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Der Unterschied zwischen Ulcus und Tumor

Kommentarliteratur zum Thema des Fachs „Anatomie“

15.03.2025

Der Unterschied zwischen Ulcus und Tumor

In der medizinischen Praxis begegnen Pflegeassistenten* täglich zwei grundlegend verschiedenen Gewebeveränderungen: dem Ulcus und dem Tumor. Während ein Ulcus einen Verlust an Gewebe bedeutet und „nach innen“ geht, stellt ein Tumor eine Gewebevermehrung dar, die „nach außen“ wächst. Diese morphologischen Unterschiede sind entscheidend für die Pflege.

Was bezeichnet man als Ulcus

Ein Ulcus (lateinisch für Geschwür, Mehrzahl Ulcera) bezeichnet einen tiefreichenden Substanzdefekt der Haut oder Schleimhaut, der über die oberflächlichen Schichten hinausgeht und mindestens bis in die Dermis reicht. Im Gegensatz zu traumatischen Wunden entsteht ein Ulcus nicht durch äußere Verletzungen, sondern durch krankhafte Prozesse wie Infektionen, Durchblutungsstörungen, immunologische Reaktionen oder Stoffwechselstörungen.

Die charakteristischen Merkmale eines Ulcus sind der Verlust von Gewebesubstanz und die damit verbundene Vertiefung im betroffenen Gewebe. Dieser Substanzdefekt zeigt sich klinisch als infizierte, häufig schmerzhafte Wunde mit einer sehr geringen Heilungstendenz. Besonders häufig tritt das Ulcus cruris (offenes Bein) am Unterschenkel auf, meist bedingt durch venöse Insuffizienz oder arterielle Durchblutungsstörungen.

Die Pathophysiologie eines Ulcus basiert auf der Zerstörung normaler Gewebestrukturen. Bei venösen Ulcera bewirken chronische Entzündungen einen Umbau des Bindegewebes und eine Verhärtung. Eine Fibrinschicht um die Kapillaren stört die Sauerstoffversorgung. Der Substanzdefekt kann je nach Schweregrad verschiedene Gewebeschichten betreffen – von oberflächlichen Hautdefekten bis hin zu tiefen Ulcerationen, die Sehnen, Knochen oder Gelenke erreichen.

Was bezeichnet man als Tumor

Ein Tumor (lateinisch tumor = Schwellung) wird in der Medizin in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet. Im weiteren Sinne bezeichnet Tumor jede Schwellung oder Raumforderung eines Gewebes, unabhängig von ihrer Ursache – dies kann eine Entzündung, ein Ödem, eine Zyste oder eine echte Geschwulst sein.

Eine Schwellung ist ein grundlegendes Symptom vieler Krankheitsprozesse und gehört zu den klassischen Entzündungszeichen, die bereits von Aulus Cornelius Celsus beschrieben wurden. Charakteristisch für eine Schwellung ist eine sicht- oder tastbare Volumenzunahme des Gewebes, die meist mit Rötung, Überwärmung, Schmerz oder Funktionseinschränkung einhergehen kann, je nach Ursache und Lokalisation.

Ulcus und Tumor
Bild 1 / Beitragsbild

Pathophysiologisch entsteht die Schwellung in der Regel durch ein Ungleichgewicht zwischen Flüssigkeitsfiltration und -resorption im Gewebe. Bei Entzündungen führt die Freisetzung von Histamin, Prostaglandinen oder Zytokinen zu einer Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) und einer erhöhten Gefäßpermeabilität (Durchlässigkeit). Dadurch tritt Plasmaflüssigkeit aus den Kapillaren aus, was zu einem Ödem führt.

Weitere Mechanismen, die eine Schwellung verursachen, sind ein gestörter Lymphabfluss, eine venöse Abflussbehinderung oder eine vermehrte extrazelluläre Matrixproduktion, wie es bei chronischen Entzündungen oder fibrotischen Prozessen vorkommt.

Der Unterschied zwischen Ulcus und Tumor

Der fundamentale morphologische Unterschied zwischen Ulcus und Tumor liegt in der entgegengesetzten Gewebeveränderung: Ein Ulcus stellt einen Substanzdefekt mit Gewebeverlust dar, der sich „nach innen“ entwickelt, während ein Tumor eine Raumforderung mit Gewebezunahme darstellt, die „nach außen“ wächst.

Morphologische Charakteristika:

  • Ulcus: Vertiefung, Substanzdefekt, Gewebedestruktion, „Loch“ im Gewebe
  • Tumor: Erhebung, Raumforderung, Gewebevermehrung, tastbare Schwellung

Therapeutische / pflegerische Konsequenzen:
Ulcera erfordern eine kausale Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung (z.B. Kompressionstherapie bei venösen Ulcera) sowie lokale Wundversorgung. Tumoren benötigen je nach Dignität operative Entfernung, Chemotherapie oder Bestrahlung.


Beitragsbild: KI