaillierte Absprachen unter den Beteiligten zu treffen, andere Personen mit einzubeziehen und Informationen einzuholen. Die Hauptperson findet nun gemeinsam mit dem Unterstützerkreis Ziele für den ersten Monat. Danach wird festgelegt, wer welche Schritte unternimmt und wer dabei unterstützt. Der Chronist* schreibt das Ziel und daneben die Namen auf. Dann werden die Menschen im Unterstützungskreises gefragt, ob sie der Hauptperson auch bei der Erreichung weiterer Meilensteine helfen können und ob sie dies mit jemand zusammen tun wollen. Angebote, die die Hauptperson angenommen hat, werden notiert. Es wird vereinbart, wie die Hauptperson über die Ergebnisse der Aktivitäten der Unterstützer* informiert wird.

Schritt 8: Sich auf die nächsten Schritte einigen

In diesem Schritt werden Vereinbarungen getroffen, damit die Hauptperson und der Unterstützungskreis sofort mit der Umsetzung beginnen können. Die Moderation bittet nun alle, darüber nachzudenken, was sie in den nächsten 2 bis 3 Tagen tun können, um der Zukunftsvision einen kleinen Schritt näher zu kommen. Das kann zum Beispiel sein, jemanden über das Planungstreffen zu informieren oder einen Kontakt herstellen. Die Hauptperson beginnt und sagt, was sie als nächstes tun möchte. Dann machen die anderen, die sich bereit erklärt haben, Unterstützung anzubieten, nach der Reihe ihre Angebote. Die Hauptperson entscheidet, ob sie diese annehmen möchte. Die Aktionen werden auf dem Plakat in einer Tabelle „Was macht wer bis wann“ unter „Nächste Schritte“ notiert.

📊 Arbeitsblatt: Der PATH-Prozess, inklusion-als-menschenrecht.de 📊

Abschluss

Die Moderation lädt nun alle dazu ein, den gesamten PATH noch einmal zu betrachten, und bittet um einen passenden Titel. Sobald ein Vorschlag gefunden ist, der der Hauptperson zusagt, trägt der Chronist* den Titel ein.

Die Moderation schließt das Treffen mit der Bitte, ein Gefühl zu dem PATH-Treffen zu äußern.

PATH erfordert eine erfahrene Moderation und einen erfahrenen Chronisten*. PATH dauert mindestens zweieinhalb Stunden und kann, je nach Thema der Zukunftsplanung, auf bis zu einen halben Tag ausgedehnt werden.

Für wen oder was eignet sich die Persönliche Zukunftsplanung

Fragen, die in der Persönlichen Zukunftsplanung gestellt werden:
• Wer ist die Person?
• Was kann die Person gut?
• Was ist typisch für sie?
• Was macht sie aus?
• Welche Talente, Gaben, Stärken und Fähigkeiten hat sie?
• Was ist ein passendes Ziel für sie?
• Welche Schritte muss sie machen?
• Was ist der Person wichtig?
• Welche Unterstützung braucht sie?
• Welche Wahlmöglichkeiten gibt es?

Die Persönliche Zukunftsplanung eignet sich für Menschen, die ihr Leben aktiv gestalten und Veränderungen bewusst angehen möchten. Sie unterstützt dabei, herauszufinden, wohin der eigene Lebensweg führen soll, und hilft, klare Ziele zu entwickeln und diesen Schritt für Schritt näherzukommen. Anwendung findet sie in vielen Lebensbereichen – etwa bei der beruflichen Orientierung, der Suche nach einem passenden Arbeits- oder Praktikumsplatz, bei Schulwechseln oder beim Übergang von der Ausbildung in den Beruf. Ebenso kann Persönliche Zukunftsplanung helfen, passende Wohnformen zu finden, Freizeitaktivitäten oder Hobbys zu entdecken, neue Freundschaften zu knüpfen oder den Wunsch umzusetzen, in eine andere Wohnung zu ziehen. Kurz gesagt: Sie eignet sich für alle, die Veränderungen planen, Ziele verwirklichen und das eigene Leben selbstbestimmt gestalten möchten.

🔗 Externer Link: Anleitungen und Ideen zur Umsetzung der Persönlichen Zukunftsplanung, Netzwerk Persönliche Zukunftsplanung e.V. 🔗

Gern, Frau Felbermayer. Unten finden Sie sofort einsetzbare, kompakte Anleitungen für jede der genannten Mini-Methoden, so formuliert, dass Sie sie ohne großen Vorlauf in Unterricht oder Alltag integrieren können. Ich formuliere jeweils Ziel, kurze Vorbereitung, Durchführung und Auswertung in vollständigen Sätzen, damit Sie flüssig arbeiten können.

PZP Mini-Methoden

Sozialraum erarbeiten

Das Ziel ist, das Umfeld der Person sichtbar zu machen und neue Anknüpfungspunkte für Teilhabe zu finden. Du bereitest einen großen Bogen Papier oder ein Whiteboard vor und markierst in der Mitte den Namen der Person. In der Durchführung sammelst du gemeinsam mit ihr konkrete Orte aus dem Alltag, die bereits genutzt werden oder interessant sein könnten, und ergänzt Wege dorthin, Öffnungszeiten, Barrierefreiheitsaspekte und Kontaktpersonen. Du hältst kurz fest, wie wohl sich die Person an den einzelnen Orten fühlt und was sie dort tun möchte. In der Auswertung wählst du einen Ort aus, bei dem eine kleine, realistische Erprobung zeitnah möglich ist, und vereinbarst genau, wer welchen ersten Schritt übernimmt und wie der Rückblick erfolgt.

Meine Orte

Das Ziel ist, persönliche „Lieblings-, Alltags- und Möglichkeitsorte“ zu klären. Du bereitest einfache Ortskarten vor, auf die Name, Adresse und „darum mag ich den Ort“ passen. In der Durchführung bittet die Hauptperson, Orte aus ihrem Wochenlauf zu benennen, und ordnet jede Karte spontan ein, etwa von „sehr gut“ bis „anstrengend“. Wenn Lautsprache nicht verfügbar ist, verwende Symbole, Fotos oder eine Skala mit Farben oder Gesichtern. In der Auswertung wähle einen Ort, der stärkt, und überlege eine minimale Ausdehnung (zum Beispiel zehn Minuten länger bleiben oder eine Person dorthin mitnehmen) sowie einen Ort, der belastet, und plane eine kleine Entlastung (zum Beispiel Zeitpunkt wechseln oder Begleitung verändern).

Netze spannen

Das Ziel ist, Unterstützung zu aktivieren. Du bereitest ein Blatt mit konzentrischen Kreisen rund um die Person vor. In der Durchführung trägst du Menschen und Gruppen ein, beginnend bei sehr nahen Beziehungen bis hin zu losen Kontakten, und vermerkst, wobei diese Personen realistisch helfen könnten. Wenn jemand keine Lautsprache nutzt, arbeite mit Fotos, Piktogrammen oder Gegenständen als Stellvertreter. In der Auswertung wähle höchstens zwei Kontakte für eine konkrete, kleine Bitte aus und formuliere die Anfrage so, dass sie zeitlich und inhaltlich leicht erfüllbar ist; anschließend lege einen Zeitpunkt für das Feedback fest.

Lebensweg

Das Ziel ist, die eigene Geschichte wertschätzend zu ordnen und Perspektiven zu öffnen. Du bereitest eine einfache Zeitlinie von „früher“ bis „heute“ mit Platz für „morgen“ vor und legst Bildkarten oder Fotos bereit. In der Durchführung bittest du die Hauptperson, Ereignisse, Erfolge, Wendepunkte und Lieblingsaktivitäten zu setzen; bei sensiblen Inhalten arbeitest du traumasensibel, lässt Auslassen ausdrücklich zu und fokussierst besonders auf gelingende Momente. In der Auswertung markierst du gemeinsam zwei stärkende Motive, die künftig häufiger Platz bekommen sollen, und vereinbarst eine kleine Handlung, die schon in der laufenden Woche möglich ist.

Ich-Buch

Das Ziel ist, die alltagsrelevanten Hinweise zur Person dauerhaft nutzbar zu machen. Du bereitest ein ringgebundenes Heft oder eine digitale Sammlung mit wiederkehrenden Seiten vor, auf denen kurz und konkret steht, was wichtig ist, wie Kommunikation funktioniert, was gut tut, was Stress auslöst und wie man hilfreich reagiert. In der Durchführung erstellst du jede Seite in Ich-Form, mit Fotos oder Symbolen, und testest sie unmittelbar im Alltag, indem du eine Situation mit und ohne Buch vergleichst. In der Auswertung hältst du fest, welche Seiten besonders hilfreich waren, und planst regelmäßige Aktualisierungstermine, damit das Buch lebendig bleibt.

🔗 Externer Link: Inspiration: Das ICH-Buch für Kinder 🔗

Eine oder zwei Seiten über mich

Das Ziel ist, eine schnelle, verlässliche Übersicht zu geben. Du strukturierst eine Seite in drei bis fünf kurze Abschnitte, zum Beispiel „Das bin ich“, „Das ist mir wichtig“, „So unterstützt du mich gut“, „So kommuniziere ich“, „Bitte beachten“. In der Durchführung formulierst du knappe, positive Sätze in Ich-Form und ersetzt Fachsprache durch alltagstaugliche Wörter; falls Lautsprache nicht genutzt wird, fügst du Beispiele für Zeichen, Gesten, Geräte oder Reaktionen hinzu, die verstanden werden. In der Auswertung prüfst du mit der Person und mindestens einer neuen Bezugsperson, ob die Seite tatsächlich Orientierung schafft, und überarbeitest Formulierungen, die im Alltag nicht greifen.

Drei Dinge, die ich an Dir schätze und mag

Das Ziel ist, Wertschätzung sichtbar zu machen und Selbstwert zu stärken. Du bereitest kleine Karten oder Zettel vor, auf denen jeweils drei kurze Botschaften Platz haben. In der Durchführung geben sich die Teilnehmenden gegenseitig eine Karte und notieren oder malen drei konkrete Stärken oder schöne Erlebnisse mit der Person; wenn Schreiben schwerfällt, nutzen Sie Symbole oder diktierten Text. In der Auswertung liest die Hauptperson die Karten, nimmt sie in ein persönliches Portfolio auf und benennt, welche Rückmeldung sie am meisten stärkt und wie sie diese Stärke in der kommenden Woche einsetzen möchte.

Die Waage

Das Ziel ist, ein faires Gleichgewicht zwischen dem, was der Person selbst wichtig ist, und dem, was Bezugspersonen wichtig finden, herzustellen. Sie zeichnen zwei Waagschalen und beschriften die eine mit „wichtig für mich“ und die andere mit „wichtig für andere“. In der Durchführung sammelst du Anliegen beider Seiten auf Kärtchen, legst sie in die entsprechenden Schalen und sprichst über Gewichtung und Hintergründe. Wenn Lautsprache nicht genutzt wird, arbeitest du mit Ja/Nein-Signalen, Fotos oder einer einfachen Bewertungsleiste. In der Auswertung wählst du ein kleines Experiment, das die Waage ausbalanciert, beispielsweise eine feste Draußen-Zeit pro Woche bei gleichzeitiger Absprache, wann Lernzeiten stattfinden, und legst fest, woran in zwei Wochen erkennbar ist, ob das Experiment gelungen ist.

Praktische Hinweise für alle Mini-Methoden

Auf den Datenschutz achten! Behalte Einwilligungen im Blick zu behalten und verwende Namen, Fotos und sensible Inhalte nur mit Einverständnis. Eine klare Zeitbegrenzung, ein sichtbarer Abschluss und eine vereinbarte Rückschau fördern Verbindlichkeit und Schutz vor Überforderung. Wenn jemand keine Lautsprache hat, solltest du konsequent auf visuelle, taktile oder technische Unterstützungen zurückgreifen und Reaktionszeiten großzügig einplanen.

Quellen:
[1] Handbuch Bedarfsermittlung mit dem BEI_NRW, LWL Inklusionsamt Soziale Teilhabe, lwl-inklusionsamt-soziale-teilhabe.de
[2] BEI_BW: Bedarfsermittlungsinstrument Baden-Württemberg, Sozialministerium Baden-Württemberg, sozialministerium.baden-wuerttemberg.de
[3] Zur Erfassung des individuellen Hilfebedarfs von Personen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung mittels eines ICF-basierten Beurteilungsbogens, Eine Evaluation des Assessmentverfahrens in der Steiermark, Forschungsnetzwerk AMS, forschungsnetzwerk.ams.at
[4] Befundbericht Wohnen und Pflege, Fonds Soziales Wien, fsw.at
[5] Bedarfsplanung von Einrichtungen für Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich, Land Niederösterreich, noe.gv.at
[6] WHODAS 2.0, World Health Organization Disability Assessment Schedule, psydix.org
[7] Mini-ICF-APP-Selbstbeurteilung, psydix.org
[8] Vineland Adaptive Behavior Scale, wikipedia.org
[9] WHODAS 2.0, World Health Organization Disability Assessment Schedule 2.0, psychiatry.org
[10] International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF), englische Version, WHO, who.int
[11] ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, Deutsches Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, bfarm.de
[12] Die Persönliche Lagebesprechung von Stefan Doose, inklusion-als-menschenrecht.de

Literatur zur Persönlichen Zukunftsplanung:
Netzwerk Persönliche Zukunftsplanung e.V.
Online-Handbuch Inklusion als Menschenrecht
Talking Mats, Free Support Materials – Symbole zur freien Nutzung
Vorlage für ein ICH-Buch
Vorlage für die Persönliche Lagebesprechung inklusive Falt-Anleitung


Bildquellennachweis: ©pixabay.com @Pexels